Geschichte
Das Depot Clausen, welches organisatorisch zum US-Standort Fischbach gehörte, wurde im Sommer 1961 als konventionelles Munitionslager angelegt. Sechs Jahre später wies das amerikanische Militär das Areal als besonderen Schutzbereich aus, genau zu der Zeit, als die Amerikaner neue C-Waffen in der Bundesrepublik einlagerten. Kontrolliert und bewacht wurde das Depot in Clausen von der Mannschaft der „59th Ordnance Brigade“, diese Einheit hat den Auftrag Depots mit atomaren und chemischen Waffen zu warten und zu betreiben. Daher wurde schon zu dieser Zeit vermutet, dass bei Clausen Giftgas eingelagert wurde, die Bundesregierung äußerte sich zu dieser Aussage damals jedoch nicht. Den Bürgern und den Politikern in Clausen war jahrelang nicht bekannt, dass in dem Depot Giftstoffe lagerten.
Im Jahr 1983 bestätigte schließlich das Verteidigungsministerium der Vereinigten Staaten die Existenz chemischer Waffen in Deutschland, jedoch nicht die genau Lagerstätte. Im Jahr 1986 vereinbarte der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl mit dem ehemaligen US-Präsident Ronald Reagan der Abzug aller Chemie-Waffen aus Deutschland, dieser Abzug sollte bis 1992 erfolgen. Dem Abtransport gingen dann jahrelange Planungen in den USA und Deutschland voraus. Denn schon seit Anfang der 80er Jahre machte die Friedensbewegung gegen die vermuteten Giftgaswaffen in Fischbach mobil, denn im Ernstfall wäre der Gaskrieg auf deutschem Boden ausgetragen worden. Dabei lagerte das Gas, anders als von der Friedensbewegung vermutet, nicht im Depot Fischbach (hier lagerten atomarer Sprengköpfe), sondern in Clausen. Die Information, dass das Giftgas in Clausen deponiert ist, wurde jedoch erst am 7. März 1990 vom damaligen Innenminister Rudi Geil in einer Bürgerversammlung verkündet. Nur zwei Kilometer von Clausen entfernt lagerten somit rund 25 Jahre lang, ohne Kenntnis von Politik und Bevölkerung, innerhalb des Depots circa 400 Tonnen der chemischen Kampfstoffe Sarin und VX.
Nachdem das Geheimnis gelüftet war, wogen Angst und Empörung innerhalb der Bevölkerung gleich, laut Experten hätte diese Menge an tödlichem Nervengift ausgereicht, „um die gesamte deutsche Bevölkerung zu töten“. Der ursprünglich geplante Abtransport im Jahr 1992 wurde, auf Grund des Drucks durch die Friedensbewegung, vorgezogen. Es wurde ein Polizeieinsatz von etwa 2000 Beamten organisiert und die Politik in Deutschland und Amerika arbeiteten eng zusammen, um alle Missverständnisse und Hindernisse zu beseitigen. Aus Sicherheitsgründen wurden zudem 5000 Stahlbehälter in einem Mainzer Panzerwerk zum Abtransport der Granaten gefertigt. Am 26. Juli 1990 startete mit einem Konvoi von knapp 80 Fahrzeugen die „Aktion Lindwurm“, die für internationale Schlagzeilen sorgte. Dabei waren jeweils nur rund 20 Fahrzeuge mit der tödlichen Munition beladen, in den übrigen Wagen wurden Rettungs- und Dekontaminationsgerät sowie die bewaffneten Wachmannschaften und das technische und medizinische Personal transportiert. Der Abtransport dauerte insgesamt 28 und die 20 Sattelschlepper mit den 59 Begleitfahrzeuge schlängelten sich wie ein sieben Kilometer langer „Lindwurm“ durch den Pfälzer Wald, daher auch der Codename für die Operation.
