US-Flugplatz Sembach Air Base

Alternative Bezeichnungen: Sembach Air Auxiliary Field

Zwischen 1951 und 1995 war das heutige Industrie- und Gewerbegebiet südlich von Sembach während der Zeit des Kalten Krieges ein Militärflugplatz der United States Air Force. Heute werden nur noch die Gebäude der ehemaligen Heuberg-Siedlung im Norden Sembachs genutzt und von der Air Base Ramstein aus verwaltet.

Geschichte

Bereits 1919 wurde bei Sembach ein französisches Besatzungsflugfeld eingerichtet. Nachdem dies aufgegeben wurde diente es bis 1939 als Flugfeld der deutschen Luftwaffe. Nach dem Zweiten Weltkrieg (1939-1945) wurden die Flächen rund um Sembach wieder landwirtschaftlich genutzt, bis das Land wiederholt von den Franzosen in Anspruch genommen wurde.

Die Baupläne für einen Flugplatz wurden zunächst der Öffentlichkeit gegenüber geheim gehalten. Obwohl die Sembacher Bauern gegen einen Bau demonstrierten, wurde 1951 mit dem Bau des Hangar, des Towers und der Rollbahn begonnen. Ein Jahr später landeten bereits die ersten französischen Kampfflugzeuge auf dem „Sembach Air Auxiliary Field“. In Folge der Bauarbeiten entstanden Schäden an den Sembacher Häusern und Straßen. Außerdem beklagten sich die Anwohner über eine starke Lärmbelästigung.

Im Jahr 1952 wurde mit dem Bau der Housing Area begonnen, wofür allerdings kein Ackerland verwendet wurde. Man wählte als Standort den Heuberg, der aus weniger fruchtbarem Sandboden besteht. Auf dem 109 Hektar großen Gelände wurden 506 Wohnungen eingerichtet. 1953 wurde das „Sembach Air Auxiliary Field“ in “Sembach Air Base” umbenannt. Im gleichen Jahr wurden mehrere vierstöckige Kasernengebäude, eine Lagerhalle, ein Kino, ein Theater, eine Kirche, eine Offiziersmesse und eine Sporthalle gebaut. Unterkünfte für die Offiziers- und Unteroffiziersfamilien folgten 1954.

In den 1950er Jahren war der Luftrettungsdienst des gesamten US-amerikanischen Flugbereichs in Europa und die Luftaufklärung in Sembach stationiert. Im Verlauf der Jahre waren zwischen 3000 und 5353 Soldaten in Sembach stationiert. Bereits 1953 landeten 54 Bomber des 66. Taktischen Aufklärungsschwaders aus South Carolina in Sembach. Etwa 90 Prozent der stationierten Piloten waren Veteranen aus dem Koreakrieg und flogen Düsenjets verschiedener Typen sowie zweimotorige Tag- und Nachtaufklärmaschinen. Im selben Jahr wurde die Air Base eine von drei Standorten US-amerikanischer Fernlenkwaffengruppen innerhalb Deutschlands. 1956 wurden Fernlenkwaffen vom Typ Matador eingeführt, die Atomsprengköpfe über eine Entfernung von bis zu 600 Meilen zum Ziel bringen konnten und drei Jahre darauf die taktische Fernlenkrakete TM 67 Mace.

1963 nahm die Air Base Sembach an der Großübung „Big Lift“ teil, bei der 15.000 US-Soldaten aus Texas nach Deutschland eingeflogen wurden und ein einwöchiges Manöver durchführten. Im Jahr 1972 wurde das Hauptquartier der 17. Luftflotte nach Sembach verlegt, wodurch Sembach zum NATO-Stützpunkt wurde. Diese blieb bis zur Rückgabe des Areals nach dem Truppenabzug zum Ende des Kalten Krieges erhalten. Ab 1984 waren die meisten Flugzeuge nicht mehr dauerhaft an der Air Base stationiert. Bereits zu diesem Zeitpunkt hatte es sich bei den meisten nur noch um Schul- und Transportflugzeuge gehandelt. Nach dem Flugtagunglück von Ramstein am 28. August 1988 auf der rund 20 Kilometer entfernten Air Base Ramstein fanden dort bis 1994 Umbauarbeiten statt. Sembach diente in diesem Zeitraum als Ausweichflughafen.

