Katholische Heilig-Kreuzkapelle in Landstuhl

Alternative Bezeichnungen: Alte Kapelle

Die Heilig-Kreuzkapelle ist der älteste Bau in Landstuhl und geht aus der ehemaligen Kirche St. Andreas hervor. Diese stand an jener Stelle, ist aber im 19. Jahrhundert abgerissen worden. Lediglich der Chor überlebte, der die Grundpfeiler der 1929 hergerichteten Heilig-Kreuzkapelle darstellt.

Geschichte

Die genaue Datierung des Errichtungszeitraumes des Vorgängerbaus der Alten Kapelle – der einst größeren Kirche St. Andreas – ist nicht bekannt. Von einer Stadt und Burg ist das erste Mal 1326 die Rede. Mit dem Bau einer Burg ging meist auch eine Pfarrei einher, weshalb davon ausgegangen werden kann, dass auch in Landstuhl bereits Anfang des 14. Jahrhunderts eine Burgkapelle errichtet worden ist. Die gotischen Strebepfeiler, die Spitzbögen und die Kreuzgewölbe sprechen für eine Errichtung zwischen 1300 und 1350. Ein erster Geistlicher wird im Jahr 1350 erwähnt. Andere Literaturquellen vermuten, dass die Stilmerkmale der Kirche bereits auf das Ende des 11. Jahrhunderts hinweisen. Die Kirchenpatrone St. Andreas und St. Jodokus, die sehr typisch für die Zeit der Kreuzzüge waren, lassen sogar die Vermutung offen, dass die Alte Kapelle nochmals 100 Jahre älter sein könnte.

In die Wirren der Reformation (1517-1648) wurde Landstuhl bereits relativ früh hineingezogen. Franz von Sickingen (1481-1523), der 1518 das Burglehen und somit auch das Patronatsrecht für die Kirche innehielt, schloss sich beizeiten der protestantischen Lehre an. Im Auftrag des Herzogs von Zweibrücken wurde in Landstuhl die Glaubensteilung von Johann Schwebel durchgeführt. Dieser war Burgkaplan in Landstuhl auf der Burg Nanstein und vertrieb alle katholischen Pfarrer. Die „Alte Kapelle“ wurde protestantisch und es wurde in ihr einer der ersten reformierten Gottesdienste in Deutschland gefeiert.

Nachdem Franz von Sickingen verstarb, kam Johann Kasimir von Sickingen in den Besitz des Patronatsrechts. Er führte 1627 wieder den katholischen Glauben ein. Die Protestanten wurden daraufhin vom Gottesdienst ausgeschlossen, bis 1669 schließlich ein simultanes Nutzungsrecht für die Kirche eingeführt wurde, das bis 1753 ausgeübt wurde. Im Kirchenschiff durften die Protestanten Gottesdienst feiern, die Katholiken erhielten den Chor. Meinungsverschiedenheiten zwischen dem katholischen Adelsgeschlecht und Protestanten sowie ein allmählich baulicher Verfall der Kirche hatten zur Folge, dass die Sickinger Herren eine Kirche innerhalb der Stadtgrenzen errichten ließen (1752-1753) – die heutige Andreaskirche. Diese neue Kirche sollte lediglich den katholischen Gläubigen zur Verfügung stehen.

Durch die Französische Revolution (1789-1799) wurde das Sickinger Adelsgeschlecht machtlos. Man riss das Kirchenschiff der ehemals genannten St. Andreaskirche, der alten Kapelle, ab (1806) und nutzte die Steine für den Bau der unmittelbar danebengelegenen Kaiserstraße Napoleons. Erst 1929 wurde der ehemalige Chorraum der alten St. Andreaskirche als Kapelle hergerichtet. Da um diese Zeit die ehemalige Kreuzkapelle, die an der Straße Richtung Ramstein stand, abgerissen wurde, erhielt der hergerichtete Chor der ehemaligen St. Andreaskirche deren Namen „Heilig-Kreuzkapelle“. „Alte Kapelle“ wird sie liebevoll im Volksmund genannt.

