Hintergrund
Nach dem Tod von Rudolf von Habsburg (1218-1291) im Jahr 1291, wählten die Kurfürsten nicht seinen Sohn Albrecht von Österreich (1255-1308) zu seinem Nachfolger, da sie sich kein starkes Königtum wünschten. Deshalb schlug der Mainzer Erzbischof Gerhard seinen Neffen Adolf von Nassau vor. Sie erhofften sich, seine Macht zu ihren Gunsten nutzen zu können. Während Adolfs Regierungszeit als König war dieser zunehmend nicht bereit deren Forderungen zu erfüllen, weshalb ihn sein eigener Onkel sechs Jahre später wieder absetzte und nun doch Albrecht von Österreich zum König ernannte. So gab es Ende Juni 1298 gelichzeitig zwei deutsche Könige. Die einzige Möglichkeit diesen Konflikt zu lösen war ein Kampf zwischen den beiden um die Herrschaft. Am 23. Juni 1298 fand die entscheidende Schlacht auf dem Hasenbühl in Göllheim statt. Dabei verlor Adolf von Nassau nicht nur sein Reich, sondern auch sein Leben.
Der Sieger Albrecht war so erbittert, dass er der Königswitwe Imagina (1255-1318) die Beisetzung ihres toten Ehemannes Adolf im Dom zu Speyer verweigerte. Erst nach König Albrechts I. Tod, ordnete sein Nachfolger die Beisetzung der beiden ehemaligen Rivalen, Seite an Seite in der Kaisergruft in Speyer an.
Königskreuz
Nach der Überlieferung ließ die Königswitwe noch im gleichen Jahr, in dem ihr Ehemann starb, das Sandsteinkruzifix auf dem Hasenbühl, an der Stelle errichten, an der ihr Ehemann im Kampf gefallen war. Wahrscheinlicher ist allerdings, dass sein Sohn Gerlach (vor 1288-1361) das Kreuz, nach dem Transport des Leichnams nach Speyer, erbauen ließ.
Das Königskreuz ist etwa 2,75 Meter hoch und 1,65 Meter breit. Die Christusfigur ist mit einer Größe von 1,5 Metern fast lebensgroß. Ursprünglich befand sich diese frei stehend auf einem Sockel. Später wurde es in eine Mauer eingelassen und trug oben das Adlerwappen des deutschen Königs und unten das Nassauer Familienwappen. Im Jahr 1611 wurde das im Laufe der Jahre in Mitleidenschaft geratene Kreuz durch den Grafen Ludwig von Nassau-Weilburg (1565-1627), einem Nachkommen Adolfs, renoviert. Hieran erinnert folgende lateinische Inschrift unter dem Kreuz:
„ANNO MILLENO TRECENTIS BIS MINVS ANNO IN IVLIO MENSE REX ADOL PHUS CADIT ENSE RENOVATVM HOC MONVMEN TVM SVB LVDOVICO COMITE GENEROSISS: A NASSAV ANNO • 1611“
(Im Jahre 1300 weniger zwei Jahre, im Monat Juli fiel König Adolph durch das Schwert – Wiederhergestellt wurde dieses Monument unter dem hochedelen Grafen Ludwig von Nassau im Jahre 1611)
Während der Koalitionskriege (1792-1815) wurden die Christusfigur sowie die beiden Wappen von Unbekannten zerschlagen. Außerdem war das Kreuz ständig den Witterungseinflüssen ausgesetzt, wurde immer renovierungsbedürftiger und drohte schließlich zu zerfallen. Nach einem Hilfegesuch beim König zur Erhaltung des Denkmals, wurde die Mauer ausgebessert und das Kreuz in eine neu geschaffene Nische eingelassen.
Anfang des 19. Jahrhunderts kauften das Adelshaus Nassau und der Historische Verein der Pfalz das Gelände mit dem Denkmal auf. Ein Buch des späteren Kardinal Geissel von Köln (1796-1864) aus dem Jahr 1825 mit dem Titel „Die Schlacht am Hasenbühl und das Königskreuz bei Göllheim“, ermöglichte die Zusage finanzieller Mittel, um das Kreuz mit einer Kapelle zu überbauen.
Königskreuzkapelle
Im Jahr 1836 wurde mit dem Bau der Königskreuzkapelle nach den Plänen des Architekten August von Voit (1801-1870) begonnen. Das Ziel war es das Königskreuz in die Rückwand der Kapelle einzulassen, um sie besser vor dem Verfall zu schützen. Die Bauzeit bis zur Fertigstellung der Kapelle betrug fast zwei Jahrzehnte.
