Katholische Pfarrkirche St. Matthäus in Eisenberg (Pfalz)

Die katholische Pfarrkirche St. Matthäus ist eine dreischiffige Basilika und wurde zwischen 1915 und 1919 nach dem Entwurf des Architekten Wilhelm Schulte I. im neubarocken Stil errichtet. Schulte I. war auch der Architekt des Vorgängerbaus der heutigen St. Pirminiuskirche in Pirmasens.

Geschichte

Bis Ende des 19. Jahrhunderts nutzten die katholische und die evangelische Gemeinde über 200 Jahre lang eine ehemalige Simultankirche. Diese befand sich an der Stelle der heutigen evangelischen Pfarrkirche in Eisenberg. Viele Streitigkeiten zwischen den zwei Konfessionen führten 1893 zu einem Auflösungsvertrag, der besagte, dass die Protestanten von nun an alleinige Nutzer und Eigentümer der Kirche seien. Die katholische Gemeinde erhielt im Gegenzug 14.000 Goldmark sowie einen Bauplatz an der Kerzenheimer Straße für ein eigenes Kirchengebäude. Zwischen 1899 und der Fertigstellung der Kirche 1919 feierten die Katholiken ihren Gottesdienst in einem gemieteten Saal. Zwar gab es bereits seit 1890 einen Kirchenbauverein, der in den nächsten Jahren Spenden, Beihilfen aus staatlichen Mitteln und eine Landeskollekte für den Bau der Kirche einbrachte, dennoch durfte erst nach Errichtung einer Pfarrei eine Kirche gebaut werden.

Nachdem Eisenberg 1914 zu einer katholischen Pfarrei erhoben worden war, entstand zwischen 1915 und 1919 auf dem Grundstück einer ehemaligen Klebsandgrube das katholische Gotteshaus St. Matthäus. Erst 1927 erhielt die Kirche ihr erstes Glockengeläut, das im Zweiten Weltkrieg (1939-1945) wieder eingeschmolzen wurde. Anfang der 1950er Jahre bekam die St. Matthäuskirche ein neues Geläut.

2003/04 fand an der Kirche eine allumfassende Renovierung statt.

Die „Katholische Pfarrkirche St. Matthäus“ in Eisenberg ist ein eingetragenes Kulturdenkmal.

Architektur und Ausstattung

Die katholische Pfarrkirche ist eine dreischiffige Basilika mit Querhaus, Apsis und einem Kirchturm mit geschweifter Zwiebelhaube. Sie wurde nach den Entwürfen von Wilhelm Schulte I. im neubarocken Stil errichtet und ist nach Osten ausgerichtet. Durch den großzügigen Marktplatz im Norden und Westen der Kirche kommen die Stattlichkeit und die Dominanz des Kirchengebäudes beeindruckend zur Geltung. Das Mauerwerk ist aus Sandsteinquadern errichtet und entspricht der Formensprache des Heimatstils. Die Turmuhren sind dem Jugendstil zuzuordnen. Die Westseite der Kirche, die Seite mit dem Hauptportal, wird durch Wellengiebel besonders hervorgehoben. Südlich des Chores schließt ein zweigeschossiger Verbindungstrakt, der zum Pfarrhaus führt, an.

Das Kircheninnere wird durch das Tonnengewölbe gezeichnet. In den Seitenschiffen sind runde Fenster eingebaut. Die darüber befindlichen Fenster in den Obergaden sind romanisierende Kleeblattbogenfenster.

Von der neubarocken Ausstattung nach Schultes Plänen sind noch der viersäulige Hochaltar mit Holzfiguren vom Bildhauer Xaver Stütz aus dem Jahre 1919/20 sowie die Chor- und Querhausfenster mit den Glasmalereien erhalten. Diese stammen von der Röder Kunstanstalt Kaiserslautern. Zudem sind zwei Seitenaltäre Bestandteile der Kirchenausstattung. Ursprünglich prägten das Kircheninnere besondere Wandmalereien am Chorbogen und über den Seitenaltären. Diese stammten vom Künstler Burkhart aus München aus dem Jahr 1929, wurden aber im Rahmen der Innenrenovierung 1977/78 verdeckt.

