Ehemalige Torfgewinnung in der Westricher Moorniederung

Alternative Bezeichnungen: Westricher Niederung, Westpfälzische Moorniederung, Landstuhler Bruch, Spesbacher Bruch

Die westricher Moorniederung zwischen Waldmohr und Kaiserslautern wies seit dem Ende der letzten Eiszeit eine ausgedehnte Moorlandschaft auf. Im 18. und 19. Jahrhundert wurde eine aktive Moorkultivierung mit einhergehender Torfgewinnung betrieben, wodruch sich das Landschaftsbild stark veränderte. Heute dient dieses Gebiet der Naherholung sowie als FFH-Schutzgebiet, aber auch als Verkehrs- und Siedlungsraum.

Topographie

Die Westricher Moornierung oder auch Westricher Niederung, Westpfälzische Niederung oder auch Landstuhler Bruch genannt, ist ein Landschaftsteil der Kaiserslauterer Senke in der Westpfalz.

Die Niederung erstreckt sich zwischen Kaiserslautern und Homburg auf einer Strecke von fast 40 Kilometern und ist durchschnittlioch etwa zwei bis vier Kilometer breit. Das Gebiet umfasst etwa 67 Quadratkilometer und liegt etwa auf 200 Metern über NN. Es reicht von Waldmohr im Südwesten über Bruchmühlbach-Miseau und Ramstein-Miesenbach bis nach Kaiserslautern im Nordosten.

Das Gebiet wird hauptsächlich durch zwei Bäche entwässert. Diese sind zum einen der Glan im Westen und etwa „mittig“ der zwanzig Kilometer lange Mohrbach, der bei Niedermohr in den Glan mündet.

Geologie

Im Norden wird die Westricher Moorniederung durch das Nordpfälzer Bergland und im Süden durch die Sickinger Höhe begrenzt. In dem Zwischenraum liegt eine Senke. Mit dem Ende der letzten Eiszeit vor etwa 11.000Jahren führten geologische Ereignisse, wie Rutschungen, Erosion und Frostverwitterung zu einer rückschreitenden Erosion. In der Niederung entstand eine sogenannte Deflationswanne. In dieser Mulde sammelte sich kalte Luft, was häufig zu einer Bildung von Bodenfrost und –nebel führte. Das Grundwasser konnte in diesem Bereich bei Starkregen schnell ansteigen, sodass eine Seenlandschaft entstand. Das größte Gewässer war der Scheidelberger Woog, der sogar der größte Woog der Pfalz war und nahezu die gesamte Westricher Moorniederung abdeckte. Die Moore entstanden aus der Verlandung dieser stehenden Gewässer.

Als Moor bezeichnet man einen Boden, der mindestens eine 30 cm dicke Torfdecke aufweist. Es handelt sich um Böden, in denen Torf gebildet wird oder oberflächig ansteht. Torf wiederum besteht aus abgestorbenem und vermoderten Pflanzenmaterial. Im Fall der Westricher Moorniederung traten an einigen stellen Hartbodeninseln (flache Sandsteinrücken) mit mineralischen Böden an die Oberfläche, sogenannte Schachen.

Die ehemalige Gesamtmoorfläche betrug 1581 Hektar. Die Fläche war nahezu zusammenhängend und lückenlos. Ihre Mächtigkeit schwankte örtlich stark und lag zwischen einem halben Meter und fünf Metern. Die dicksten Torfschichten waren zwischen Hütschenhausen und Hauptstuhl sowie zwischen dem Eichelscheiderhof und Vogelbach zu finden.

In der Westricher Niederung gab es hauptsächlich Übergangsmoore, vereinzelt auch Niedermoore und Tendenzen zu Hochmooren. Moore treten häufig in Zusammenhang mit wasserliebenden Indikatorpflanzen, wie beispeilsweise Schachtelhalm, Wasserminze oder Moosarten. Einst war dort Bruchwald aus Erlen, Birken und Weidenarten zu finden. Heute sind davon nur noch Relikte erhalten sowie Bestände an Kiefern, Fichten und Buchen. 

Geschichte der Moorkultivierung und Torfgewinnung

Im Zusammenspiel zwischen den vorherrschenden Faktoren von Relief, Boden und Lokalklima existierte ein Lebensraum, der eigentlich von Menschen gemieden wurde. In der Römerzeit wurde die Moorniederung nicht besiedelt und konnte nur über zwei Überquerungsdämme, sogenannte Spicken, begangen werden. Mitte des 18. Jahrhunderts begann man mit der Umgestaltung der Moore, um sie für Landwirtschaft, Torfabbau und Wassergewinnung zu nutzen. Zu diesem Zeitpunkt wurde bereits mit dem willkürlichen Torfabbau begonnen und der erste Plan für ein Entwässerungssystem entworfen. Im Jahr 1780 genehmigte die kurpfälzische Regierung offiziell wegen zunehmender Holzknappheit den unentgeltlichen Torfstich zur Brenntorfgewinnung. Aus diesem Grund wurden viele Weiher und Wooge entwässert, so auch der Scheidelberger Woog. Die landwirtschaftliche Nutzung der Fläche war nicht sehr erfolgreich, sodass die Wiesen wieder verwässerten und versauerten.

