Objektbeschreibung
Das Haus in der Hauptstraße 15 ist eines der wenigen weitestgehend im Originalzustand erhaltenen Musikantenhäuser in Hinzweiler. Dieses mehrgeschossige Wohnhaus befindet sich in Hanglage, weshalb der Eingang in den Wohnbereich ins erste Obergeschoss verlegt wurde. Von vorne betrachtet, ist die Aufteilung der Fassade in vier Fenster im ersten Obergeschoss und zwei weitere Fenster im zweiten Obergeschoss jeweils mit Sandsteinrahmen zu sehen. Die beiden oberen Fenster sind Teil des für Musikantenhäuser charakteristischen Zwerchhauses mit Zwerchdach, dem sogenannten Musikantengiebel. Ursprünglich trennte optisch ein Gurtgesims zwischen Erdgeschoss und erstem Obergeschoss die Fassade. Im Erdgeschoss befanden sich ursprünglich zwei kleine Fensteröffnungen sowie zwei größere Tore. Heute ist an Stelle des linken Tors und des linken Fensters ein großes Garagentor zu sehen. Links neben dem Wohnhaus wurde eine Scheune angebaut.
In den Türsturz der Haupteingangstür aus Sandstein ist folgende Inschrift eingemeißelt:„19 Otto Schwarz – Amalia Märker 01“. Angegeben werden dort das Erbauungsjahr sowie die ersten Eigentümer des Hauses. Der Nachname von Frau Merker wurde jedoch falsch geschrieben, nämlich mit „ä“ anstatt mit „e“.
Geschichte
Der 1876 als Sohn des Trompeters Daniel Schwarz II. geborene Otto Schwarz (1876-1961) war der bekannteste Musikant aus Hinzweiler. Otto Schwarz brachte die musikalische Begabung seines Vaters mit, nahm Klavierunterricht, lernte Klarinette und Flöte und ging erstmals als 14-jähriger „Osterbub“ mit der 20-Mann-Kapelle seines Onkels Jakob Hoffmann nach England „uff tour“. Mit 22 Jahren gründete er mit seinem jüngeren Bruder Gustav ein kleines Streichorchester und zog erneut samt Familie nach England. Im Kurort Harrogate dirigierte er viele Jahre nicht nur sein Orchester, sondern war von 1910 bis 1914 Mitglied des in England renommierten „Harrogater Flötenquartetts De Young“.
Während des Ersten Weltkriegs (1914-1918) war er wie viele andere Musikanten samt seiner Kapelle auf der Isle of Man interniert. Im Barackenlager stellte er eine 20 Mann starke Kapelle zusammen und dirigierte einen Chor mit 60 Sängern.
Nach dem Krieg ging er zunächst als Zirkusmusiker auf Reisen und wurde dann als Tanzlehrer und langjähriger Dirigent des Musik- und Männergesangvereins Hinzweiler in seinem Heimatort „Seßhaft“, wo er 1961 starb.
Besonderes
Die 82-jährige Marianne Müller wurde 1994 als älteste Organistin der pfälzischen Landeskirche nach 62 Dienstjahren verabschiedet. Marianne Müller war 60 Jahre lang Organistin der Kirchengemeinde Hinzweiler, Horschbach und Hundheim (Pfarrei Hinzweiler).
Weitere Informationen sind in der Häuserchronik der Ortsgemeinde Hinzweiler zu finden.