Geschichte
Die Grabstele von Otterberg wurde im Frühjahr 1954 im Staatswaldgebiet Lichtenbruch der Gemeinde Otterberg bei Baumfällungen durch Waldarbeiter zufällig entdeckt. Den Arbeitern fällt bei ihren Arbeiten in der Nähe der Hochstraße ein Sandsteinmonolith auf und um diesen vor Beschädigungen, durch fallende Bäume, zu schützen, legen sie den Stein um. Am Fuß des Monolithen entdecken sie eine kleine Steinschicht und zwei Hände voll prähistorischer Scherben sowie Stückchen von kalzinierten Knochen. Nach Abschluss der Forstarbeiten setzten sie den Stein wieder auf seinen alten Platz zurück.
Der Forstmeister W. Höbel meldet den merkwürdigen Befund dem Amt für Vor- und Frühgeschichte in Speyer. Kurz darauf, am 06. und 07. September 1954, untersucht Dr. Karl-Werner Kaiser die Fundstelle. In seinem nachfolgenden Bericht gibt er Auskunft über Besonderheiten des Sandsteinmonoliths. Dieser steht in leicht welligem Gelände, knapp 44 Meter nördlich der Hochstraße und sein Untergrund gibt keine Hinweise auf ein verschleiftes Hünengrab auf. Jedoch entdeckt er einige Meter südlich der Grabstele den Mittelpunkt einer runden Steinpackung von zehn Meter Durchmesser. Flachrinnen, wahrscheinlich alte Wegrinnen, führen in einer Entfernung von 2,50 Meter links und von 4,70 Meter rechts in Ost-West-Richtung am Steimal vorbei. Dr. Karl-Werner Kaiser durchzieht den Platz daraufhin mit Suchschnitten. Dazu werden zwei Suchgräben kreuzweise und in unterschiedlicher Breite angelegt. Diese Gräben haben die Grabstele als Mittelpunkt und verlaufen in den Himmelsrichtungen und werden bis zu einem halben Meter tief ausgehoben. Zusätzlich wird die Fläche um den Stein einen halben Meter in der Breite und einen halben Meter in der Tiefe abgeschürft.
Dabei fördern die die Archäologen unterlegte Steinbrocken, welche die Ungleichheiten des Bodens ausgleichen sollten, prähistorische Scherben sowie kalzinierte Knochenstücke zu Tage. Sie bemerken außerdem eine eingeschliffene flache Mulde auf der Südseite des Steinmales. Die Funden geben Aufschluss über die Entstehungszeit der Grabstele. Denn solche Leichenbrand- und Tonscherben wurden oft nach latenezeitlichem Brauch mit ins Grab gegeben, wobei sich einige Stücke um die Grabstele zerstreuten. Der Monolith selbst wurde dann sorgfältig über der Einschüttung errichtet. Es handelt sich deshalb wahrscheinlich um ein latènezeitliches Flach- oder Brandschüttungsgrab mit Grabstele. Solche Brandschüttungsgräber sind aus der späten Eiszeit bekannt. Diese Entdeckung gibt auch Aufschluss darauf, dass der Stein wahrscheinlich importiert worden ist sowie von Menschenhand gesetzt wurde. Die Forscher gehen davon aus, dass der Stein vielleicht einmal verkürzt wurde.
Die Abschürfung am Monolithen stammt möglicherweise von Radnaben, was auf einen Standort in Straßennähe schließen lässt. Die abgebrochene Basisfläche der Grabstele lässt die Vermutung zu, dass es sich um den Kopfteil eines ehedem deutlich größeren Hinkelsteines handelt. Der Stein ist, trotz ungeklärter Herkunft ein wertvolles Relikt aus prähistorischer Zeit, ein „Heiliger Stein“, welcher im Otterberger Wad vom magischen Kult ferner Vorfahren zeugt.
Objektbeschreibung
Der, im Otterbergerwald, entdeckte Monolith besteht aus hellrotem, kristallinem, ortsfremdem Sandstein. Er ist rund, misst an seiner schräg abgeschlagenen Basis 36 Zentimeter und verjüngt sich nach oben auf 25 Zentimeter Kopfbreite. Von seinen 64 Zentimetern Länge ragen nur circa 30 aus dem Boden. Damit ist der Stein wesentlich kleiner als der benachbarte Hinkelstein. Er zeichnet wahrscheinlich ein latènezeitliches Flach- oder Brandschüttungsgrab.
Räumliche Lage und Erreichbarkeit
Der Menhir befindet sich nördlich von Otterberg, zwischen der Betonstraße und der Hubertushütte in der Waldabteilung Otterberger Stück. Über die L 387, zwischen Otterberg und Höringen, gelangt man an die Abzweigung Betonstraße und von dort an die Hubertushütte und die Grabstele.