Kirschbacherhof bei Dietrichingen

Der Kirschbacherhof wurde erstmals 1295 urkundlich erwähnt und zählt somit zu den ältesten Hofgütern der Region. Im Jahr 1724 wurde der Hof erstmalig an Mennoniten verpachtet, was dem Gut wirtschaftlich gut tat. Seit dem Jahr 1993 ist der Hof in den Händen der Familie Götz, die ihn sanierte und ökologisch bewirtschaftet. Die meisten Gebäude des Hofgutensembles stammen dabei aus dem Anfang des 20. Jahrhundert und wurden im Stil des Historismus errichtet.

Geschichte

Die erste urkundliche Erwähnung des Kirschbacherhof findet sich im Jahr 1295, als die Grafen von Zweibrücken, zwei Brüder, die Aufteilung ihres Besitzes schriftlich festhielten. Auf dieser Urkunde findet sich der Name „Kuinrisbach“ als erste Ortsbezeichnung für den heutigen Kirschbacherhof. Seinen Namen verdankt er einem kleinen Bachlauf, der nördlich des Kirschbacherhofes vorbeifließt, die Kirsche fand in der frühen Namensform noch keine Erwähnung. Ende des 15. Jahrhunderts/ Anfang des 16. Jahrhunderts war die Familie Thiebolt mehrere Jahrzehnte im Besitz des Kirschbacher Hofgutes, bevor sie ihn an das Ehepaar Klüppel weiterverkauften. Dieser Verkauf im Jahr 1511 war zudem auch der erste erhaltene Verkaufsvertrag in der Geschichte des Hofes. Mit dieser Urkunde wurde jedoch auch der Namenswechsel von „Kuinrisbach“ zu „Kirschbach“ dokumentiert. Der Kirschbacherhof wurde ab dann als „Hof zu Kirschbach“ vermerkt.

Ende des 16. Jahrhunderts befand sich der Hof im Besitz der Zweibrücker Herzöge und diente diesen als Aufenthaltsort während der Jagd. Im 30-jährigen Krieg (1618-1648) wurde der Kirschbacherhof und die Siedlung komplett zerstört. Über Plünderungen des Hofes und das Schicksal seiner Bewohner ist jedoch nur wenig bekannt. Wahrscheinlich wurde er im Zusammenhang mit der Eroberung der Stadt Zweibrücken verwüstet und lag dann öd in Trümmern. Mitte des 18. Jahrhunderts wurde der Hof unter Wert an die Herzogin Karoline von Pfalz-Zweibrücken (1704-1774) verkauft.

Kurz nachdem die erste mennonitische Siedlung im Herzogtum Pfalz-Zweibrücken die Erlaubnis zur Ansiedlung bekommen hatten, arbeiteten auf dem Kirschbacherhof die ersten Mennoniten. Die verwitwete Pfalzgräfin Karoline verpachtete den Hof im Jahr 1737 dann an die Amischen Jakob Jacki und Andreas Leyenberger. Sechs Jahre später wurde der Hof bereits nur noch von Mennoniten bewirtschaftet. Im Jahr 1754 teilte sich Andreas Leyenberger dann die Pacht mit Heinrich Stalter (1737-1800). Nach dem Tod von Leyenberger im Jahr 1758 führte Stalter den Hof als alleiniger Pächter weiter. Herzogin Karoline hatte jedoch genaue Vorstellungen über die Bewirtschaftung des Kirschbacherhofes. Die Pächter sollten Güter nicht unbewirtschaftet lassen, die Äcker düngen und die Wiesen pflegen. Zudem mussten Schafe gehalten werden und Obstbäume gepflanzt werden. Im Jahr 1762 gelangte der Hof in den Besitz von Karolines Sohn Christian IV. Die Führung in mennonitischer Hand unter Heinrich Stalter tat dem Hof gut und in den 1780er Jahren beherbergte der Hof kurzzeitig sogar eine herrschaftliche Porzellanfabrik. Von 1785 bis 1788 wurden zudem Investitionen am Hof gut vorgenommen, ein Wohnhaus mit neun Meter Länge und 9,3 Meter Breite sowie ein Pferde- und Ochsenstall mit gleicher Breite und einer Länge von 21,7 Meter wurden neu gebaut. Außerdem wurden 17 neue ovale Fenster eingesetzt sowie zwei neue Türen. Zusätzlich wurden weitere Instandhaltungsmaßnahmen durchgeführt, der Hof neu gepflastert und ein neuer Brunnentrog installiert. Im Jahr 1787 lief der Pachtvertrag von Heinrich Stalter aus. Das freundschaftliche Verhältnis Stalters mit den Enkeln der Pfalzgräfin rechnete sich aber später für seine Familie. Als der Hof im Revolutionskrieg (1792–1802) zerstört wurde, schrieb Stalters Witwe Katharina an den bayrischen König Maximilian IV. und erinnerte ihn an sein Versprechen, für Hilfe zu sorgen. Deswegen konnte die Stalter-Familie einen neuen Klosterhof erwerben.