Erst unter bayerischer Verwaltung ab 1816 wurde das Entwässerungssystem wieder hergestellt. Es wurde zwar weniger Landwirtschaft in diesem Gebiet betrieben als geplant, aber dafür vorwiegend Torf abgebaut. Die Torfgewinnung erreichte Mitte des 19. Jahrhunderts ihren Höhepunkt. Im Jahr 1849 wurde die an der Moorniederung vorbeiführende Pfälzer Ludwigsbahn fertiggestellt, mit der seitdem Kohle aus dem angrenzenden Saargebiet in Richtung Vorderpfalz transportiert werden konnte. So verlor die Brandtorfgewinneung in der Westricher Moorniederung an Bedeutung, die sich deshalb bis zum Jahr 1880 halbierte. Man begann daraufhin damit die Niederung mit Fichten aufzuforsten und die Wiesenkultur zu verstärken, wodurch der Torfertrag weiter sank.

Nach dem Ersten Weltkrieg (1914-1918) veränderte sich die Moorkultivierung. Die bayerische Regierung forderte die Einrichtung von Moorwirtschaftsstellen zur Förderung der Moorkultur. Beispiele hierfür sind der Ohlkorb und das Prottelbruch. Es handelte sich dabei um Wirtschaftshöfe mit Viehzucht und Saatzuchtstellen. Im Jahr 1951 wurden Grundstücke an private verpachtet, wodurch die Torfwirtschaft im Forstamt Landstuhl zum erliegen kam.

Seit dem Zweiten Weltkrieg ist im Bereich der Verbandsgemeinden Ramstein-Miesenbach und Bruchmühlbach-Miesau auch die militärische Nutzung gebietsprägend. Die Ramstein Air Base ist der größte Stützpunkt der US-Luftwaffe außerhalb der USA. Dort befindet sich auch das Hauptquartier der United States Air Forces in Europe (USAFE) und eine NATO-Basis.

Heute ist die ursprüngliche Fläche der ehemaligen Moorniederung dezimiert und wurde in Wiesen-, Wald- und Landwirtschaftsflächen umgewandelt. Einige Landschaftsteile wurden zu FFH-Gebieten ernannt. Daneben wurde die Moorniederung auch mit Siedlungs- und Verkehrsflächen überbaut. Lediglich alte Flurnamen wie etwa „Alte Torflöcher“, „Alte Spick“ oder „Neue Torflöcher“ weisen auf den ehemaligen Torfabbau hin.. 

Objektbeschreibung

Die Hälfte der ehemals zur Moorkultivierung genutzten Flächen sind heute waldbaulich genutzt oder als Grünland bewirtschaftet. Die charackteristische Waldgesellschaft der ehemaligen Moorgebiete ist ein feuchter Birken-Eichen-(und Buchen)wald. Bei stärkerer Vernässung sind dies Erlen- und Erlen-Birken-Bruchwälder. An weniger nassen und nicht vermoorten Standorten wachsen Steileichen und Hainbuchen. In den Bachauen sind abhängig vom Vernässungsgrad Eichen- und Hainbuchenwälder mit Erlen-Eschen-Auenwäldern zu finden.

Die aktuell noch vermoorten Bereiche und Zwischenmoorbereiche sind vor allem auf den ehemaligen Torfstichen zu finden. Sie befinden sich hauptsächlich in den Naturschutzgebieten „Geißweiher“, „Rodenbacher Bruch“ und „Neuwoog-Moor“. Vor allem in diesen Gebieten existiert eine Vielzahl an FFH-Lebensraumtypen mit stark gefährdeten Lebensgemeinschaften. Aus diesem Grund kommt der Westricher Moorniederung heute eine besondere Bedeutung zu. Aufgrund des Standortpotentzials entwicklete sich ein vilfältiger Biotopkomplex an feuchten bis nassen Standorten, wie Zwischenmooren und Moorheiden, Bruch- und Stumpfwaldgesellschaften und Moorwäldern. Hierzu gehören Feucht- und Nasswiesen, Röhrichte, Großseggenriede und magere Wiesen und Weiden. Dementsprechend existieren in diesem Bereich hochspezifische moortyische Arten, wie Hochmoor-Perlmutterfalter, Großes Wiesenvögelchen, Lungenenzian-Ameisenbläuling, Arktische Smaragdlibelle, Efeu-Moorglöckchen und Schlankes Wollgras.

Räumliche Lage und Erreichbarkeit

Die Westricher Moorniederung erstreckt sich von Kaiserslautern-Einsiedlerhof bis Bruchmühlbach-Miesau. Das Gebiet verläuft parallel zur Autobahn 6 und liegt größtenteils nördlich der Autobahn. Am besten ist die Westricher Moorniederung zu Fuß von einer der in diesem Gebiet liegenden Städte und Dörfer erreichbar.

Literaturverzeichnis

  • Geiger, M. (1993). Die Westricher Niederung, in: Geiger, Michael (Hrsg.): Westrich und Pfälzer Bergland Landau.
  • Häberle, D. (1914). Scheidenberg, Scheidenberger Woog, Scheidenberger Straße. Ein Beitrag zur historischen Geographie der Westpfalz Kaiserslautern.
  • Wallesch, W. (1966). Das Landstuhler Bruch. Eine historische, ökologische und ökonomische Untersuchung Speyer.

Quellenangaben

Artikel-Historie

Koordinaten:

49° 24“ 50′ N, 7° 29“ 57′ O

Baustil:

Unbekannt

Datierung:
1780-1951

Schlagworte:

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  • Barrierefreiheit
  • Parkplatz

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