Am 30. März 1995 wurde die Flight Line mit einer symbolischen Schlüsselübergabe an die Bundesvermögensverwaltung zurückgegeben. Seitdem wird nur noch die Heubergsiedlung von US-Amerikanern genutzt und von der Air Base Ramstein verwaltet. Dort befindet sich neben Wohnanlagen, Schulen und kleineren Stäben, noch das Hauptquartier der 17. US-Luftflotte. Nach der Schließung der Air Base wurde sie in „Sembach Annex“ umbenannt. Am 1. Oktober 2010 wurde die Sembach Annex von der US Air Force an die US Army übergeben, welche diese in „Sembach Kaserne“ umbenannte und nach wie vor als Kaserne nutzt.

Konversion

Von der Gesamtfläche des 250 Hektar großen Geländes entfielen 170 Hektar auf Sembach, 70 Hektar auf Mehlingen und 10 Hektar auf Enkenbach. Nach der Geländeübergabe gab es zahlreiche Angebote über eine mögliche Nutzungskonzeption. Drei Modelle wurden vorgestellt: Businesspark, Gewerbe- und Industriepark und das Pilotprojekt ökologische Konversion. Sembach entschied sich für einen Gewerbepark, Mehlingen für Ausgleichsflächen in Form von Grünflächen und Enkenbach für eine Photovoltaikanlage.

Am 10. Dezember 1997 wurde ein Städtebaulicher Vertrag, der die Erschließung eines Gewerbebereichs sowie des Sport- und Freizeitgeländes sicherstellte. Die Gesamterschließungskosten wurden hierfür auf rund 23 Millionen Euro geschätzt. Das Ziel war ein Nutzermix unter Einbeziehung von Freizeiteinrichtungen und die Profilierung der Liegenschaften. Denkbar wäre auch ein Linienflugverkehr mit Frachtgut oder die Errichtung eines reinen Charterflugplatzes gewesen. Dieser hätte allerdings in Konkurrenz zu anderen Konversionsprojekten wie Zweibrücken oder Hahn gestanden.

Die ersten Baumaßnahmen begannen 1998. Bis dahin wurde die Erschließung, das heißt die Wasserversorgung, Kanalisation und Verkehrsinfrastruktur abgeschlossen. Bis Ende 2011 waren 104 Hektar für die gewerbliche Nutzung vorbereitet. Um der Flächenversiegelung durch den Ausbau der Bundesautobahn 63 und den Gewerbeflächen entgegenzuwirken, wurde eine Ausgleichsmaßnahme festgelegt. Die ehemalige Landebahn der Air Base wurde rückgebaut und komplett entsiegelt. 2012 war noch ein Drittel der Gewerbefläche frei. Etwa 550 Arbeitnehmer waren beschäftigt, womit fast an die Tätigkeiten während der US-Zeit angeknüpft werden konnte.

Geländebeschreibung

Vor der Konversion verlief die Landebahn von Nordosten in Richtung Südwesten quer über das gesamte Gelände der Air Base. Im Jahr 1990 maß die Start- und Landebahn 2402 Meter auf 45 Meter. Nach der Entsiegelung ist die Start- und Landebahn nur noch als dunkler Grünstreifen im Luftbild zu erahnen.

Zu den sichtbaren Überresten des ehemaligen US-Flugplatzes Sembach gehören unter anderem ein Tower sowie mehrere Hangar. Das Gelände hat zudem an naturschutzrechtlichem Mehrwert gewonnen. Mehrere auf der Roten Liste stehende Vogel- und Insektenarten haben sich auf dem Konversionsgelände angesiedelt.

Im nördlichen Teil des Areals sind heute zahlreiche Firmen ansässig. Am nordöstlichsten Ende des Geländes befindet sich die erwähnte Photovoltaikanlage.

Räumliche Lage und Erreichbarkeit

Sembach liegt zwischen der in Nord-Süd-Richtung führenden Autobahn 63 und der Bundestraße 48. Die ehemalige Air Base und das heutige Gewerbegebiet liegen südlich von Sembach und verläuft parallel zur L 393.

Literaturverzeichnis

  • Rheinpfalz (1995). Experten informieren über die Nutzungsmöglichkeiten (RP, Ausgabe vom 29.06.1995). Kaiserslautern.
  • Gross, Claudia (2012). Lost in Space 1. Relikte des Kalten Kriegs. Sembach Air Base. Kaiserslautern.

Quellenangaben

Artikel-Historie

Koordinaten:

49° 30“ 24′ N, 7° 51“ 57′ O

Baustil:

Unbekannt

Datierung:
1951-1995

Schlagworte:

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