Geschichte
Im Jahr 1600
Am 20. Mai 1600 begab sich der Forstmeister Philipp Vellmann aus Germersheim mit ortskundiger Begleitung zu Fuß und zu Pferd auf den Weg, um den genauen Grenzverlauf des Reichswaldes bei Kaiserslautern zu prüfen. Die Gemarkungsgrenzen der seit Jahrhunderten mit Waldrechten versehenen Reichswalddörfer sollten ebenso beschrieben werden, wie die in ihrem jeweiligen Bann gelegenen Waldungen, Felder, Gärten oder Gewässer. Die noch vorhandenen Grenzsteine sollten protokolliert werden, eventuell waren sie aufzurichten oder zu ersetzen. Die gebräuchlichen und überlieferten Flurnamen wurden benannt, auch die Wege und Straßen wurden als Grenzverläufe aufgezählt.
Von dieser sogenannten „Beforchung“ durch Forstleute und die Gemeindevertreter wurden Niederschriften zur Verwaltung des Kurfürsten in Heidelberg und zum Amt Lautern geschickt. Weitere spätere Abschriften sind erhalten, so dass sich HÄBERLE (1907) und FRIEDEL (1989) eingehend mit dem Reichswald bei Kaiserslautern wissenschaftlich befassen konnten (vgl. Literaturangaben).
Die Altstraße
Im heimatgeschichtlichen Schrifttum findet man den uralten Verkehrsweg bei den verschiedenen Ortschronisten erwähnt.
„… die Straß innen bis gegen Ramstein …“ zitiert HÄBERLE (S. 66) die Niederschrift zum Ort Miesenbach von 1600
„… die Straß “ wird als südliche Banngrenze für das Dorf Mackenbach genannt (HÄBERLE, S. 69)
„… auf die Ramsteiner Straß… da steht ein Stein zwischen dem Mackenbacher Bann und diesem Bann.“ (HÄBERLE, S. 83)
“ Der Ramsteiner Weg“ wird in der Chronik Rodenbach als alte Bezeichnung für heutige Friedhofstraße angegeben. Es heißt, dass „…der früher wohl als Verkehrsweg große Bedeutung gehabt haben mag“, so er doch von Rodenbach nach Mackenbach bzw. Ramstein am „ehemaligen Gutshof Schellenberg“ vorbeiführte. (SCHEUERMANN, S. 25)
2015 führt GLÜCK (S. 113) in ihrer Betrachtung der Geschichte Spesbachs aus: „Am Nordrand des Bruches entlang führte die Scheidenberger Straße… kommend durch den Reichswald nach Ramstein, durch Spesbach und Hütschenhausen… Richtung Kübelberg“.
In der Ortsgeschichte Weilerbach von 1964 äußert BLAUTH (S. 343) untenstehende Hypothese, wobei er nicht ausschließt, dass unserer Altstraße die Bedeutung einer wichtigen „Reichsstraße“ zukam:
„Das häufige Vorkommen von vor-und frühgeschichtlichen Grabanlagen im Süden und Südwesten unserer Gemarkung hat der Heimatforschung eine von Westen her am Nordrand der Westpfälzischen Moorniederung entlangführende alte Verkehrslinie über Rodenbach in Richtung Donnersberg bekannt werden lassen. Sie reicht in die Zeit der Grabhügelleute zurück und wurde später von den Römern und nach der Völkerwanderung ebenso von den Franken übernommen.“
Spätere Autoren unterstützen die Aussage von BLAUTH und legen sogar Beweise vor, indem Bodenfunde aus dem Bereich der Altstraße beschrieben werden. SCHEUERMANN kann 1983 „Zeugnisse der Geschichte“ vorlegen. Die Fundstelle einer römischen Münze, in Trier geprägt zwischen 330 – 335 v.Chr., lag in Rodenbach (Friedhofstraße) nahe „einer uralten keltisch-römischen Straße“. (SCHEUERMANN, 1983, S. 114)
Kurt SCHÄFER aus Weilerbach führte im September 2013 in ausführlichem Vortrag aus, was sich bei den Ortschaften Weilerbach und Rodenbach im Jahre 1525 (Bauernkrieg) zugetragen haben mag. Von Westen her waren die Bauern aus den Dörfern der Gerichtsbezirke Ramstein und Steinwenden nach Weilerbach herbeigekommen, um sich mit den Männern aus Weilerbach zu vereinigen. So stellten sie sich mit ungefähr 400 Mann dem zahlenmäßig weit überlegenen aufständigen Bauernheer entgegen, das gedroht hatte ihre Dörfer in der Westpfalz niederzubrennen. Der genaue Ort des Zusammentreffens ist nicht überliefert, wir dürfen aber getrost annehmen, dass die Ramsteiner und Steinwendener „treuen Bauern“ von Westen her auf der von uns betrachteten Altstraße herangezogen sind. Detail Wissen hierzu findet sich auf den Seiten des Weilerbacher Heimatmuseums. (Vgl. Link bei Literatur / Quellen)
DIE RHEINPFALZ berichtete am 26.02.2021 über ein interessantes Bauvorhaben direkt neben der Altstraße:
Das circa 100 Meter südlich der Straße im Wald gelegene „Weilerbacher Wagengrab“, circa 2500 Jahre alt (späte Hallstattzeit), welches im September 1875 geöffnet und untersucht worden war, soll noch in diesem Jahr als Rekonstruktion direkt neben der Straße am Schellenbergerhof errichtet werden. Erste Baumaßnahmen haben begonnen. Der ehemals um die 4 Meter hohe Grabhügel, Durchmesser ca. 30 Meter, wird durch eine Metallkonstruktion anschaulich gemacht werden, deren Fundamentierung schon betoniert wurde. Als fachkundiger Ortshistoriker begleitet Kurt SCHÄFER die vom Land Rheinland-Pfalz geförderte Maßnahme, die auch bei dem regen Förderverein des Weilerbacher Museums (Vorsitzender: Karl BLAUTH) und der Verwaltung der Verbandgemeinde Weilerbach Unterstützung findet.
