Ehemaliger NATO-Bunker in Kindsbach

Alternative Bezeichnungen: Air Defense Operations Center, NATO-HQ, Kindsbach Underground Facility

Der ehemalige circa 2,5 Hektar große NATO-Bunker wurde im Jahr 1937, im Zuge des Westwallausbaues, gebaut. Im Rahmen des Ausbaues des Flugplatzes in Ramstein übernahmen 1951 die Amerikaner die Anlage, drei Jahre später wurde die Anlage von der US Air Force übernommen und als Überwachungs- und Steuerzentrale genutzt. In den 1980er wurden nach und nach alle Aufgaben in die Bunkeranlage nach Ruppertsweiler verlagert. 1992 wurde die bislang militärisch genutzte Fläche schließlich, im Rahmen der Konversion, für die zivile Nutzung freigegeben.

Geschichte

In den 1920er Jahren wurde von der Firma Formsandwerke Ludwigshafen am Rhein das Gelände der heutigen Bunkeranlage in Kindsbach erworben. Bis ins Jahr 1937 wurde das Areal als Sandgrube zum Abbau von Formsand für Gießereizwecke genutzt. Dadurch entstand über mehrere Jahre am Hang eine grubenförmige Geländeformation.

Im Zuge des Westwallausbaues wurden im Jahr 1937 Teile des Geländes von der Deutschen Wehrmacht beschlagnahmt und der Bau einer große Bunkeranlage in Auftrag gegeben. Zunächst diente die Anlage lediglich als Lager für Flugabwehrmunition. In den letzten Kriegsjahren diente der östliche Teil des Stollens (Eingang 4) als Luftschutzbunker für die zivile Bevölkerung. Nach Kriegsende wurde die Anlage von französischen Truppen besetzt und sollte eigentlich gesprengt werden. Dieses Vorhaben wurde jedoch nicht umgesetzt, da ein Großteil der Wasserversorgung von Kindsbach durch den Tiefbrunnen der Bunkeranlage erfolgte. Die Anlage wurde daher weiter als Munitionsdepot genutzt. Im Rahmen des Ausbaues des Flugplatzes in Ramstein übernahmen im Jahr 1951 die Amerikaner die Anlage, renovierten und erweiterten die Anlage im westlichen Bereich. Im Jahr 1954 wurde die Anlage schließlich von der US Air Force übernommen und als Überwachungs- und Steuerzentrale (Air Defense Operations Center), unter anderem für den Flugplatz Ramstein, genutzt. Anfang der sechziger Jahre erfolgte eine weitere Vergrößerung des Bunkers und das weitere Gelände wurde nach und nach beschlagnahmt, abgezäunt und gesperrt. Erst im Jahr 1965 gelang es dem ursprünglichen Eigentümer, der Familie Würmell, nach vielen Verhandlungen einen Erbpachtvertrag mit dem Bundesfinanzministerium über das gesamte Gelände abzuschließen. Ende der 60er/Anfang der 70er Jahre wurde dann die wichtige NATO – Luftverteidigungsanlage mit ungefähr 200 Personen in der Bunkeranlage in Kindsbach geleitet. Um die 1970er Jahre wandelte sich die Nutzung, von einer direkten Steuerung der Airbase, zu einer Führungsstelle für die Luftverteidigung im Bereich der CENTAG (NATO’s Central Army Group). Die Organisation, die in Kindsbach ihr Zentrum hatte, nannte sich 4th ATAF, was für Fourth Allied Tactical Air Force steht.

Man versuchte die Anlage in Kindsbach geheim zu halten, jedoch blieb der Betrieb bei der Bevölkerung nicht unbemerkt. Deswegen blockierten am 2. Juni 1981 rund zweihundertfünfzig Menschen die „US-Kommandozentrale in Kindsbach“ als Friedensbewegung gegen die militärischen Nukleareinrichtung. In den 1980er Jahren wurden dann, vor allem auf Grund von Platzmangel, einzelne Aufgabenbereiche in die Bunkeranlage nach Ruppertsweiler verlagert, bis nur noch eine Kernmannschaft in der Anlage zurückblieb. Nach Ende des kalten Krieges wurde der Erbpachtvertrag gekündigt und damit die gesamte Anlage am 31. Oktober 1993 an den ursprünglichen Eigentümer zurückgegeben. Im Jahr 1992 wurde die bislang militärisch genutzte Fläche, im Rahmen der Konversion, für die zivile Nutzung freigegeben.

Objektbeschreibung

Die Anlage hat einen recht einfach aufgebauten Grundriss (siehe Lageplan 4th ATAF) mit drei west-östlich verlaufenden Längsstollen (circa fünf Meter breit, vier Meter hoch und 140 Meter lang), welche durch fünf, vom Querschnitt deutlich kleiner angelegte, Querstollen verbunden werden. Die Hauptstollen sind zudem kuppelförmig ausgebildet und mit Stahlbeton ausgekleidet.

Die in den fünfziger Jahren ausgebauten Bereiche im westlichen Teil (Klima- und Heizungsraum) sind zweistöckig ausgeführt und der Haupt-Kontrollraum, im D-Bereich, ist sogar dreistöckig ausgebaut worden. Der vordere und hintere Längsstollen (A und C) sind meistens in einen Gang mit seitlich angeordneten Zimmern unterteilt, während der mittlere Längsstollen (B) in Einzelzimmer unterteilt ist. Der in den sechziger Jahren errichtete Vorbau (Bereich D) im Norden der Anlage besteht aus zwei mit Erdreich überdeckten bombensicheren Kuppelbauten, wobei der westliche einstöckig, der östliche dreistöckig ausgeführt ist. Zwischen den Kuppelbauten verläuft ein Verbindungsgang, welcher in Verlängerung in den Querstollen A mündet.

Heute ist die gesamte Anlage leergeräumt, nur die fest eingebaute Technik ist im Bunker verblieben. Der Bunker ist heute dem natürlichen Verfall ausgesetzt, die alte Farbe blättert von den Wänden und Schimmel breitet sich in der Anlage aus. Auch der früher als Parkplatz genutzte Bereich wurde größtenteils verkauft und rund drei Meter hoch aufgefüllt. Hier stehen heute Reihenhäuser. Deswegen ist der Bunker heute auch nur noch über einen der Notausgänge (Eingang vier) möglich. Die Eingänge eins bis drei (Eingang drei war der Haupteingang) sind heute nur noch über einen Abstieg zu erreichen und deswegen nicht mehr zugänglich.

Räumliche Lage und Erreichbarkeit

Der ehemalige NATO-Bunker befindet sich im Süden von Kindsbach, unweit von der Kaiserstraße entfernt. Man erreicht ihn mit dem Auto über die Kreuzstraße, vom Bahnhof in Kindsbach ist der Bunker in 10 Minuten fußläufig erreichbar.  Die Besichtigung des ehemaligen NATO-Bunkers ist nur im Rahmen einer Führung, nach vorheriger Anmeldung, möglich.

Literaturverzeichnis

  • RHEINPFALZ Redaktion (2020). Führung durch den ehemaligen Nato-Bunker „Die Rheinpfalz“.

Artikel-Historie

Lage:
Koordinaten:

49° 24“ 56′ N, 7° 37“ 5′ O

Baustil:

Unbekannt

Datierung:
1937

Schlagworte:

Weiterführende Links:

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  • Familiengeeignet

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