Eichelscheiderhof bei Waldmohr

Der Eichelscheiderhof ist ein, nach französischem Baustil, hufeisenförmige Hof, welcher in den Jahren zwischen 1752 und 1757 erbaut wurde. Er diente im Laufe der Jahre mehreren Familien als Wohnsitz und wurde sogar, zur Zeit der Koalitionskriege (1792-1815), von Napoleon zur Unterbringung und Züchtung seiner Paradepferde genutzt. Heute ist der Hof in Privatbesitz und wird zur Haltung von Pferden und Rindern genutzt.

Geschichte

Eine eindeutige Datierung einer erstmaligen Gebäudeerrichtung an der Stelle des jetzigen Eichelscheider Hofes gestaltet sich schwierig. Während die fehlenden Verzeichnungen auf den Karten sowie die textlichen Abfassungen des Topographen Tilemann Stella darauf schließen lassen, dass eine Bebauung der Fläche vor 1564 von der Hand zu weisen ist, wird diese durch eine aus dem Jahre 1704 stammende, urkundliche Erfassung zum ersten Mal eindeutig belegt. Allerdings wird, trotz mangelnder Vorlage eines eindeutigen Nachweises davon ausgegangen, dass bereits zuvor an dieser Stelle ein Gut existierte. Bei dem erfassten Gut handelte es sich um einen Bauernhof auf Jägersburger Gemarkung, der sich zur damaligen Zeit im Besitz der Herzöge von Zweibrücken befand.

Es diente im Laufe der Zeit vielen Familien als Wohnsitz und befand sich in den folgenden Jahrhunderten abwechselnd in staatlichen und herrschaftlichen Händen. Unter Herzog Christian IV. von Zweibrücken (1722-1775) wurde zwischen 1752 und 1757 anstelle des Hofguts das heutige Gestüt Eichelscheider Hof errichtet. Die an vereinzelten Türbalken und -bogen des heute vorzufindenden Hufeisenbaus verewigte Jahreszahlen (1752, 1755 und 1757) dokumentieren dabei den Verlauf der einzelnen Bauabschnitte und verschaffen einen Überblick über den Errichtungsprozess, der erst 1759 als vollendet galt. Der große Eichenbestand in der unmittelbaren Umgebung des Guts war dabei vermutlich ausschlaggebend bei der Namensgebung des Gutshofs. Eichen fanden bereits im Mittelalter aber auch in der frühen Neuzeit zur Markierung beziehungsweise Kennzeichnung von Grenzen/Scheide (mittelhochdeutsch „schit“) Verwendung und bildete somit die Grundlage zur Herleitung des Namens.

Im Jahr 1793 wurde der Hof der französischen staatlichen Domänenverwaltung unterstellt und folglich von Napoleon zur Unterbringung und Züchtung seiner Paradepferde genutzt, bis er ihn am 7. März 1807 dem Zweibrücker Gestüt schenkte.

Die Anbindung des Hofes zu den Schlossannexen in Jägersburg wurde zur damaligen Zeit über eine erstmals 1844 erwähnte, kerzengerade gepflasterte Straße, die „Alte Straße von Jägersburg zum Eichelscheid“; heute auch „der alte Weg“, sichergestellt. Die hierfür verwendeten Sandsteinquader wurden in den folgenden Jahren jedoch sowohl von dem Gestüt, als auch durch Gemeinderatsbeschluss zweckentfremdet. Verwendung fanden sie beispielsweise unter anderem im Jahre 1873 bei der Pflasterung der Rinnen der Gemeinde Jägersburg.

Mit der Gründung des Saargebiets im Jahr 1920 schied der Eichelscheiderhof aus der Gemarkung Jägerburg aus und wurde der Gemarkung Waldmohr einverleibt. Bis 1926 waren Stuten und Fohlen auf dem Eichelscheiderhof untergebracht, danach nur noch 20 bis 30 Fohlen bis zu einem  Alter von drei Jahren. Seit 1976 befindet sich das Hofgut in Privatbesitz und dient heute vordinglich der Zucht von Rindern sowie der Unterbringung von Feriengästen in zum Teil neu errichteten Bauten, wenige Pensionspferde sind ebenfalls auf dem Hof untergebracht. Der Versuch eine Golfanlage zu Beginn der 1990er Jahre auf dem Weideland des Hofs zu errichten schlug wegen massivem Einwand von Naturschützern fehl.

