Geschichte
Das königlich bayerische Postamt wurde 1893 unter der Leitung des bekannten Architekten Ludwig Ritter von Stempel (1850-1917), dem Vorstand des Landesbauamts Kaiserslautern, erbaut. Die Errichtung des Gebäudes wurde zur Abwicklung des stark angestiegenen Post- und Paketaufkommens notwendig. Ausgelöst wurde der zunehmende Postversand durch den wirtschaftlichen Aufschwung in der Gründerzeit gegen Ende des 19. Jahrhunderts.
Im Jahr 1927 wurde zusätzlich die Neue Post errichtet, da die Kapazitäten der Alten Post nicht mehr ausreichten. Bis 1976 wurde das Gebäude der Alten Post weiterhin genutzt. Danach stand das Gebäude zehn Jahre leer. Die Stadt Pirmasens entschied 1986 das leerstehende Gebäude zu kaufen. Die Alte Post sollte restauriert und umgestaltet werden, was mit dem Vermögen von Elisabeth Hoffmann finanziert werden sollte. Die Pirmasenserin vererbte 1978 ihr gesamtes Vermögen der Stadt. Zur Umsetzung der Pläne fand 1994/95 ein europaweiter Architektenwettbewerb statt, in dem die funktionale Eingliederung der Alten Post in das städtische Umfeld und der Umbau zum Kulturzentrum in den Fokus gestellt werden sollte. Es wurden zahlreiche Vorschläge präsentiert, die jedoch aus finanziellen Gründen nicht umsetzbar waren. Schließlich wurde zur Planung des Umbaus der Arbeitskreis „Kulturzentrum Alte Post“ einberufen. Ab dem Jahr 2000 wurde die Alte Post renoviert und umgestaltet, wobei der Umbau nur nach und nach realisiert wurde. Erste Ausstellungen wurden bereits während der Bauarbeiten gezeigt. Im Jahr 2014 wurde das Forum Alte Post eingeweiht.
Heute ist das einstige Postamt eine multifunktionale Einrichtung, die für viele verschiedene Zwecke zur Verfügung steht. Der nach der großzügigen Spenderin benannte Elisabeth-Hoffmann Saal ist ein Veranstaltungs- und Konferenzraum, der für Veranstaltungen aller Art buchbar ist. Weiterhin werden Dauerausstellungen über die berühmten Pirmasenser Hugo Ball und Heinrich Bürkel sowie verschiedene Sonderausstellungen gezeigt.
Baubeschreibung
Die Gründerzeit ist zwar vom Stil des Historismus geprägt und dennoch ist das Forum Alte Post vor allem durch Merkmale des Barocks und der Renaissance gekennzeichnet. Der zweistöckige Sandsteinbau erinnert durch seine Torbögen, rustizierten (durch starke Fugen getrennte) Mauerwerke und Fensterverdachungen mit Dreiecks- und Rundgiebeln an die Renaissance und italienische Palazzi. Die prägnanteste Bauzierde des Gebäudes ist der Mosaikfries, der entlang der Dachtraufe verläuft. Er zeigt Motive aus dem Post- und Telegrafenbetrieb, aber auch Motive des Handels, Wohlstands und der Industrie. Das Mosaik wurde von der Keramikfirma Villeroy und Boch gefertigt. Während des zweiten Weltkriegs wurde der Südflügel der Alten Post inklusive des Mosaiks stark beschädigt. Dank der Restaurierung nach Originalplänen der Firma Villeroy und Boch ist der Mosaikfries bis heute zu bestaunen.
Die Bildhauerwerkstatt der Gebrüder Menges in Kaiserslautern gestaltete ein Sandsteinrelief des königlich bayerischen Wappens, das von zwei Löwen flankiert wird. Dieses Wappen war ursprünglich über dem Hauptportal der Alten Post angebracht, musste 1932 jedoch aus Sicherheitsgründen entfernt werden. Heute befinden sich die bayerischen Wappenlöwen im Hof des Forums Alte Post.
Das Herzstück des Gebäudes ist der heutige Elisabeth Hoffmann Saal, der ursprünglich Kuppelsaal genannt wurde und als Pakethalle diente. Das künstlerische Merkmal dieses Saals ist die Kassettendecke, die während der Umbauarbeiten nachgebildet werden musste, da sie stark beschädigt wurde. Weitere Reste der historischen Innenausstattung sind im Kuppelzimmer im Obergeschoss des Nordturms zu finden. Die mit Stuck verzierte Decke des Raums stammt aus dem Jahr 1896 und wurde im Zuge der Umbaumaßnahmen wiederentdeckt und restauriert. Ein moderner Glasanbau auf der Nordseite verbindet die Ausstellungsräume miteinander. Im Forum Alte Post wurden bewusst moderne und historische Aspekte miteinander verbunden.
Das Forum Alte Post weist bauliche Ähnlichkeiten zum ehemaligen königlich bayerischen Post- und Telegrafenamt in Kaiserslautern auf. Beide Einrichtungen gehen auf den Architekten Ludwig von Stempel zurück.
Räumliche Lage und Erreichbarkeit
Das Forum Alte Post befindet sich in der Innenstadt von Pirmasens in Bahnhofsnähe. Das Gebäude ist somit sowohl mit den öffentlichen Verkehrsmitteln als auch mit dem Auto erreichbar. In der Innenstadt gibt es ausreichende Parkmöglichkeiten.