Schlossgarten in Trippstadt

Unmittelbar an das berühmte Barockschloss in Trippstadt grenzt der heute etwa drei Hektar große Schlossgarten. Ursprünglich wurde die Gartenanlage zur Erbauungszeit des Schlosses 1767 im französischen Stil nach Versailler Vorbild angelegt. Später wurde er zum englischen Landschaftsgarten umgestaltet und besaß eine größere Ausdehnung als in seinem heutigen Zustand, denn er reichte jener Zeit bis zum Karlstal. Nach der Zerstörung und Verwilderung des Gartens in Folge von zahlreichen Kriegen und Besitzerwechseln wurde der Garten Ende des 19. Jahrhunderts neu gestaltet. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts wurde eine Neugestaltung der Parkanlage inklusive Wiederangliederung an das angrenzende Karlstal nach dem Entwurf von Johannes Rolfes geplant.

Der Französische Barockgarten (1767-1780/90)

Im Jahr 1764 gab Franz Karl Josef Freiherr von Hacke den Bau eines Barockschlosses in Trippstadt in Auftrag. Drei Jahre später wurden die Bauarbeiten abgeschlossen und etwa zeitgleich mit der Anlage eines französischen Barockgartens begonnen. Er war streng achsial gegliedert, nach dem Vorbild des Versailler Schlosses. Im Zentrum stand das Schloss des Herrschers, von dem sich die Achsen wie Strahlen bis hinaus in die Landschaft ausdehnten. Die Achsen waren ein Symbol für die vom Herrscher ausgehende Macht.

Für gewöhnlich liegen Barockgärten in einer Ebene. In Trippstadt ist diese Situation aber von Natur aus nicht gegeben, weshalb man vermuten kann, dass es sich um eine Art Terrassengarten gehandelt haben muss. Sicherlich war der Schlossgarten auch auf Grund seiner geringen Größe nicht so reichhaltig ausgestattet wie manch anderer Barockgarten. Er entsprach in seinen Umrissen genau dem heutigen Schlossgarten. Hierzu ist als einziger Hinweis die „Geometrische General Carte“ aus dem Jahr 1767 erhalten. Zur Wasserversorgung von Dorf und Schloss wurde 1767 ein Brunnenstollen gegraben, der wahrscheinlich auch die im Garten gelegenen Brunnen und Wasserspiele mit Wasser versorgte. Dieser Stollen ist heute noch vollständig erhalten.

An allen Straßen und Wegen Trippstadts sowie im Schlossgarten waren zur Erbauungszeit des Schlosses auf Anordnung des Freiherrn von Hacke weiße Maulbeerbäume gepflanzt worden. Sie dienten der Seidenraupenzucht, die das notwendige Rohmaterial für die Seidenfabrik in der Vorderpfalz lieferte. Aufgrund des rauen Klimas in der Westpfalz wurde die Seidenraupenzucht während der französischen Besetzung aufgegeben.

 

Der Englische Landschaftsgarten (1780/90-1794)

Die Gartenform des Barock wurde Ende des 18. Jahrhunderts durch den englischen Landschaftsgarten abgelöst, der etwas grundsätzlich Neues war. Der Umbruch in der Gartenkunst begann in England, geprägt durch eine neue Geisteshaltung gegenüber der Natur. Der Garten wurde zu einem idealisierten Bild und Teil der ihn umgebenen Landschaft. Der englische Gartenstil wurde durch die wirtschaftlichen Verhältnisse beeinflusst: Große Gartenflächen mussten mit größter Sparsamkeit betreut werden. Spätestens seit der Mitte des 18. Jahrhunderts wird mit den Gärten auch eine politische Haltung vertreten. Zur Zeit des Barock waren die Bäume geschnitten und die Hecken formiert. In den Landschaftsgärten erhielt der ungebundene Wuchs der Bäume und Sträucher Bedeutung und symbolisierte uneingeschränkte Bildung und bürgerliche Freiheit.

Carl Theodor I. beauftragte zwischen 1780 und 1790 mit hoher Wahrscheinlichkeit Friedrich Ludwig von Sckell (1750-1823), den Hofgärtner des Kurfürsten Karl Theodor von der Pfalz, mit der Umgestaltung des Parks zum englischen Landschaftsgarten. Die Vermutung entspringt den beiden Buchseiten Sckells über das Karlstal in seinen Lebenserinnerungen. Da heißt es: „Eines der schönsten Thäler, die ich je gesehen und auch bearbeitet habe, nämlich indem ich die hinter den Ästen der Bäume und Gesträucher versteckt gelegenen Felsmassen mit ihren Wasserfällen dem Genusse unter bildlichen Formen näher gebracht und durch Zugänge die Möglichkeit bewirkte, diese […] in ihrer ganzen Schönheit zu sehen.“ (Zit. aus: Haas, W. (2005): Der Trippstadter Schlosspark und die Parkanlage in der Karlstalschlucht. In: Blätter zur Heimatgeschichte von Trippstadt und vom Wilensteiner Land, Ausgabe 34.)

