Ritterstein „Jungfernstein“

Alternative Bezeichnungen: Ritterstein Nr. 152

Der Ritterstein „Jungfernstein“ (Ritterstein Nr. 152) befindet sich etwa zwei Kilometer südlich von Kaiserslautern an einem Wegedreieck am Randes des Stadtwaldes. Er liegt zwischen Kleinem Humberg und Kleinem Krebser.

Thematische Einordnung

„Jungfernstein“ ist ein Ritterstein aus der Kategorie „Orientierungspunkte“. Rittersteine aus dieser Kategorie sollen der Orientierung des Wanderers dienen oder Hinweise auf bemerkenswerte Orientierungspunkte im Gelände geben. Beispiele hierfür sind etwa Quellen, Sohlen, Wooge, Felsen, Burgen, Täler oder Angaben über Grenzen oder Herrschaftsgebiete.

Spezifische Einordnung

Der Ritterstein soll auf den sich unmittelbar daneben befindlichen Jungfernstein hinweisen, bei dem es sich um einen ehemaligen Grenzstein handelt. Zu diesen wurden etwa alle zehn Jahre sogenannte Waldgrenzumgänge veranstaltet. Der erste Waldumlauf in Kaiserslautern fand 1514 statt. Weitere Umgänge sind für die Jahre 1539, 1592, 1682 und 1730 in den Urkunden verzeichnet.

Solche Wanderungen von Grenzmarkierung zu Grenzmarkierung sollten der Bevölkerung immer wieder den Verlauf der Grenze ins Gedächtnis rufen. An diesem Volksbrauch nahmen der Bürgermeister, der Stadtrat, die Bürgerschaft und die männlichen Jugendlichen teil. Bei diesen Rundgängen wurden die Knaben an den wichtigsten Grenzmarkierungen gepritscht. Hierfür mussten sie sich über den Grenzstein legen und bekamen leichte Schläge auf das Gesäß. Dies sollte dazu dienen, dass sie sich diese besonders bedeutenden Grenzsteine besser einprägten. Die Schläge machten weitaus größeren Lärm als das sie schmerzten. Die Pritsche bestand aus einem Buchenholzstück, welches in fünf oder sechs dünne Blätter geschnitten war und an einer Schnur über der Schulter getragen werden konnte. An den anderen Grenzsteinen, an denen keine Pritschen gegeben wurden, erhielten die Jungen bunte Bänder, die sie an den Hüten befestigten.

Auf einem Notgeldschein aus dem Jahr 1923 ist das Bild eines Schuljungen zu erkennen, der seine Pritsche mit folgendem Spruch erhält:

„Die Waldgrenz soll die Jugend merken,

die Pritsche hilfts Gedächtnis stärken.

Der Tag ist wieder kommen an, pritsch Meister pritsch,

wo wir großen Umgang han, pritsch Meister pritsch.

Mit Trommeln und mit Pfeifenklang,

so ziehn wir der Grenz entlang,

pritsch Meister pritsch, pritsch Meister pritsch.“

(Eitelmann, 2005)

Der hiesige Grenzstein war im Jahr 1729 zerbrochen. Ein Jahr darauf wurde ein neuer aufgestellt und erstmals feierlich mit dem Pritschen von Jungfrauen eingeweiht. So kam der Grenzstein zu seinem Namen. Die Mädchen wurden hier über den Grenzstein gelegt und vom Pritschmeister mit der Pritsche drei Mal sanft über den Rücken gestrichen. Vier Töchter aus gutem Hause, nämlich die Tochter des kurpfälzischen Forstmeisters, die Tochter des Kellers von Hohenecken, die Tochter von Dr. Martin und die Tochter des reformierten Pfarrers von Einöllen waren die ersten die auf dem Jungfernstein gepritscht wurden.

In die eine Seite des Jungfernsteins ist das Kaiserslauterer Stadtwappen gehauen und in die andere die Wolfsangel. Bei letzterer handelt es sich um das Symbol des Stiftswaldes, das heißt dem Zeichen der Stiftskirche, das einst  Prämonstratenserkloster war. Auf einer dritten Seite sind die Jahreszahlen 1729,1786 und 1953 eingraviert.

Nicht nur aus Kaiserslautern sind sogenannte Waldumläufe bekannt. Auch in der Vorderpfalz, beispielsweise in Weinbiet, wurde dieser Brauch durchgeführt. Um der Jugend auch dort einen leichten Schmerz zur besseren Einprägung des Grenzverlaufes zuzuführen, haben die Alten in der Steinoberfläche schüsselartige Vertiefungen eingeschlagen. In diese wurden am Tag des Waldumgangs Wein geschenkt. Wenn die Jugend nun diesen Wein trinken wollte, wurde ihnen währenddessen der Mund auf dem Stein gestoßen.

In dem Artikel „Rittersteine im Pfälzerwald“ erfährst du mehr über die Systematik, Verbreitung und Historie der Rittersteine!

Literaturverzeichnis

  • Eitelmann, Walter / Pfälzerwald-Verein e.V. (Hrsg.) (2005). Rittersteine im Pfälzerwald. Gedenksteine und Inschriften - Eine steinerne Geschichtsschreibung (5. Auflage). Neustadt/Weinstraße.

Quellenangaben

Artikel-Historie

Koordinaten:

49° 24“ 38′ N, 7° 47“ 23′ O

Baustil:

Unbekannt

Datierung:
Unbekannt

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