Durch dieses öffentlich wirksame und sicherlich imposante Bauvorhaben wird es gelingen, die fast vergessene Bedeutung der von uns hier betrachteten Altstraße wieder etwas mehr in das Interesse der Rad fahrenden und wandernden Passanten zu rücken.
Schön so! – Dieser lobenswerten Aufgabe haben sich die Macher und Ideengeber von westpfalz.wiki schließlich verschrieben!
Beschreibung der Fotos
Foto Nr.1 vom Sommer 2016:
Mit dem Kutschwagen unterwegs. So wie früher auf der alten Straße, zwischen Ramstein und Mackenbach. Bald wird vorne rechts, unter den Bäumen, das Forsthaus Mackenbach (Baujahr 1923) auftauchen. Dort ist dann die Straße zur Air Base Ramstein (L369) zu überqueren. Der braune Warmblutwallach legt im Schritt ca. 6,5 km/h zurück, wenn es Richtung Heimat geht, dann hat er es etwas eiliger. Hinter uns liegt ein Besuch am Seewoog in Miesenbach.
Foto Nr.2 von Sommer 2019:
Nach dem Verlassen der Umgehungsstraße L356 beim Südkreisel von Mackenbach erreicht man gleich am Waldrand, in Richtung AirBase, den Kreuzungsbereich, wo die Altstraße mit der L369 zusammentrifft. Das Forsthaus Mackenbach liegt westlich (rechts) nach Ramstein hin zwischen den Bäumen. Gegenüber geht es nach Rodenbach. Hier ist ein geschotterter Parkplatz. Man hat die Wahl, der Altstraße auf Schotter und Sand am US-Militärzaun entlang zu folgen oder aber den befestigten Asphaltweg ( Radweg am Grünabfallplatz Mackenbach) vorzuziehen. In Jedem Fall wird man, rechterhand den Militärzaun im Blick, den Rad- und Wirtschaftweg zum Schellenbergerhof bzw. nach Weilerbach und Rodenbach erreichen. Man darf dabei das Gefühl haben, dass man hier auf wirklich altüberlieferten Pfaden unterwegs ist. Südlich (rechts) sieht man den leider seit den 1950-iger Jahren nicht mehr zugänglichen großen Reichswald, wo Pfalzgraf Johann Casimir als Jäger aus Kurpfalz seine Hirsche schoß und die Wolfsjagd betrieb.
Foto Nr.3 vom Herbst 2015, aufgenommen im Bayerischen Haupt- u. Landgestüt Schwaiganger bei Murnau
Ein schwerer Frachtwagen für den Fernverkehr, der mit vier oder gar sechs Pferden gefahren wurde und z.B. Getreide oder Salz über weite Strecken transportieren konnte. Mehrere Fuhrleute waren damit für Tage oder gar Wochen unterwegs. Schwachstelle waren bei den schlechten Wegeverhältnissen die mit Eisen bereiften Holzspeichenräder und die Schmierachsen. Im schweren Zug schafften die Schrittpferde oft nicht mehr als 3 bis 4 Kilometer in der Stunde.
Foto Nr. 4 vom Sommer 2020
Grenzstein von 1763. Hier ist die Gemarkungsgrenze von Mackenbach und Weilerbach besteint. Man sieht den US-Zaun und den Radweg. Blickrichtung Schellenbergerhof und Rodenbach. Der Grenzstein trägt MA für Mackenbach und eine Kennzahl.
Foto Nr. 5
An der Straße zum Schellenbergerhof, von Rodenbach oder Weilerbach her, findet man direkt südlich der Fahrbahn die Baustelle, wo die Rekonstruktion eines Hügelgrabes entstehen wird. Bis zum Sommer 2021 soll die Anlage fertig sein.