Der Landschaftsgarten erstreckte sich über die barocke Anlage hinaus bis in die Karlstalschlucht. Somit umfasste er, laut einer Katasterkarte um 1840, etwa neun Hektar. Kurz nach 1880 wurden zwei Drittel des Schlossgartengeländes an Trippstadter Bürger als Ackerland versteigert, ein Drittel blieb beibehalten.

Sckell entschloss sich, die Natur des Karlstals nicht neu zu gestalten, sondern nur Retuschen an der vorhandenen Natur vorzunehmen. Er nahm keine Veränderungen an der Geländeform oder am Baumbewuchs vor, sondern er schloss das Tal durch Wegeanlagen auf. In diesem Fall wurde die Vegetation sogar reduziert. Um im Karlstal den Eindruck eines Gartens zu erzeugen wurden ein Pavillon, Bänke und Brücken errichtet. Am Ende des Tals erhebt sich die Burgruine Wilenstein und unterhalb derer große Eisenwerke. Eine Sichtbeziehung wurde absichtlich hergestellt, da die Burg Wilenstein Ausgangspunkt über die Herrschaft Trippstadts war. Heute ist die Ruine nur noch im Winter hinter den blattlosen Bäumen des aufgeforsteten Hanges vom Schloss aus zu sehen. Der englische Landschaftsgarten fand im Jahr 1794 bei der Eroberung Trippstadts durch französische Truppen sein Ende. In den Folgejahren verwilderte er nach mehreren Besitzerwechseln des Schlosses zunehmend.

 

Der Schlossgarten seit der Französischen Revolution (1794-1984)

Das Karlstal als ehemaliger Teil des Landschaftsgartens blieb durch die Pflege und weitere Ausgestaltung seit 1833 durch Freiherr von Gienanth und seit 1890 durch den Pfälzischen Verschönerungsverein erhalten. Dennoch lagen die Interessen des Freiherrn von Gienanth weniger in der Wiedergestaltung des Parks, als bei den großen Holzvorkommen des Trippstadter Forstes zur Holzkohlegewinnung für die Eisenwerke im Moosalbtal. Erst als der Park in Besitz des bayerischen Staates gelangte, wurde er 1888, im Zuge der Einrichtung eines staatlichen Forstamts, neu angelegt. Einst ragten hohe Ulmen mit einem Durchmesser von mehr als einem Meter an beiden Seiten des Schlosses empor, die dem Schloss ein imposantes und feudales Aussehen verliehen. Diese mussten bei der Schlossrestaurierungen gefällt werden.

Die Vorderseite zwischen Schloss und Hauptstraße diente vorübergehend als Botanischer Garten. Der Innenteil sowie die Rückseite wurden lange Zeit als staatliche Versuchsanlage für Obstbäume genutzt. Die Randbereiche der Schlossmauer wurden mit zahlreichen fremden und einheimischen Baumarten bepflanzt.

 

Der moderne Schlossgarten (seit 1985)

Der heutige Schlosspark wurde im Jahr 1985 durch die Gemeinde Trippstadt, welche die Obhut über den Schlosspark übernahm und noch heute die Nutzungsrechte besitzt, in eine frei zugängliche Erholungsstätte umgewandelt. Das Schloss ist seitdem Sitz der Forschungsanstalt für Waldökologie und Forstwirtschaft (FAWF). Schloss und Garten befinden sich im Besitz des Landes Rheinland-Pfalz. 1984 wurde der Garten in seiner heutigen Form angelegt. Die Grundzüge zu Zeiten der Waldbauschule blieben erhalten, die Schönheit des Barockgartens allerdings nicht. Lediglich die Abmessungen des heutigen Schlossgartens entsprechen etwa denen des ehemaligen Barockgartens mit halbkreisförmiger Erweiterung des Gartens in Richtung Nordwesten. Dort steht noch heute eine beschädigte Brunnenschale und neben einer modernen Bank stehen noch die aus Sandstein gefertigten Wangen einer alten Bank.

Der Garten war von Anfang an von einer Mauer umgeben. Zwischen 1896 und 1898 wurde der Garten um ein Stück im Südwesten erweitert. Die Mauer umgibt seitdem ein 3,18 Hektar großes Gelände. Zu dieser Zeit wurde der zur Straße hingewandte Garten mit einem eisernen Staketenzaun auf der Mauer abgeschlossen. Die Bäume im nordwestlichsten Teil der Parkanlage sind nicht älter als etwa 135 Jahre und stammen demnach aus der bayerischen Gartengestaltung Ende des 19. Jahrhunderts. Die Laub- und Nadelbäume sind inzwischen so groß und dicht geworden, dass dem Besucher der Blick auf die Weiden, die sich fast bis hinunter ins Karlstal ziehen, verwehrt bleibt. Von dort gelangt man durch ein kleines hölzernes Tor hindurch vom Schlossgarten hinunter ins Karlstal. Dieser Weg war bereits 1767 auf einer Karte eingezeichnet, allerdings führte er nicht in den Garten hinein, sondern am Garten vorbei.

