Neuer Bau am Veldenzschloss in Lauterecken

Der Neue Bau am Veldenzschloss Lauterecken ist heute nur noch in der Fassade eines Privathauses aus 1780 erhalten. Er Stellte eine Erweiterung der Schlossanlage vor 1599 dar und wurde später als Marstall genutzt. Das Objekt steht unter Denkmalschutz.

Geschichte

Der Neue Bau des Veldenzschloss in Lauterecken stammt vermutlich aus dem 16. Jahrhundert. Hinweise auf die Präsenz von Bauhandwerkern im Lauterecker Kirchenbruch deuten darauf hin, dass das Gebäude kurz vor 1599 errichtet wurde, zur Regierungszeit von Pfalzgraf Georg Gustav (1592-1634). Zu dieser Zeit waren auch französische Steinmetze und Maurer vor Ort. Denkbar ist jedoch, dass die Planungen und Bauarbeiten bereits unter dem 1592 verstorbenen Pfalzgraf Georg Hans begonnen haben.

Der Neue Bau wurde aufgrund der Kriegsgeschehen des 17. Jahrhunderts wohl nicht lange als Residenz genutzt. In den oberen Stockwerken waren vier Kammern vorhanden sowie das große „Frauengemach“ und „Fürstengemach“. Der Führst wohnte hier vor 1623 zweitweise oder er beherbergte Gäste im Neuen Bau. Schnell stellte sich das Gebäude jedoch als Fehlplanung heraus und wurde im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) seinem Zweck entfremdet. Zu dieser Zeit wurde das Erdgeschoss als Marstall und Magazin. 1623 wurde es als Scheune genutzt, in der Getreide und Feldfrüchte aufbewahrt wurden. Laut einem Verzeichnis vom Juni 1623 waren auch die anderen Räume nicht bewohnt. Die Bezeichnung Marstall für das Gebäude wurde auch weiterhin beibehalten, auch wenn keine Pferde mehr darin vorhanden waren.

Bis zum Jahr 1670 wurde das Gebäude von Lauterecker Bauern überwiegend als unerlaubte Lagerstelle genutzt für Heu, Fässer, Karren und andere Gegenstände. Im Jahr 1670 wurde dann die lutherische Kirche von Lauterecken baufällig und der Pfarrer schlug dem Pfalzgrafen vor, den Marstall als Kirchenraum der Kirche zu überlassen. Hierzu kam es jedoch nicht, da die alte Kirche schließlich repariert wurde.

Während des Spanischen Erbfolgekrieges (1701-1714) wurde der Marstall erneut als Pferdestall genutzt. 1717 diente das Gebäude zur Unterbringung der Ernte, nachdem zwei Scheunen hinter dem Gebäude zerfallen waren. 1734 wurde ein Raum für die katholische Schule eingerichtet und der katholische Pfarrer sowie seine Nachfolger bekamen im Obergeschoss eine Wohnung zugewiesen. Jedoch fing die Bausubstanz an zu verfallen.

Es dauerte bis zum Jahr 1779, bis das Gebäude gänzlich baufällig geworden war. Zu diesem Zeitpunkt entschloss sich die kurpfälzische Regierung den Neuen Bau zu verkaufen. Mehrere Versteigerungsversuche blieben ohne Erfolg. Eine weitere Versteigerung im Oktober 1779 hatte als Ergebnis die Aufteilung in drei Flächen und den Zuschlag von zwei Dritteln an Peter Henrich. Das letzte Drittel ging einen Monat später an Philipp Steinhauer.

Um 1780 entstand das neue Gebäude an der Südwestseite. Der Besitzer wechselte im Laufe des 19. Jahrhunderts einige Male, bis die Witwe eines Besitzers 1851 Anton Johann Schreiber heiratete, wodurch der Name Schreiber nach Lauterecken kam, der über drei weitere Generationen mit dem Gebäude zu verknüpfen ist. Teile der Fläche wurden 2021 an die Kreissparkasse verkauft und geplättet, um Platz für den heutigen Parkplatz zu schaffen. Der gewölbte Keller des Hauses wurde während des zweiten Weltkrieges auch als Luftschutzbunker genutzt.

