Propsteikirche St. Remigius auf dem Remigiusberg

Alternative Bezeichnungen: St. Remigii

Die Remigiuskirche auf dem Remigiusberg nahe Haschbach im Landkreis Kusel war einst das kulturelle Zentrum eines Benediktinerklosters.

Geschichte

Im Rahmen einer Schenkung des fränkischen Königs ging im 6. Jahrhundert das 220 km² große Gebiet rund um den Remigiusberg an das Bistum Reims in Frankreich über. Der Name „Remigiusland“ war geboren. Aufgrund der weit entfernten Lage war eine Verwaltung des sich im deutschen Ausland befindlichen Landstücks sehr schwierig. Der Erzbischof von Reims übergab daraufhin im 10. Jahrhundert das Land an die Benediktinerabtei St. Remigii bei Reims, die infolgedessen auf dem Remigiusberg das Kloster gründete. Die Errichtung der Klosterkirche und -gebäude ist zeitlich nicht genau zu beziffern. Der älteste urkundliche Nachweis für das Kloster stammt aus dem Jahr 1127. Da dies allerdings keine Gründungsurkunde ist, kann davon ausgegangen werden, dass die Propstei noch älter ist. Mitte des 19. Jahrhunderts musste die Glocke des Kirchturms herunterhoben werden, da sie zersprungen war. Man entdeckte, dass auf ihr das Entstehungsjahr der Glocke festgehalten wurde. Viele gehen seither davon aus, dass somit die Kirche bereits im Jahr 1019 errichtet wurde.

Im Jahr 1112 gründete der Sohn eines Grafen aus dem Nahegau die neue Grafschaft Veldenz. Ab diesem Zeitpunkt kam es immer wieder zu Unstimmigkeiten zwischen der Propstei Sankt Remigius sowie den Grafen von Veldenz. Einige Generationen später ließ Graf Heinrich die Michelsburg auf dem Remigiusberg errichten. Hiermit wollte er die Propstei schmähen.

Im Zuge der Reformation (1517-1648) wurde das Kloster im Jahre 1550 aufgelöst wurde. Es kam anschließend in den Besitz des Grafen von Pfalz-Verdenz. Dieser ließ die benachbarte Ruine der Michelsburg wiedererrichten und nutzte die ehemalige Klosterkirche als neue Hofkirche. Unter dem Chor wurden insgesamt 15 Mitglieder der Grafenfamilie beigesetzt.

Als im 18. Jahrhundert der letzte Veldenzer Pfalzgraf verstarb, ging das Land wieder an die Kurpfalz über. Der katholische Kurfürst übergab im Jahr 1724 den Katholiken die Kirche auf dem Remigiusberg und den Protestanten die Peterskirche auf der anderen Seite des Glans. 1744 dufte man in St. Remigius erstmals eine eigene Pfarrei einrichten.

Da die Remigiuskirche immer noch unter dem Namen Hofkirche bekannt war und sich außerdem in der Kirche die Familiengruft des Grafengeschlechts Pfalz-Verdenz befand, blieb auch sie von den französischen Revolutionären (1789-1799) nicht verschont. Es ist von Glück zu sprechen, dass „nur“ die beiden Kirchenschiffe zerstört wurden. Die Ernennung der Kirche zum französischen Nationalgut sowie die Flehen der Katholiken konnten verhindern, dass auch das Mittelschiff komplett niedergerissen wurde. Die Kirche wurde dennoch derart zerstört, dass sie für Gottesdienste nicht mehr verwendet werden konnte. Die Pfarrei wurde somit im Jahr 1798 aufgelöst und der Pfarrei Kusel zugefügt. Die Armut der Gemeinde sowie die Verwitterung ließen das Kirchengebäude noch weiter verwahrlosen. Durch den Verkauf von drei Särgen aus der ehemaligen Grafengruft konnten wenigstens die Löcher der fehlenden Jochbögen am Mittelschiff geschlossen und das Dach repariert werden.

