Geschichte
Laut Inschrift an der Ostseite des historischen Rathauses in Alsenz wurde das Gebäude im Jahr 1578 errichtet, also vor genau 440 Jahren. Mit seiner urtümlich überbauten, aber dennoch offenen Markthalle, ist es durch die vier Arkadenbögen zu erreichen. Es ist ein architektonisches Kleinod, das allein schon durch das aufwendig gestaltete Fachwerk die Blicke der Besucher auf sich zieht. Es gehört zu den schönsten Renaissance-Gebäuden der Nordpfalz.
Zu Beginn des 16. Jahrhunderts wurden im Westen Deutschlands einzelne Siedlungen gefreit, das heißt es wurde Ihnen ein größeres Selbstverwaltungsrecht eingeräumt, ohne dass sie jedoch etwa den Rang einer Stadt erlangten. Sie bekamen das Marktrecht und hatten somit das Recht, eigene Märkte abzuhalten. Sie erlangten Siegelrecht, das Asylrecht oder auch das Recht, eine Befestigung zu errichten. Diese Rechte wurden auch der Siedlung Alsenz zuteil. Historische Landkarten beweisen, dass der Ort umfriedet war. So ist auf einer alten Katasterzeichnung im Heimatmuseum aus dem Jahr 1769 auch ein Eingangs- und Ausgangstor gut zu erkennen. In dem Weistum „Der Gemeinen Ordnung und Freiheit des Fleckens Alsenz“ von 1524 wird in einem Artikel auch der Rat der Gemeinde erwähnt. Es ist die Rede von einem Rathaus, das in darauffolgenden Urkunden und Schriften immer wieder zur Sprache kommt und auf das noch heute bestehende alte Gerichts- und Amtsrathaus einen Hinweis gibt.
Das ehemalige Rats- und Gerichtshaus, das Wahrzeichen von Alsenz, dient auch heute noch dem Gemeinderat Alsenz für Sitzungszwecke wie auch für andere Termine, wie Ausstellungen und Veranstaltungen im kleineren Rahmen. So feiern zum Beispiel die Alte-Herren-Fußballer der TuS Alsenz seit Jahrzehnten unter den Arkaden des Rathauses alljährlich den Kerwemontag-Frühschoppen.
Das alte Rathaus ist eine von Vierzehn Stationen des Steinhauerrundweges in Alsenz.
Eiserne Maß- und Eichstäbe
Interessant sind die beiden eisernen Maß- und Eichstäbe: Fuß und Elle mit 30 sowie 16 Zentimetern. Sie sind noch immer rechts neben den westlichen Arkadenbögen der Markthalle angebracht. Sie dienten der Bevölkerung des Amtes Alsenz, die hier ihre im Privatgebrauch befindlichen Maßeinheiten überprüfen konnten. Auch einen Pranger gab es am alten Rathaus. Hier wurden Lästerer und Übeltäter, die gegen das Gesetz verstoßen hatten, öffentlich dem Gespött der Mitmenschen preisgegeben.
Alsenzer Museum und Galerie Nordpfälzer Persönlichkeiten
Im Obergeschoss des Rathauses etablierte sich 1997 das gegründete Alsenzer Museum zur Heimatgeschichte und ergänzend zum Museum die Nordpfalzgalerie Alsenz. Beide Institutionen haben damit einen passenden Rahmen für ihre Ausstellungen gefunden: Eine sehr geschichtsträchtige Stätte und zudem ein äußerst historisches Gebäude. Kopien von Gerichtssiegeln, Stempelabdrücke und Urkunden von Alsenz seit dem 8. Jahrhundert, ein Siegel mit dem Wappen des heimischen Dorfadels, der Ritter und Herren von Alsenz aus dem Jahre 1397 sowie eine Reihe von Münzen, die in der Alsenzer Münze geprägt wurden, sind hier ausgestellt. Das Hochgericht stand der Wild- und Rheingrafenschaft zu. Diese errichtete von 1606 bis 1620 in Ausübung eines vom Kaiser verliehenen Rechts eine Münze und ließ neben Talern auch Kreuzer, Albus und Pfennige prägen. 1756 wurde der Ort an das Fürstentum Nassau-Weilburg abgetreten und es entwickelte sich ein bedeutender Knotenpunkt. Eine umfassende Dokumentation des Ortes mit seiner Umgebung, angefangen mit Gegenständen des bäuerlich-ländlichen Lebens bis hin zu Möbeln und Gerätschaften aus dem 18. bis zum 20. Jahrhundert sind zu sehen. Im Landkarten- und Münzenraum zeigen Karten die Entwicklung von Alsenz und anderer Gemeinden der Umgebung ab 1592 auf. Funde aus der Hallstattzeit um 500 vor Christus und der fränkisch-merowingischen Epoche sind ebenfalls vorhanden. An die römische Zeit erinnern die hier ausgestellten Scherben und Gefäße. Weitere Funde deuten auf eine römische Villa in der Alsenzer Gemarkung hin.
Einmalig in der Region und darüber hinaus ist die „Galerie Nordpfälzer Persönlichkeiten“, die seit 1988 hier aufgebaut wurde. Bislang wurden 77 Persönlichkeiten aufgenommen. Leben und Schicksale von Menschen, die in der Nordpfalz wurzelten oder hier lebten und wirkten, werden in einer Kurzbiographie mit Porträtansicht vorgestellt. Fürsten, Adlige, Staatsmänner, Kleriker, Wissenschaftler, Geistliche, Wirtschaftsfachleute, Industrielle, Landwirte, Revolutionäre oder auch Kriminelle sind darunter zu finden.