Kriegergedächtniskapelle bei Reifenberg

Alternative Bezeichnungen: "Es Kapellchen"

Die Kapelle auf dem Häselberg liegt etwa 100 Meter östlich von Reifenberg. Sie wurde in den Jahren von 1924 bis 1926 unter Mithilfe der Bevölkerung zum Gedenken an die Gefallenen im Ersten Weltkrieg (1914-1918) errichtet. Das kleine Gotteshaus ist in eine Gartenanlage eingebunden, die von einer umlaufenden Hecke abgegrenzt ist. In der Anlage steht ein Flurkreuz aus dem Jahre 1877.

Geschichte

Im Jahre 1921 wurde in Reifenberg der Kriegergedächtnisverein gegründet. Drei Jahre später begann die Errichtung der Kriegergedächtniskapelle. Zahlreiche Bürger aus Reifenberg beteiligten sich unentgeltlich daran. Sie übernahmen Fuhrleistungen und Handlangerdienste. Der Bauplatz wurde kostenfrei durch die Eigentümer Ludwig Härich, Josef Drexler und Albert Hüther zur Verfügung gestellt. Die Baukosten für die Kapelle und ihre Inneneinrichtung beliefen sich insgesamt auf 13.000 Reichsmark. Die Bauleitung hatte der Bezirksbaurat Hellenthal aus Zweibrücken. Am 25. Juli 1926 wurde die Kapelle nach zweijähriger Bauzeit feierlich eingeweiht.

In der Kapelle wurden zwei Tafeln mit den Namen der Gefallen des Ersten Weltkriegs (1914-1918) angebracht. Während des Zweiten Weltkrieges musste die Pietà (Darstellung der sitzenden Maria mit dem Leichnam Jesu Christi in ihren Armen) nach Reifenberg gebracht werden. Außerdem wurde das Glöckchen beschlagnahmt und für die Herstellung von Kriegsmaterial eingeschmolzen. Nach dem Zweiten Weltkrieg (1939-1945) wurde das Kapelleninnere um zwei weitere Tafeln mit den Namen der in diesem Krieg Gefallenen ergänzt. Im Jahr 1953 wurde eine neue Glocke erworben und eingesetzt.

Im Jahre 2009 wurde eine Restaurierung der Inneneinrichtung durchgeführt, bei welcher zahlreiche Bürger freiwillig und unentgeltlich mithalfen. Seit 2010 ist die Kapelle Außenstelle des Standesamtes Thaleischweiler-Fröschen. Seither ist das Wahrzeichen des Ortes Reifenberg ein beliebter Ort für Trauungen.

Baubeschreibung

Die Kapelle mit rechteckigem Grundriss ist 7,50 Meter lang und 4,50 Meter breit. Sie wird bekrönt durch ein achteckiges Zwiebeltürmchen auf dem Dach. Vor dem Portal der Kapelle liegt eine breite Freitreppe. Den Kircheninnenraum schmückt eine reiche Ausstattung.Beim Betreten der kleinen Kapelle fällt der erste Blick des Betrachters geradewegs auf den Altar. Dieser einfache, aber wuchtig wirkende Altar dominiert die kleine Kapelle. Die Wandnische, in der sich der Altar befindet, ist von einem vergoldeten Dornenkranz umrankt und mit einer Oberbeleuchtung versehen. In der Nische befindet sich auf einem Sockel das Hauptkunstwerk, nämlich die Pietà. Die lebensgroßen Figuren von Maria und Jesus wurden vom Münchner Bildhauer Julius Drexler (studierte an der Akademie der Bildenden Künste München das Fach Bildhauerei, war der Neffe des bekannten Franz Drexler und dessen Schüler, geb. 1870 in Osterhofen, verst. vermutlich 1927) aus Zirbelholz geschnitzt. Bevor der Architekt Wagner und der Kunstmaler Sebastian Hausinger dieses Kunstwerk in die Kapelle brachten, wurde es im Jahr 1925 in München in der großen Kunstausstellung im Glaspalast ausgestellt und von der Kunstkritik sehr gelobt. Auf den beiden Seitenaltären stehen auf einer Gedenktafel die Namen der Gefallen des Ersten Weltkriegs. Neben den 21 Namen sind das Geburtsdatum, der Truppenteil sowie der Ort und Tag des Todes genannt. Darüber schweben die Abbilder kniender Engel. Mittig über der Pietà stehen die Worte: „Maria breit den Mantel aus! Mach Schirm und Schild für uns daraus“.

