Geschichte
Graf Friedrich Ludwig von Sayn-Wittgenstein, der Kommandant der kurpfälzischen Husaren in Kaiserslautern, ließ 1715 auf den Ruinen einer im Pfälzischen Erbfolgekrieg (1688-1697) zerstörten Burg das Schloss Neuhemsbach errichten. In den Kriegen der Französischen Revolution (1789-1799) ging das Schloss in Flammen auf, erhalten blieb jedoch das Mauerwerk der 1739 erbauten Schlosskirche. Bei einer Versteigerung durch die französische Verwaltung kam 1805 auch der Schlossberg mit der Ruine und der Kirche unter den Hammer. Vier Bürger erhielten von der Gemeinde den Auftrag, den ehemals gräflichen Besitz zu ersteigern.
Die heutige Kirche war demnach ehemals die Kapelle der Grafen und ursprünglich ganz in den Nordflügel des Schlosses eingebaut. Da auf der Südseite seinerzeit keine Öffnung möglich war, brachte man auf der Nordseite zwei Reihen Fenster übereinander an. Auch nachdem die Reste des Herrschaftshauses abgerissen waren, blieb dieses Kuriosum bis auf den heutigen Tag.
Baubeschreibung
Der mächtige Sechseckturm, das Wahrzeichen des Ortes, war einst ein Wehrturm einer älteren Burganlage. Man betritt die Kirche durch das Portal dieses Turmes und eine anschließende Tür. Der Innenraum des Gotteshauses ist durch die zwei Fensterreihen und die verwendeten Farben in helles Licht getaucht.
Der mit einer prächtigen Marmorplatte bedeckte Altar zeigt auf der künstlerisch gestalteten Frontseite die Grafenkrone und das Signum FL (Friedrich Ludwig). Die Stützen zu beiden Seiten sind reich verziert und tragen einen Korbbogen mit trauernden Putten und vielfältigem Bandwerk. Die Stuckarbeiten schaffen die Umrahmung für das Altarbild, eine Kreuzigungsszene in ungewöhnlicher Perspektive, die 1967 von Heiner Schumann geschaffen wurde.
Der Gekreuzigte befindet sich nicht frontal in der Darstellung, sondern schräg zum rechten Bildrand versetzt. Über ihm sind die Beine des Schächers zu seiner Linken zu erkennen. Der andere Schächer hängt tief im Hintergrund des Bildes. Neben dem Altar ist es vor allem die eindrucksvolle Kanzel, die den gesamten Kirchenraum beherrscht.
Decke, Wände und Fenstereinfassungen sind mit Stuckarbeiten reich verziert. An der Südwand ist ein prunktvoller Gedenkstein angebracht, den der Graf Friedrich Ludwig für seinen tüchtigen Amtmann Erasmus Strack errichten ließ. Die Kirche enthält eine kleine, aber historisch wertvolle Orgel. Sie wurde 1872 von dem Orgelbaumeister Landolt geliefert und 1954 durch die Gebrüder Oberlinger gründlich renoviert. Während die bisherige Disposition geändert wurde, blieb der schöne alte Prospekt erhalten.
Räumliche Lage und Erreichbarkeit
Die protestantische Kirche in Neuhemsbach befindet sich in der Ortsmitte von Neuhemsbach. Sie steht dort in exponierter Lage auf dem ehemaligen Schlossberg. Neuhemsbach liegt nördlich von Enkenbach-Alsenborn sowie östlich der B48 zwischen Enkenbach-Alsenborn und Winnweiler.
(Karlheinz Schauder, 2006-2010)