Nach dem Wiederaufbau nahm der amische Prediger Josef Stalter im Jahr 1834 den Hof in Pacht, ebenso wie den benachbarten Hof Monbijou. Sein Sohn wanderte jedoch in die USA aus, sodass die Familie Oesch als Hofpächter folgten. Im Jahr 1931 konnte der Enkel von Josef Stalter den Kirschbacherhof schließlich käuflich erwerben. Bis ins Jahr 1989 blieb der Hof dann im Besitz der Familie Stalter/Hege. Seit dem Jahr 1993 ist der Hof in den Händen der Familie Götz, die ihn sanierte und ökologisch bewirtschaftet.

Ehemaliger Lustgarten

Herzogin Karoline legte vermutlich, kurz nach dem Erwerb des Hofes, einen Lustgarten westlich und südlich des Hofes an. Neben dem Ziergarten mit Beeten, Bänken und einem Brunnen, umfasste der Garten einen Gemüse- und Obstbaumgarten. Der etwa 2,7 Hektar große Garten war von einer Mauer umgeben und schloss gegen Süden mit einem Wassergraben ab. Nördlich und östlich der Hofgebäude fanden sich weitere Gärten, teilweise mit Obstbäumen bepflanzt.

Baubeschreibung

Der Kirschbacherhof ist, neben Monbijou, mit über 700 Jahren das älteste dokumentierte Hofgut in der Region. Im Jahr 1157 wurde die Gesamtfläche des Hofes mit rund 301,95 Hektar bemessen, den Hauptanteil stellten dabei die Felder und der Wald dar.

Das alte Pächterhaus stammt aus dem 18. Jahrhundert, die übrigen Gebäude im Stil des Historismus wurden meistens Anfang des 20. Jahrhunderts errichtet. In einer 10-jährigen Bauzeit in den 1990er Jahre wurde in Zusammenhang mit der Denkmalpflege das Hofensemble für die erneute Nutzung als landwirtschaftlicher Betrieb umgebaut und neue Wirtschaftsgebäude errichtet. Das große, historische Hofhaus aus dem Ende des 19. Jahrhunderts wurde wieder hergerichtet und bildet heut den optischen Mittelpunkt der Kirschbacherhofes.

Das hohe herrschaftliche Haus bietet zudem auffällige über zwei Stockwerke gehende Fensterumrahmungen im gotischen Stil. Weitere Gebäude ergänzen das Herrenhaus zu einem abgeschlossenen Hof und ein ornamentaler Garten schafft eine Verbindung zwischen dem Gebäudeensemble und der dahinter anschließenden Landschaft. Der Hof wird von Obstbäumen zu der Straße hin abgegrenzt und ein großes zweiflügeliges Tor trägt den Namen des Hofes als Inschrift. Der Hof ist zudem ein ökologischer Musterbetrieb mit einer Limousin-Rinder Zucht und dem Anbau von Einkorn und Dinkel. Er bietet außerdem eine Heimat für viele Tiere, wie Störche, Fledermäuse, Schleiereule und Mauerseglern.

Der Kirschbacherhof ist ein eingetragenes Kulturdenkmal im „Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler – Kreis Südwestpfalz“ der Generaldirektion Kulturelles Erbe.

Räumliche Lage und Erreichbarkeit

Der Kirschbacherhof ist ein Weiler südlich der Stadt Zweibrücken, innerhalb der Gemarkung Dietrichingen. Südwestlich des Gutes finden sich in einiger Entfernung die Orte Dietrichingen und Hornbach, das Gut selbst liegt direkt an der L 480.

Literaturverzeichnis

  • Rheinpfalz Redaktion (2014). Geschichte im Kleinen "Die Rheinpfalz".
  • Marquard-Mois, Annette (2014). Von Kuinrisbach zu Kirschbacherhof - 700 Jahre Geschichte auf einem pfälzischem Hofgut Kirschbacherhof .
  • Generaldirektion Kulturelles Erbe (2019). Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler - Kreis Südwestpfalz Mainz.

Quellenangaben

Artikel-Historie

Koordinaten:

49° 12“ 25′ N, 7° 25“ 44′ O

Epoche:

Unbekannt

Datierung:
Anfang des 20. Jahrhunderts

Schlagworte:

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