An der Nordostseite des Neuen Baus (heutige Kreissparkasse) entstand durch den Sohn von Peter Henrich das „Gasthaus zur Krone“. In diesem traditionsreichen und angesehen Gasthaus trafen sich viele Lauterecker Bürger und Gäste. 1896 brannte es jedoch nach Ausbruch eines Feuers im Dachstuhl ab und wurde zerstört bis auf das Erdgeschoss. Es wurde kurze Zeit später wieder aufgebaut und zwei Jahre danach an den Erbauer des Lauterecker Turnerheims verkauft. Dieser führte die Gaststätte weiter. 1957 wurde die Kreissparkasse nach einem Umbau eingerichtet und das heutige Gebäude wurde 1976/77 neu erbaut.

Objektbeschreibung

Das Gebäude steht seit 1780 in der Schlossgasse 1 (ehemals Untere Gasse oder Lochgasse), angrenzend an die Mühlgasse, steht in unmittelbarer Nähe zum Veldenzturm. Es handelt sich heute um ein Wohnhaus in Privatbesitz. Bis 1779 stand hier der prachtvolle, sogenannte „Neue Bau“. Dieser wird gelegentlich auch „Neues Schloss“ genannt. Bei dem Bau handelte es sich um eine Erweiterung zum älteren Schlosskomplex und wurde letztlich überwiegend als herrschaftlicher Marstall genutzt.

Vom ursprünglichen Gebäude sind heute nur Teile der reich bearbeiteten Fassade aus der späten Renaissance, ein gekoppeltes Fenster vom Obergeschoss und ein Keller erhalten. Die Teile der Fassade sind als Spolien am Südwestportal wiederzuerkennen. Die Fassade zeigt Stileinflüsse der niederländischen Renaissance, der norddeutschen Weser-Renaissance sowie Anklänge an die Straßburger Region. Der zweigeschossige Putzbau steht traufseitig zur Schlossgasse und trägt ein Schopfwalmdach. Einst existierten drei das rundbogige Portal rahmende, kannelierte Pilaster, wovon jedoch nur zwei beibehalten wurden, die heute eine mit einer Muschel bekrönte Nische rahmen. Am Portal findet man glatte mit einem Rundstab versehene Quader und vorspringende Bossenquader im Wechsel. Die barocke Haustür war ursprünglich unter dem Rundbogen, wurde jedoch 1969 zurückversetzt. Zwei Voluten flankieren heute das zentrale Fenster im Obergeschoss. Diese rahmten vermutlich eine Inschrift an anderer Stelle. Im Inneren sind neun Säulen zu finden, von denen jedoch nur noch zwei Volutenkapitelle erhalten sind.

Im Landesarchiv Speyer ist eine kolorierte Federzeichnung des Neuen Baus aus dem Jahr 1670 überliefert. Sie zeigt den zweigeschossigen Prachtbau. Er war mehr als 26 Meter lang und fast 14 Meter breit. Er besaß zwei Portale an den Schmalseiten im Erdgeschoss, die etwa vier Meter hoch waren. Die Zeichnung zeigt im Inneren zwei Säulenreihen mit jeweils neun Säulen. Im Obergeschoss sind Wohnräume, die von Fenstern mit Mittelpfosten und scheitrechten, oben stichbogig geformten Stützen erhellt wurden. Zum Obergeschoss gelangte man über einen achteckigen, repräsentativen Treppenturm. Die Giebelseiten besaßen neben den bereits erwähnten Portalen auch bemerkenswerte volutengeschmückte Giebel. Auffallend am hohen Dach waren die zwei Reihen kleiner Zierluken und vor allem die Dacherker.

Vom Gebäude führte damals ein Steg über den Wassergraben zur benachbarten älteren Schlossanlage.

Räumliche Lage und Erreichbarkeit

Der Neue Bau am Veldenzschloss befindet sich in der Schlossgasse 1 im östlichen Teil der Stadt Lauterecken. Auf nördlicher Seite grenzt das Gebäude an die Kreuzung Hauptstraße – Karl-Keller-Straße. Es handelt sich um eine Erweiterung des Veldenzschlosses in östlicher Richtung.

Literaturverzeichnis

  • Generaldirektion kulturelles Erbe (2022). Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler Kreis Kusel Mainz.

Quellenangaben

Artikel-Historie

Lage:
Koordinaten:

49° 38“ 55′ N, 7° 35“ 30′ O

Datierung:
16. Jahrhundert

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