Die Aktion wurde von tausenden aufgewühlten Zuschauern begleitete und beaufsichtigt. Auch Rudi Geil stand jeden Morgen am Straßenrand und zeigte Solidarität mit den Clauser Bürgern und beobachtete den Abtransport. Der Konvoi zog über die damals noch unvollendete Schotterstrecke der heutigen A 62 zum Depot Miesau. Von dort fuhr der „Giftgas-Express“ per Bahn zum Nordseehafen Nordenham und am 19. September 1990 war in der RHEINPFALZ zu lesen: „Rheinland-Pfalz frei von Giftgas.“ Von Nordenham wurde das Gift auf die Pazifik-Insel „Johnston-Atoll“ verschifft und dort verbrannt. Insgesamt waren es 102.000 Giftgasgranaten, die abtransportiert wurden.
Geländebeschreibung Sonderwaffenlager Clausen
Auf dem etwa 20 Hektar großen Hochsicherheitsdepot in der Südwestpfälzer Gemeinde Clausen lagerten die US-amerikanischen Streitkräfte rund 25 Jahre C-Waffen. In den 15 Bunkern waren etwa 400 Tonnen Giftgas verwahrt. Auf den militärischen Stützpunkt wiesen, Anders als bei den meisten US-Depots, keine Schilder hin. Im Anschluss an eine Sackgasse am Ortsausgang, die offiziell am nahen Waldrand endete, führte eine gut ausgebaute breite Straße in den Wald. Nach rund zwei Kilometern erreichte man den gut gesicherten Haupteingang des Sondermunitionslagers. Das gesamte Depot wurde von mehreren Zäunen eingeschlossen und aufmerksamen Wachhunde, helle Scheinwerfer bei Nacht und patrouillierenden Soldaten mit Waffen im Anschlag sicherten das Gebiet akribisch. Zusätzlich verfügte das Depot über massive Barrikaden an den Zufahrten und einen besonders stabil gebauten Kommando- und Kontrollturm sowie wuchtige Entlüftungsanlagen auf den erdbedeckten, bewachsenen Lager-Iglus.
Konversion
Das Depot wurde nach dem Abtransport der Giftgase im Jahr 1993 aus der militärischen Nutzung freigegeben und von einem privaten Investor erworben. Dieser konnte seine Entwicklungsvorstellungen auf dem Gelände jedoch nicht umsetzten. Durch den Rückkauf der Fläche durch das Land und durch das Engagement der Ortsgemeinde Clausen ließ sich ab dem Jahr 2010 ein großflächige Solarprojekt mithilfe von Beteiligten aus Wirtschaft und Politik verwirklichen. Heute erzeugen auf der Fläche von sieben Hektar circa 13.600 polykristalline High-Tech-Solarmodule erneuerbaren Storm und speisen etwa jährlich drei Millionen Kilowattstunden in das regionale Stromnetz ein. Somit kann der Ort Clausen, rein rechnerisch, klimaneutral agieren. Zudem wurde bei der Umnutzung großen Wert auf Landschaft- und Naturschutz gelegt. Außerdem konnte auf Neubauten verzichtet werden, da die alte Wegeinfrastruktur des ehemaligen Depots genutzt werden konnte. Ergänzend zu den landespflegerischen Ausgleichmaßnahmen wurden ein Biotop und eine Schlangenburg auf der Konversionsfläche eingerichtet. Zwischen 25 und 30 Kamerun-Schafe beweiden das Areal zusätzlich, sodass die Solarmodule nicht zuwuchern. Zudem konnten heimische Vogelarten zurückkehren, wie die Falken, die im 15 Meter hohen erhaltenen Wachturm ihre Jungen ausbrüten. Der Wachturm blieb als Mahnmal erhalten und zusätzlich wurde ein Friedenskreuz errichtet, an dem alljährlich ein Erinnerungsgottesdienst stattfindet.
Räumliche Lage und Erreichbarkeit
Clausen ist eine Ortsgemeinde im Landkreis Südwestpfalz und gehört der Verbandsgemeinde Rodalben an. Das ehemalige Giftwaffendepot befindet sich etwa zwei Kilometer vom Ortsausgang des Ortes Clausen entfernt, uneinsehbar auf einer Waldlichtung. Das Gelände ist nicht öffentlich begehbar.