Objektbeschreibung

Der Eichelscheiderhof besitzt drei Hauptgebäudeteile. Dies ist zum einen die hufeisenförmige Stallung mit einem Torhaus am Kopf des Baus, ein östlich davon gelegenes Wirtschaftshaus sowie ein südlich der Stallung gelegenes Gutsherrenhaus. Weitere moderne Gebäude, unter anderem zur landwirtschaftlichen Nutzung, befinden sich vor allem im Nordwesten und Südwesten der hufeisenförmigen Anlage.

Der Eichelscheiderhof ist im Verzeichnis der Kulturdenkmäler des Landkreises Kusel eingetragen.

Das Stallgebäude

Charakteristisch für das Hofgut ist der nach französischem Baustil hufeisenförmige Aufbau des Stallgebäudes in Mitten der Hofanlage, der auf den Einfluss des Herzogs Christian IV. zurückzuführen ist. Es handelt sich hierbei um ein eingeschossiges Gebäude mit zweigeschossig ausgebautem Torhaus und Mansarddach mit Krüppelwalm sowie vereinzelt, aber auch an verschiedenen Stellen teilweise in regelmäßigen Abständen, integrierten Dachgauben.

Das Torhaus mit rundbogiger Einfahrt befindet sich am Kopf des hufeisenförmigen Baus. An den Innenwänden der Durchfahrt sind bis heute die Wappen des Zweibrücker Herzogtums zu erkennen. Das Torhaus unterscheidet sich vom ansonsten baulich schlichten Stallgebäude durch eine breite Eckquaderung sowie Fenster- und Türrahmen aus Sandstein. Die Fenster des zweiten Obergeschosses besitzen außerdem Klappläden. Auch die Dachform unterscheidet sich von den anschließenden Gebäuden, denn es besitzt anstatt eines Mansarddaches, ein einfaches Satteldach. Das Dach des Torhauses unterscheidet sich außerdem durch weitere Dachaufbauten sowie zwei Schornsteine auf dem First.

Nach dem Passieren der Toreinfahrt öffnet sich der Blick in den großzügigen Innenhof des Stallgebäudes sowie auf die Wohn- und Wirtschaftsgebäude der gegenüberliegenden Seite. Im Innenhof befindet sich eine Grünanlage mit einigen größeren Bäumen.

Wirtschaftsgebäude

Das Wirtschaftsgebäude schließt im Osten nahezu unmittelbar quer an die hufeisenförmige Stallung an. Dabei erstreckt sich der rechteckige Bau in seiner Länge über die gesamte Breite der Stallungen, sodass sich die jeweiligen Außenseiten der beiden Gebäude in einer Flucht zueinander befinden. Bei dem zweigeschossigen Bau mit Mansardwalmdach handelt es sich wohl um den ältesten Teil der Hofanlage. Charakteristisch sind die zahlreichen, regelmäßig angeordneten, mit Klappläden versehenen Fenster, durch die eine großzügige Belichtung des Gebäudeinnern sichergestellt wird. Auch das Wirtschaftsgebäude besitzt Fenster- und Türeinfassungen sowie Eckquaderungen aus regional typischem Sandstein. Auf dem Dach, in der Gebäudemitte, befindet sich ein kleiner mit Schiefer verkleideter Turm mit Zwiebelhaube und Turmuhr

Gutsherrenhaus

Bei dem Gutsherrenhaus handelt es sich um ein aus Sandstein gemauertes Gebäude westlich der Stallungen. Ebenso, wie das das Wirtschafts- und hufeisenförmige Stallgebäude wurde es mit einem Mansardenwalmdach mit einer Vielzahl integrierter Dachgauben versehen. Die Fenster des Erdgeschosses wurden ebenfalls mit Klappläden ausgestattet.

Räumliche Lage und Erreichbarkeit

Der Eichelscheiderhof liegt vier Kilometer östlich von Waldmohr, zwischen dem Glan und dem Neuwoogmoor im Norden/Nordosten und dem Jägersburger Wald im Süden. Über die A6, die unmittelbar südlich des Hofes verläuft, ist der Hof über die Ausfahrt Waldmohr gut erreichbar.

Literaturverzeichnis

  • Drumm, Rudolf (1994). Das Dorf Jägerburg und seine Jagdschlösser. Jägersburg.
  • Morgenstern, Erich (1999). Waldmohr einst und jetzt. Waldmohr.

Quellenangaben

    Artikel-Historie

    Lage:

    Eichelscheiderhof 4
    66914 Waldmohr

    Koordinaten:

    49° 22“ 48′ N, 7° 23“ 0′ O

    Baustil:

    Unbekannt

    Datierung:
    1752-1757

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