Thematische Einordnung
„R. Amoenenhof“ ist ein Ritterstein aus der Kategorie „Eingegangene Siedlungen“. Mit den Rittersteinen aus dieser Kategorie soll an Orte erinnert werden, wo einst Menschen in einsamen Gegenden des Pfälzerwaldes gelebt und gearbeitet haben. Der Ritterstein nennt den Namen und den Ort der Wüstung. Heute sind es meist verlassene oder zerfallene Ruinen mit verwilderten Gärten und Feldern oder sie sind gänzlich verschwunden.
Spezifische Einordnung – Historie
Der Ritterstein markiert eine eingegangene Hofanlage, welche Freiherr Karl Theodor von Hacke (unbekannt-1792) im 18. Jahrhundert errichten ließ. Dieser war der dritte und letzte kurpfälzische Oberforstjägermeister und führte die forstwirtschaftlichen Interessen seines Vaters Freiherrn Franz Karl Josef von Hacke (1727-1780) fort. So ließ er im oberen Moosalbtal Wiesen entwässern, Wald roden und einen neuen Bauernhof anlegen, welchen er zu Ehren seiner Mutter Freiin Amöne Marie C. J. von Sturmfeder von und zu Oppenweiler (1723-1752) benannte. Die vorhandenen klimatischen und geologischen Gegebenheiten wie Nebel und Frost sowie sumpfiger und magerer Boden eigneten sich allerdings nicht sehr gut für einen landwirtschaftlichen Betrieb an dieser Stelle. Der Amöenhof bestand aus einem lang gestreckten Bauerngehöft. Heute ist auch noch der frühere Grenzverlauf zu sehen, welcher zwischen Kulturland und Waldgelände durch Grenzsteine markiert ist. Im Laufe der Zeit wurden auch viele Mennoniten Pächter des Hofes. Sie waren kaum im Stande durch den Betrieb des Amöenhofes ihre Familie zu ernähren, wodurch sie oftmals schon nach kurzer Zeit aufgaben. Im Jahr 1840 war für die beiden letzten Pächterfamilien, namentlich Schwaabs und Imhof, das Ende gekommen.
Im Laufe der Zeit veränderte sich das Waldbild sehr stark, da erste Kahlschläge stattgefunden haben. Im Jahr 1841 wurden mit Kiefern und Fichten starke Aufforstungsmaßahmen durchgeführt. Familie Schwaab zog im selben Jahr auf den Lauberhof. Die Familie lebte elf Jahre auf dem Amöenhof. Im Jahr 1830 erwarben sie durch eine Versteigerung etwa die Hälfte des Lauberhofs mit dazugehörigem Land, was circa 23 ha waren. Der Rest des Hofes war im Besitz der Gebrüder Gienanth. Anschließend tauschten die Gebrüder Gienanth etwa 12 ha des Lauberhofs gegen den Amöenhof ein, wodurch Familie Schwaab noch mehr Anteile am Lauberhof erhielt. Der Tausch war jedoch sehr ungleich, da der Amöenhof stark verschuldet war. Die Familie Gienanth verkaufte den Amöenhof sowie den Privatwald anschließend an den Staat Bayern. Das Hofgebäude wurde verlassen und verfiel. Der Hof wurde im Jahr 1840 abgerissen und der Wald aufgeforstet. Der Ritterstein, die Grenzsteine sowie die Gemarkung erinnern heute noch an den ehemaligen Hof.
In dem Artikel „Rittersteine im Pfälzerwald“ erfährst du mehr über die Systematik, Verbreitung und Historie der Rittersteine!
(Sonja Kasprick, ZukunftsRegion Westpfalz und Dieter Faas, AG Heimatkunde in Trippstadt, 2019)