Baugeschichte
Nach zwei Jahren Bauzeit glich die Baustelle einer Ruine. Das Schutzdach über dem Königskreuz war eingestürzt und die Bauarbeiten stockten. Trotz dem schleppenden Fortgang war die Kapelle im Jahr 1839 bis auf die Bekrönung des Turms, den Sockel und ein eisernes Tor fast fertig. Das Kreuz stand allerdings immer noch auf seinem alten Platz. Fünf Jahre später war die Kapelle immer noch nicht vollendet. Im Gegenteil, denn das Königskreuz wurde erneut beschädigt und das bereits errichtete Bauwerk war bereits wieder zerfallen.
Die Jahre vergingen und man versuchte zwischenzeitlich das Königskreuz durch verschiedene Maßnahmen zu schützen. Eine Kommission des Vereins besichtigte 1851 Kreuz und Kapelle und fand beides in desolatem Zustand vor. Aus diesem Grund wurde ein Komitee zur Fertigstellung der Kapelle eingerichtet.
Im Jahr 1852 wurden sowohl die Gittertür als auch vier Gusseisenwappen bei der Firma Gienanth in Eisenberg in Auftrag gegeben. Die Wappen hatte bereits August Voit 1836 entworfen. Nach ihrer Fertigstellung wurden diese über dem Portal der Kapelle aufgehängt.
Ein Jahr darauf konnte das Bauwerk endgültig fertiggestellt und das Königskreuz in seine Rückwand eingelassen werden. Einige Jahrzehnte später wurden oberhalb des Kruzifixes der Reichsadler und unterhalb der Nassauer Löwe von Wilhelm von Nassau erneuert. Daran erinnert folgende Inschrift links neben dem Kreuz:
An dieser Stelle
fiel
Adolph von Nassau
deutscher Kaiser
um des Reiches Krone ritterlich aber unglücklich kämpfend
gegen
Albrecht von Habsburg
Herzog von Österreich
Eine zweite Gedenktafel befindet sich rechts neben dem Königskreuz. Ihre Inschrift lautet:
Zum sechshundertjährigen Gedenktage
des Heldentodes
seines edlen Vorfahren ließ
Wilhelm von Nassau
Erbgroßherzog von Luxemburg
die Wappen
am Königskreuze
wiederherstellen.
Baubeschreibung
Bei der Kapelle handelt es sich um einen Sandsteinquaderbau im bayerischen Rundbogenstil mit neugotischen Formen. Das Gebäude ist unverputzt und hat einen quadratischen Grundriss. Jede der vier Außenwände schließt mit einem Strebepfeiler ab, sodass an jeder Ecke des Baus zwei Strebepfeiler gemeinsam einen 90-Grad-Winkel bilden. Die Kapelle schließt mit einem Flachdach über einem Dachgesims mit Rundbogenfries auf Konsolensowie einem Zinnenkranz ab. Mittig über dem quadratischen Bau befindet sich ein achteckiges Türmchen. Auch der Turm wird durch Gesimse gegliedert und schließt mit einem Zinnenkranz ab.
Die Kapelle steht leicht erhöht und ist über insgesamt acht Stufen zugänglich. Die Stufen führen zur rundbogigen Öffnung an der Nordseite, die mit einem Eisengitter versperrt ist. Durch die Öffnung erhält man den Blick auf den kreuzgewölbten Innenraum und das Kruzifix an der Rückwand. Über dem Eisengitter sind die vier Eisengusswappen von Pfalz, Bayern, Nassau und Trier angeordnet.
In ihrer Gesamtheit wirkt die Kapelle durch den quadratischen Grundriss und die Einteilung der Fassade durch Strebepfeiler und Gesimse sehr symmetrisch.
Räumliche Lage und Erreichbarkeit
Die Königskreuzkapelle mit dem Sandsteinkruzifix befindet sich im östlichen Teil der Gemeinde Göllheim an der Ecke der Königskreuzstraße und der Altstraße. Die Kapelle steht heute direkt zwischen den Wohnhäusern. Über acht Stufen erreicht man das verschlossene Gitter, hinter dem sich das Sandsteinkruzifix befindet. Dieses kann dementsprechend nur von außen betrachtet werden.