Baubeschreibung

Die Propsteikirche St. Remigius wurde im 11. Jahrhundert als dreischiffige Kreuzpfeilerbasilika im Stile der Romanik errichtet. Die Denkmalschutzbehörde betont, dass sie mit Abstand der bedeutendste romanische Kirchenbau der Nordwestpfalz war. Grund hierfür ist unter anderem die einzigartige Gestalt der Kirchendecke in Form einer romanischen Flachdecke. Typisch romanisches Element waren zudem die Arkaden (Reihe von Bögen), die noch in der Nord- und Südmauer der Kirche zu sehen sind. Diese führten einst in die vier Meter breiten Querhausarme. In der westlichen Mauer sind ebenfalls Arkaden zu erkennen, die aber ehemals Jochbögen waren und ins Seitenschiff führten.

Mitte des 16. Jahrhunderts ging das Kloster, welches im Zuge der Reformation aufgelöst wurde, in die Hände der Familie vom Grafen Pfalz-Veldenz über. Es wurde eine Gruft in der Kirche eingerichtet, in welcher 15 Familienmitglieder ruhen. Um eine ideale Blickbeziehung zwischen Kirche und der Michaelisburg (Sitz der Grafenfamilie) herzustellen, ließ man Renaissance-Fenster in der Ostwand der Kirche einbauen.

Als im 18. Jahrhundert französische Truppen durch die Pfalz (Französische Revolution) zogen, wurde auch die Remigiuskirche stark zerstört. Man kann auch sagen, dass die Truppen lediglich ein Pfeilerskelett hinterließen, welches Wind und Wetter schutzlos ausgeliefert war. Anhand der Langhauswand zur Giebelseite hin lässt sich heute noch erahnen, dass die Kirche ursprünglich Richtung Westen hin weitaus größer war. Der Arkadenansatz deutet auf ein weiteres Joch (Abstand zwischen zwei Säulen) hin.

Da der Kirchengemeinde nach der Revolution das Geld fehlte, wurde die Kirche nur sehr profan und mit erheblichen baulichen und statischen Mängeln aufgebaut. Jahrelang blieb die Kirche baufällig und wurde für andere Nutzungen zweckentfremdet. Erst durch die Sanierungshilfe vom bayerischen König Ludwig I., konnte die Kirche ab 1834 restauriert werden.

In den 1880er Jahren war man mit der Gestalt der Kirche nicht mehr zufrieden. Man wollte die Kirche im gotischen Stil umgestalten. Hierfür wurden vor allem im Inneren gotische Elemente eingebaut. Beispielsweise erhielten die Fenster im Lettner (die Wand, die den Chor vom Langhaus trennt) gotische Spitzbogen. Außerdem wurden in die Kirchenmauern des Langhauses Fenster eingebrochen.

In den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts wollte man sich wieder auf die original romanischen Gestaltungsmerkmale konzentrieren und versuchte, der Kirche wieder ein ursprüngliches Aussehen zu verleihen (Re-Romanisierung). Dies war aber aufgrund der großen stilistischen Veränderungen im 19. Jahrhundert sowie der Zerstörungen durch die französischen Truppen gar nicht so einfach. Aufgrund von Geldmangel konnten das Quer- und Seitenschiff nicht rekonstruiert werden, die – wie eingangs erklärt – sehr typisch für einen romanischen Kirchenbau sind.

Das Objekt „Ehemalige Propsteikirche Remigiusbergstraße“ im Landkreis Kusel ist ein eingetragenes Kulturdenkmal.

Räumliche Lage und Erreichbarkeit

Die St. Remigiuskirche befindet sich auf dem Remigiusberg zwischen den Orten Haschbach am Remigiusberg und Theisbergstegen nahe Kusel. Per PKW oder auch für Wanderfreunde sind die ehemalige Propsteikirche und die benachbarte Burgruine gut zu erreichen. Die nächsten Bahnhöfe befinden sich in Kusel, Rammelsbach oder Altenglan.

Neben der ehemaligen Propsteikirche befindet sich die Gastätte „Zur alten Propstei“.

Literaturverzeichnis

  • Dick, Helmut und Schöpper, Erwin (jr.). (1994). Aus der Geschichte der Pfarrei Remigiusberg. Theisbergstegen. .
  • Dick, Helmut. (2017). Kirchenführer St. Remigius Remigiusberg. Baugeschichte der Propsteikirche. o.O.
  • Die Rheinpfalz (2017). „Viele Superlative“ - Nr. 296 o.O.
  • Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hrsg.) (2017). Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler. o.O.

Quellenangaben

Artikel-Historie

Koordinaten:

49° 31“ 16′ N, 7° 26“ 17′ O

Datierung:
1019

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