Mehlinger Heide bei Mehlingen

Erst durch die Rodung und die Nutzung des Gebiets als Truppenübungsplatzes, kam es zur Entstehung der Heideflächen bei Mehlingen. Nach der militärischen Nutzung wurde das Gebiet, in dem sich eine Vielfältige Tier- und Pflanzenwelt entwickelt hatte, unter Schutz gestellt. Seit 2001 ist das Gebiet Naturschutzgebiet und gilt als größtes deutsches Heidegebiet außerhalb von Norddeutschland. Heute kann man die Heidelandschaft auf vorgeschriebenen Wegen besichtigen.

Geschichte

Die Mehlinger Heide verdankt ihrer Entstehung der menschlichen Bewirtschaftung des Gebiets. Ohne den menschlichen Eingriff über die Jahre wäre das Areal heute auch nur ein typisches Waldgebiet, von denen es heute zahlreiche in der Umgebung gibt.

Noch bis ins Jahr 1912 war das Gebiet um Mehlingen vollkommen mit Wald bedeckt. Ein lichter Buchen-Hochwald wuchs auf dem Buntsandstein des Gebiets. Dieser Wald diente damals zur Holzgewinnung aber auch zur Streugewinnung für Vieh, als Weide oder zum Brennholz sammeln. Aus früheren Protokollbüchern der Gemeinde Neukirchen geht auch hervor, dass damals Raubbau in den Wäldern betrieben wurde und das Forstamt damals in Sorge um den Waldbestand war. Aus einem Protokoll aus dem Jahr 1886 steht:

„Das Forstamt Otterberg hat aber in letzter Zeit das ihm unterstellte Schutzpersonal angewiesen, das holen der Heide für die Zukunft zu protokollieren und sind in letzter Zeit welche wegen derartiger Fälle empfindlich an Geld bestraft worden, was selbstverständlich großartige Unzufriedenheit hier hervorgerufen hat“

– Sitzungsprotokoll: vom 18. März 1886

Im Jahr 1912 mussten dann 92 Hektar auf dem „Kleinen Fröhnerhof“ an die Heeresstandortverwaltung Kaiserslautern als Exerzierplatz überlassen werden. Zuvor erzielte die Gemeinde durch den Verkauf von Eichen und Buchen auf dem Gebiet einen Gewinn von 74.000 Reichsmark. Im Ersten Weltkrieg (1914 – 1918) wurden also schon Teile des Gebiets der Mehlinger Heide („Kleiner Fröhnerhof“) als Truppenübungsplatz genutzt. Ab dem Jahr 1937 wurde dieses Gelände durch die Wehrmacht wieder genutzt und es wurde mit der Abholzung auf dem Großen Fröhnerhof begonnen, um das Übungsgelände zu erweitern. Der militärische Übungsplatz wurde zum Panzer-Übungsplatz erklärt und es entstand ein Munitionslager im anschließenden Wald. Bereits ein Jahr später fanden die ersten Truppenübungen statt. Dieser militärische Betrieb mit durchgehender Bodenverletzung förderte die Entstehung der Heide. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs (1939 – 1945) übernahmen im Jahr 1945 die in Kaiserslautern stationierten französischen Besatzungskräfte den Truppenübungsplatz, also den Großen und den Kleinen Fröhnerhof, für eine Panzerdivision. Bei ihren Übungen zerstörten die Ketten der Panzer die oberste Schicht des Buntsandsteines weiter zu einer Sandauflage mit geringer Tiefe. So konnte sich Heidekraut an den Wegesrändern entwickeln und trotz der Panzerüberfahrten immer weiter ausbreiten.

Die US-Streitkräften nutzen dann, aufgrund der günstigen Lage zur Ramstein Air Base und Sembach, einen Teil als Raketenbasis für Boden-Boden-Raketen vom Typ MGM-13A Mace. Danach wurde das Gebiet durch Fernmeldeeinheiten genutzt. Nach dem Ende des Kalten Krieges (1947 – 1991) wurde der französische Besatzungstrupp aufgelöst und der Übungsplatz im Jahr 1992 an Deutschland zurückgegeben. Zwei Jahre später, im Jahr 1994, wurde auch die US-Fläche an Deutschland zurückgegeben.

Auf der stark beanspruchten Fläche bildete sich dann ein Mosaik aus vegetationsfreien Sandflächen, Grasfluren, Strauchheiden und Waldbeständen. Auf dem stark beanspruchten Sandboden konnten nur noch Heidesträucher gedeihen. Auf Grund der Tatsache, dass sich noch Munition auf dem Übungsgelände befand, wurde das Gebiet abgesperrt und bewacht. Erst ab dem Jahr 2001 begann man mit der Öffnung der Mehlinger Heide, zuvor würde das Gelände von den übrigen Munitionsresten befreit. Heute ist das Gebiet der Mehlinger Heide eine der größten Heideflächen in Süddeutschland und ein beliebtes Ausflugsziel als Naherholungsgebiet.