Besonders erwähnenswert ist das gotische Sakramentshäuschen aus dem 14. Jahrhundert, das sich an der Südwand befindet. Es stammt aus der ehemaligen Simultankirche. Im Zuge des Auflösungsvertrags für die gemeinsame Nutzung der Simultankirche zwischen den Katholiken und Protestanten wurde das Sakramentshäuschen den Katholiken überlassen und nach dem Bau der katholischen Kirche in diese verlagert. Eine weitere Besonderheit ist die Orgel. Sie stammt aus der berühmten Orgelbauwerkstadt Sandtner in Dillingen an der Donau und wurde 1991 in das Eisenberger Kirchengebäude eingebaut.

Das katholische Viergeläut

Die ersten Glocken der katholischen Kirche in Eisenberg aus dem Jahr 1927 wurden während des Krieges 1942 zur Waffenproduktion eingeschmolzen. Anfang des Jahres 1951 beschlossen die katholische und die protestantische Pfarrgemeinde in Eisenberg, dass sie zeitgleich bei der gleichen Firma neue Glocken bestellten und diese aufeinander abgestimmt sein sollten. Daraufhin orderte die katholische Gemeinde beim Bochumer Verein für Gussstahlfabrikationen vier neue Glocken zu einem Preis von 10.346 Mark. Aus Kostengründen wurden nicht wieder Bronzeglocken, sondern Glocken aus Stahlguss in Auftrag gegeben.

Nach der Fertigstellung wurden die acht neuen Glocken zum Eisenwerk Gebr. Gienanth transportiert und auf vier festlich geschmückte Wägen umgeladen. Am 21. Oktober 1951 wurden die Glocken unter großer Begeisterung durch die Straßen Eisenbergs gefahren. Vor dem Platz der katholischen St. Matthäuskirche fand eine Begrüßungsfeier, unter anderem mit Bürgermeister, Landrat und Kirchenchor, statt. Die Einmütigkeit war zu dieser Zeit erstmalig in der Geschichte Eisenbergs, ausgelöst durch die Harmonie der Glocken beider Konfessionen miteinander, die der gemeinsam geleisteten Arbeit Ausdruck verliehen. Eine Woche später wurden die Glocken in der St. Matthäuskirche durch Bischof Dr. Joseph Wendel geweiht.

Beide Kirchen besaßen nun wieder ein komplettes Viergeläut. Das katholische Glockengeläut bestand nun aus der Dreifaltigkeitsglocke, der Marienglocke, der Josephsglocke und der Johannesglocke mit einem Gesamtgewicht von 3566 Kilogramm. Die Dreifaltigkeitsglocke ist die Größte von allen und trägt folgende Inschrift: „Gloria patri et filio et spiritui sancto”.

Am 04. November 1951 waren alle Glocken läutefähig montiert. Um 17 Uhr begann das Geläut mit den katholischen Glocken, die erst alle einzeln und dann zusammen erklangen. Darauf folgte gleiches mit den protestantischen Glocken. Zum Abschluss erklangen die katholischen und protestantischen Glocken gemeinsam.

Räumliche Lage und Erreichbarkeit

Die katholische Pfarrkirche St. Matthäus liegt an der Kerzenheimer Straße in Eisenberg in der Pfalz. Sie ist mit dem PKW oder in fußläufiger Entfernung vom Eisenberger Bahnhof erreichbar. Parkplätze sind unmittelbar an der Kirche vorhanden.

Literaturverzeichnis

  • Donnersberg-Touristik-Verband e.V. (Hrsg.). (2015). Kirche, Burg- und Klosterruinen im Donnersbergkreis. Kirchheimbolanden.
  • Krienke, Dieter. (1998). Kulturdenkmäler in Rheinland-Pfalz – Donnersbergkreis. Band 15. Hrsg. Im Auftrag des Ministeriums für Kultur, Jugend, Familie und Frauen vom Landesamt für Denkmalpflege. Worms.
  • Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hrsg.). (2017). Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler o.O.

Artikel-Historie

Koordinaten:

49° 33“ 32′ N, 8° 4“ 20′ O

Datierung:
1919

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