Ritterstein „Ehem. Silbergrube“

Alternative Bezeichnungen: Ritterstein Nr. 191

Der Ritterstein „Ehem. Silbergrube“ (Ritterstein Nr. 191) befindet sich nördlich von Bobenthal am Waldrand, auf dem Weg vom Mattental zur Wieslauter. Nordöstlich des Rittersteins steht ein hohes Flurkreuz aus dem Jahr 1804.

Thematische Einordnung

„Ehem. Silbergrube“ ist ein Ritterstein aus der Kategorie „Industrien im Pfälzerwald“ (systematisiert nach: Eitelmann, 2005). Rittersteine aus dieser Kategorie erinnern an eine ehemalige Ortsbenennung eines Gewerbezweiges. Auf Grund des Waldreichtums und des ausreichenden Wasservorkommens entstanden vor allem in Tälern Mahlmühlen, Sägemühlen oder Papierfabriken im Pfälzerwald. Aber auch der Reichtum an Bodenschätzen, wie Silber, Blei, Kupfer oder Eisen ermöglichten die Ansiedlung von Erzhütten, Schmelzen, Hammerwerken oder Schmiede. Heute sind nur noch verfallene Stolleneingänge, bemooste Schutthalden oder einzelne Erzbrocken im Wald zu finden.

Spezifische Einordnung

Der Ritterstein „Ehem. Silbergrube“ markiert den ehemaligen, heute nur noch ansatzweise sichtbaren, Stolleneingang zu dem Silberbergwerk „Johanna“ bei Bobenthal. Dabei handelt es sich um das älteste Bergwerk für silberhaltiges Bleierz im Wasgau.

Die Benennung entstand wohl fälschlicherweise, da in dieser Grube eigentlich Bleierz abgebaut wurde, das nur einen geringen Anteil an Silber enthält. Möglicherweise wurde die Bezeichnung von einer kleinen Gewanne südlich von Bobenthal an der französischen Grenze übernommen. Eventuell befand sich früher dort eine zweite „Silbergrube“, die in Vergessenheit geraten ist und der Name irrtümlicherweise auf die Bleierzgrube übertragen wurde.

1571 wurde die Grube erstmals urkundlich erwähnt, wahrscheinlich wurde aber bereits seit 1520 dort Bleierz abgebaut. Zu Beginn wurde Tagebau betrieben, danach wurden Grabungen in offenen Gruben (Pingen) vorgenommen und erst ab dem Mittelalter wurden Stollen für den ergiebigen Untertagebau angelegt. Der Bleierzgang in Bobenthal strich im vorherrschenden Buntsandstein in Südwest-Nordost Richtung.

Das Bergwerk war bis zum Jahr 1767 in Betrieb, trotz zwischenzeitlicher Unterbrechungen während des Dreißigjährigen Kriegs (1618-1648). Erst 1803 wurde die Grube wiedereröffnet und von Napoleon an Jean Schwarz verliehen, der 1810 das Nutzungsrecht an den Grafen de Laupespin verkaufte. Zwischen 1817 und 1819 waren bis zu 70 Berg- und Hüttenleute im Bergwerk beschäftigt. In dieser Zeit ließ der Graf ein Poch- und Waschwerk neben der Wieslauter errichten sowie eine Schmelze zur Verhüttung in Erlenbach. Vermutlich wurde diese aber nie in Betrieb genommen. Eine Besonderheit des Pochwerkes war die Installation eines Pansterrades, ein Wasserrad, das über Eisenketten gehoben und gesenkt werden konnte, um den Warentransport mittels Flößen auf der Wieslauter nicht zu behindern.

1841 kam es zum völligen Stillstand des Bergbaus. Anfang des 20. Jahrhunderts erwarb die Elsässische Montangesellschaft die beiden Gruben in Bobenthal und Erlenbach. Doch Untersuchungen zwischen 1901 und 1903 kamen zu dem Ergebnis, dass sich eine Wiederaufnahme des Betriebs nicht lohnte. Im Jahr 1971 wurden erneut Untersuchungen durchgeführt, allerdings mit dem gleichen Ergebnis. Man stellte fest, dass nach einem in den Fels gehauenen Zugang ein Raum, der als Magazin diente anschloss. Dahinter führte der Stollen „Dreifaltigkeit“ nach unten, der völlig unter Wasser stand. Ein Jahr darauf erwog man die ehemalige Grube zum Schaubergwerk auszubauen. Die Realisation erschien aufgrund des Wassers in der Grube zu schwierig, weshalb man den Zugang zuschüttete.

Das große Flurkreuz unterhalb des Rittersteins wurde 1804 aufgestellt. In diesem Jahr kam es zu einem schweren Grubenunglück durch einen Wassereinbruch, wobei 29 Bergleute ums Leben kamen (LGB, 2005: 48).

In dem Artikel „Rittersteine im Pfälzerwald“ erfährst du mehr über die Systematik, Verbreitung und Historie der Rittersteine!

 

Literaturverzeichnis

  • Eitelmann, Walter / Pfälzerwald-Verein e.V. (Hrsg.) (2005). Rittersteine im Pfälzerwald. Gedenksteine und Inschriften - Eine steinerne Geschichtsschreibung (5. Auflage). Neustadt/Weinstraße.
  • Walling, Hans / Landesamt für Geologie und Bergbau Rheinland-Pfalz (Hrsg.) (2005). Der Erzbergbau in der Pfalz von seinen Anfängen bis zu seinem Ende. Mainz.

Quellenangaben

Artikel-Historie

Koordinaten:

49° 4“ 9′ N, 7° 51“ 30′ O

Baustil:

Unbekannt

Datierung:
Unbekannt

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