Gestaltungsmaßnahmen sind im Oktober 2002 in einem ersten Bepflanzungs- und Pflegeplan festgehalten worden. Der Mittelteil des Schlossparks entspricht einer barocken Freifläche mit einem Brunnen als Mittelpunkt, die einen schmalen Ausblick vom Schloss nach Nordwesten gewährt. Kreisförmig sind um den Brunnen Stauden und Sträucher angepflanzt. Die Anordnung der Wegeführung entspricht einem typischen geometrischen Muster für Landschaftsgärten. Im Jahr 2000 wurde im Baumgürtel ein Baumpfad angelegt.

 

Peter-Joseph-Lenné-Preis 2009

Da der funktionale Zusammenhang von Schlossgarten und Karlstal im Laufe der Jahre aufgrund veränderter Besitzverhältnisse verloren ging, wurde die Neugestaltung des Schlossparks mit angrenzendem Karlstal zur Wettbewerbsaufgabe. 2009 gewann Johannes Rolfes mit seinem Entwurf den seit 1965 jährlich vergebenen Peter-Joseph-Lenné-Preis. Bei diesem Wettbewerb handelt es sich um den weltweit größten Ideenwettbewerb der Garten- und Landschaftsarchitektur, Grünordnungsplanung und Landschaftsplanung. Rolfes Entwurf überzeugte durch eine Neuinterpretation der ursprünglichen Organisationsprinzipien. Großräumige Strukturen sollen sich in ähnlichen oder gleichen Strukturen im Inneren fortsetzen. Außerdem soll eine Verbindungsachse zum Karlstal in Anlehnung an die historischen Beschreibungen von Sckell wieder erschaffen werden. Darin enthalten sei die Freilegung der Burg Wilenstein mit Blickbeziehung zwischen Tal und Ruine. Man steckte sich die Aufwertung des einzigartigen Standortes und seiner touristischen Erlebnisqualität als Ziel.

Bereits vor der Ausschreibung des Lenné-Preises gründete sich eine Initiative, die sich seit 2009 auch für die Umsetzung des Konzepts durch Rolfes stark macht. Seit 2011 ist es allerdings wieder still geworden um den Schlossgarten und seine Zunkunft. Lediglich einmal im Jahr findet das Schlossparkfestival statt, wobei der Park in 1000 Lichter getaucht ist, Live-Musik ertönt und das Gelände mit Leben füllt.

Das Schloss sowie der Schlossgarten stehen unter Denkmalschutz.

 

Räumliche Lage und Erreichbarkeit

Der Schlosspark liegt an der Hauptstraße, inmitten der Gemeinde Trippstadt. Der Park ist ganzjährig geöffnet und frei zugänglich.

Literaturverzeichnis

  • Klang-Ritz, Eva (2015). Vergessen und Verloren? Gärten der Pfalz: Trippstadter Schlossgarten pflegt seinen Dornröschenschlaf – Sanierungspläne laufen bisher ins nichts. In: Südwestdeutsche Zeitung (Hrsg.) (Ausgabe vom 09.01.2015). o.O.
  • Haas, W. (2005). Der Trippstadter Schlosspark und die Parkanlage in der Karlstalschlucht. In: Blätter zur Heimatgeschichte von Trippstadt und vom Wilensteiner Land, Ausgabe 34. o.O.
  • Heinz, R. (2003). Der Trippstadter Schlosspark. In: Schauder, K. (Hrsg.): Im Herzen des Pfälzerwaldes. Trippstadt in Geschichte und Gegenwart. Otterbach.
  • LBB (2009). Landschaftsprojekt mit Geschichte – Peter-Joseph-Lenné-Preis vergeben. In: Immobilien und Bau (Ausgabe Dez. 2009) o.O.
  • Breitkopf, K. (2000). Der Trippstadter Schloßgarten unter den Freiherrn von Hacke. In: Blätter zur Heimatgeschichte von Trippstadt. S. 22-39. Trippstadt.
  • Boiselle, R. (1997). Englischer Garten – in München und in Trippstadt. In: Luftkurort Trippstadt im Kranz der Wälder (Ausgabe September 1997). o.O.
  • Dickerhof, E. (2003). Die Residenz im Pfälzerwald - Die Freiherren von Hacke und das Trippstadter Schloss. In: Schauder, K. (Hrsg.): Im Herzen des Pfälzerwaldes. Trippstadt in Geschichte und Gegenwart. Otterbach.

Quellenangaben

Artikel-Historie

Koordinaten:

49° 21“ 16′ N, 7° 46“ 0′ O

Baustil:

Unbekannt

Datierung:
1764

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