Der Friedhof an der ehemaligen St. Andreaskirche war einst die letzte Ruhestätte der Landstuhler Bevölkerung. Seit 1836 ist er außer Gebrauch. Der Friedhof war früher um 400 bis 500 Quadratmeter größer und musste im Zuge des Straßenbaus 1902 verkleinert werden. Über all die Jahrhunderte wurde jedes Grab mehrmals verwendet. Die Gebeine des vorher Beerdigten wurden daher in dem sogenannten Beinhaus, der heutigen Sakristei der Kapelle, aufbewahrt.

Erst in Zeiten des Nationalsozialismus im 20. Jahrhundert konnten die Kapelle und der Friedhof wieder an Bedeutung zurückgewinnen. 1939 wurde der Friedhof als Heldenfriedhof für die verstorbenen Soldaten aus Landstuhl eingerichtet. Außerdem wurde die Kapelle einer Innensanierung unterzogen, wodurch man eine große Entdeckung machte. Es wurden alte Malereien eines unbekannten Künstlers freigelegt.

Baubeschreibung

Von der einst größeren gotischen Vorgängerkirche ist nur noch der ehemalige Chor übrig, der im 19. Jahrhundert zu einer Kapelle umgestaltet wurde. 1806 wurde das Kirchenschiff, dessen Steine zum Bau für Napoleons Kaiserstraße genutzt wurden, abgerissen. Die großen Rechteckjoche und die Kreuzgratgewölbe, die für eine Kapelle zu groß wären, verweisen auf eine ehemals größere, gotische Kirche. Auch die filigran erarbeiteten Maßwerkfenster sowie die Strebepfeiler erinnern eher an eine typisch gotische Kirche. Lediglich der Kirchturm ist nicht mehr original gotisch. Er wurde im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) zerstört und durch einen barocken Turm mit Satteldach ersetzt.

Im Rahmen von Sanierungsmaßnahmen im Jahr 1940 wurden beeindruckende Wandmalereien eines unbekannten Künstlers wieder entdeckt und freigelegt. Sie stammen aus dem 15. Jahrhundert und bilden das Marienleben, Engel und Heilige ab. Aufgrund dieser Malereien zählt die Kapelle zu den wertvollsten Kunstdenkmälern der Westpfalz.

Das Objekt „Katholische Heiligkreuz-Kapelle“ in Landstuhl ist ein eingetragenes Kulturdenkmal.

Räumliche Lage und Erreichbarkeit

Die Alte Kapelle lag zwar zum Zeitpunkt der Erbauung außerhalb der Stadtmauern, doch befindet sie sich heute inmitten der Stadt Landstuhl. Trotz der zentralen Lage bietet das Gelände mit dem Friedhof und den großen Bäumen eine grüne Oase. Über die Autobahn 6 ist Landstuhl mit dem PKW ideal erreichbar. Parkplätze sind in unmittelbarer Lage vorhanden. Der Bahnhof ist in zehn Minuten fußläufig erreichbar.

Literaturverzeichnis

  • Gallenstein, Eduard (1961). Eine alte Kirche erzählt. Ein Gotteshaus, das viele Stürme erlebte. In: Heimatkalender 1961 für die Stadt und den Landkreis Kaiserslautern, hrsg. von der Stadt und dem Landkreis Kaiserslautern. Verlag Gerhard Dokter. Kaiserslautern.
  • Schauder, Karlheinz (1994). Kirchen in Landstuhl. In: Heimatjahrbuch des Landkreises Kaiserslautern 1994, hrsg. von der Kreisverwaltung Kaiserslautern. Verlag Franz Argobast. Kaiserslautern.
  • Matt, Georgia (1991). Kulturdenkmäler im Landkreis Kaiserslautern. Hrsg. von der Kreisverwaltung Kaiserslautern. Kaiserslautern.
  • Dekanat Landstuhl (1946). Von Landstuhls Pfarrgeschichte, Katholisches Kirchenblatt des Dekanates Landstuhl. 2.1946/47, Nr. 12-13, 15-20. Landstuhl.
  • Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hrsg.) (2017). Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler. Koblenz.

Quellenangaben

Artikel-Historie

Koordinaten:

49° 24“ 42′ N, 7° 34“ 5′ O

Datierung:
vor 1326

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