Naturschutzgebiet Mehlinger Heide

Kurz nach der Rückgabe des Gebiets im Jahr 1992 wurden bereits vom Umweltministerium des Landes Rheinland-Pfalz Maßnahmen eingeleitete, das Gebiet, auf Grund der sich entwickelten besonderen Tier- und Pflanzenwelt, unter Schutz zu stellen. Allerdings dauerte es noch bis zum Jahr 2001, da zu dieser Zeit auch die Autobahn A 63 projektiert war, bis die Rechtsverordnung über das „Naturschutzgebiet Mehlinger Heide“ erlassen werden konnte.

Heute ist die Mehlinger Heide ein Naturschutzgebiet und der Lebensraum von unzähligen Tier- und Pflanzenarten. Mit einer Fläche von rund 410 Hektar, wobei die eigentliche Heidelandschaft rund 150 Hektar umfasst, gilt sie als größtes deutsches Heidegebiet außerhalb von Norddeutschland. Außerdem ist sie europäisches Vogelschutzgebiet sowie Fauna-Flora-Habitat Gebiet, zusammengefasst als Natura 2000 Gebiet.

Die Lage des ehemaligen Truppenübungsplatzes bestimmt die Grenzen des heutigen Naturschutzgebietes, dieses gliedert sich in den „Großen Fröhnerhof“ und den „Kleinen Fröhnerhof“. Dabei umfasst das Gebiet Teile der Gemarkungen Mehlingen, Baalborn und Neukirchen, der größte Teil der Heide befindet sich auf der Gemarkung von Baalborn.

Die Mehlinger Heide ist ein Biotopmosaik aus Sandflächen, Heidekraut, kleinen Tümpeln, Gebüschen und Gräsern. Diese Vielseitigkeit bildet somit auch die Basis für eine große Artenvielfalt und viele seltene Tier- und Pflanzenarten fühlen sich in der Landschaft heimisch. Es wurde sogar das als verschollen geltende Wiesen-Leinblatt in der Mehlinger Heide wiederentdeckt. Das übergeordnete Ziel des Naturschutzgebietes ist es das entstandene Biotop mit den enthaltenen Pflanzen und Tieren zu erhalten und zu schützen, dazu zählt vor allem die Erhaltung von Zwergstrauchheiden und Borstgrasrasen sowie von weiteren Kleingewächsen. Außerdem soll das Brutgebiet für Vögel, wie die Heidelerche und der Ziegenmelker, und der Lebensraum seltener Heuschrecken, Schmetterlingen und Libellen sowie Wildbienen geschützt werden. Daher muss auch der Wald, durch entsprechende Maßnahmen durch den Menschen, an der Zurückeroberung des Gebiets gehindert werden. Außerdem befolgt eine Beweidung durch Schafe, die sogenannten Heideschnucken.

Heutige Geländenutzung

Auf Grund des Naturschutzes und der immer noch bestehenden Gefahr durch Munitionsreste ist das Besichtigen der Mehlinger Heide nur auf zwei gekennzeichneten Hauptwegen erlaubt. Es soll jedoch der „sanfte“ Tourismus in der Mehlinger Heide gefördert werden. Dazu wurden in den letzten Jahre Informationstafeln an den Wegen aufgestellt, ein Abenteuerspielplatz gebaut und ein Aussichtspunkt auf dem Feldherrenhügel, die höchste Erhebung in der Heide, errichtet. Im Jahr 2007 wurde der sogenannte Heideerlebnispfad eingeweiht, auf diesem circa 1,5 Kilometer lange Rundweg durch die Heide können zwölf Stationen und mehrere Informationstafeln zur Tier- und Pflanzenwelt des Heidegebiets besichtigt werden. Der Lehrpfad hat als Markierungszeichen eine schwarze Eule auf grünem Untergrund.

Am schönsten ist die Heide während der Blüte, die meistens Ende Juli beginnt, im August ihren Höhepunkt erreicht und im September langsam ausklingt. In diesen Monaten werden außerdem Führungen sowie Kutschfahrten durch die Heide angeboten. Aber auch zu den anderen Jahreszeiten ist die Heide einen Besuch wert.

Räumliche Lage und Erreichbarkeit

Die Mehlinger Heide umfasst Teile der Gemarkungen Baalborn, Neukirchen und Mehlingen. Sie gehören alle zur Gemeinde Mehlingen bzw. zur Verbandsgemeinde Enkenbach-Alsenborn im Landkreis Kaiserslautern.

Man erreicht sie entweder über die Autobahn A6 (Ausfahrt Mehlingen) oder über die A 63 (Ausfahrt Sembach), von dort folgt man der Beschilderung Richtung Mehlingen und Heide. Es gibt zwei Zugänge zur Heide an denen auch ausreichende Parkmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Zum einen der Parkplatz Becker im Industriegebiet Mehlinger oder der Parkplatz „Mehlinger Heide“ direkt an der L 401 zwischen Mehlingen und dem Fröhnerhof. Diese sind vor Ort ausgeschildert.

Literaturverzeichnis

  • Neumann, Günter (2013). Die Mehlinger Heide- ein Stückchen schöne Heimat in Heimatjahrbuch des Landkreises Kaiserslautern 2013 S. 68-79, Kaiserslautern .

Quellenangaben

Artikel-Historie

Koordinaten:

49° 29“ 15′ N, 7° 49“ 45′ O

Epoche:

Unbekannt

Baustil:

Unbekannt

Datierung:
1912

Schlagworte:

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