Auf der Altarrückwand, hinter der Pietà, ist ein Landschaftsbild des Ortes Reifenberg mit der Kirche im Ort abgebildet. Das Bild stellt den Bezug zum Krieg und den Soldaten her, die einen letzten Blick auf Reifenberg richten konnten, als sie in den Krieg ziehen mussten. Auf dem Altar steht ein Altarkreuz mit einem aus Elfenbein geschnitzten Christuskörper, das ebenfalls von Julius Drexler stammt.

Die Pietà ist eine der sogenannten sieben Schmerzen der Maria. Die übrigen sechs Schmerzen werden in den kunstvollen farbigen Glasgemälden der Firma Kurländer aus Passau dargestellt. Auf jeder der beiden langen Seiten des Raumes befinden sich drei dieser Fenster. Des Weiteren verweist auch die Deckenbemalung auf die sieben Schmerzen der Maria. Symbolisch werden diese durch einen Heiligenschein mit dem Herzen Marias (Monogramm) und den sieben Schwertern vom Kunstmaler Sebastian Hausinger dargestellt.

Des Weiteren sind in der Kapelle an den beiden langen Seitenwänden insgesamt vier große Wandgemälde zu sehen. Sie stammen ebenfalls vom Kunstmaler Sebastian Hausinger und stellen den zweiten Grundgedanken der Kapelle dar: Die Kapelle soll auch dem Schutz vor Krieg dienen und nicht ausschließlich an die Gefallenen der vergangenen zwei Weltkriege erinnern. Dies wird durch den Spruch „Vor Pest, Hunger und Krieg, bewahre uns o Herr“ oberhalb der Gemälde deutlich. Im ersten Bild ist der Heilige Pirminius abgebildet. Er gilt als Helfer der Pestkranken und ist gleichzeitig Patron der Pfalz. Pirminius ist der Gründer des nahegelegenen Klosters Hornbach. Das zweite Wandgemälde zeigt den heiligen Nikolaus, welcher als Helfer in der Not und als Retter der armen Bevölkerung bekannt ist. Auf dem dritten Wandgemälde ist der Erzengel Michael zu sehen, der das alte deutsche Reichsbanner mit einem schwarzen Adler in goldenem Feld trägt. Er überreicht in der Abbildung Karl dem Großen bei der Krönung in Rom das Schwert. Der Erzengel galt im Mittelalter als Patron des deutschen Heeres und des kaiserlichen Anführers sowie als Schutz- und Schirmherr der Kirche. Im vierten Gemälde ist der junge noch bartlose Heiland zu erkennen. Er tritt als Friedensfürst mit Hirtenstab auf einer Blumenwiese und darauf grasenden Schäfchen auf.

Die „Kriegergedächtniskapelle östlich der Ortslage auf dem Hausgiebelberg“ ist ein eingetragenes Kulturdenkmal.

Räumliche Lage und Erreichbarkeit

Die Kapelle liegt östlich des Ortes Reifenberg auf dem 387 Meter hohen Häselberg nur wenige Meter außerhalb des Ortes. Sie ist mit dem PKW oder auch zu Fuß über die Kapellenstraße erreichbar.

Literaturverzeichnis

  • Härich, Ludwig (1977). Ortsgeschichte Reifenberg Reifenberg.
  • Generaldirektion Kulturelles Erbe (2017). Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler - Kreis Südwestpfalz. Koblenz.

Artikel-Historie

Koordinaten:

49° 16“ 53′ N, 7° 31“ 6′ O

Datierung:
1926

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