Geschichte
Glocken eines Dorfes waren früher in vielfältiger Weise mit dem Leben der Menschen verbunden. Sie begleiteten ihren Alltag, sie luden zum Gottesdienst ein und mahnten zum Mittags- und Abendgebet, sie klangen festlich zu einer Hochzeit oder erinnerten mit dem Zeichenläuten an eine Beerdigung. Mehr praktische Bedeutung hatte das Schulläuten am Morgen, das Mittagsläuten, das die Bauern vom Feld und die Holzfäller aus dem Wald rief; schließlich die Abendglocke, die den Kindern anzeigte, dass sie nun von der Straße und nach Hause mussten. In den Zeiten, als das ökumenische Miteinander noch weniger als heute ausgeprägt war, wollte oft jede Konfession ihr eigenes Geläute haben, selbst wenn es sich um eine kleine Gemeinde in der Diaspora handelte. Schneckenhausen hat deshalb eine katholische Kirche und einen besonderen protestantischen Glockenturm. Der eiserne Glockenträger befindet sich in der Gartenstraße und wurde 1895 errichtet.
Baubeschreibung
Der Läutturm ohne Kirche steht frei im Dorf und überzeugt durch seine schmucklose Architektur. Um Kosten zu sparen wurde er nicht als massives und schmuckvolles Gebäude, sondern als eine nüchterne und sachliche Eisenkonstruktion mit offenem Geläute ausgeführt. Ingenieure entwarfen und gestalteten die zweckdienliche Einrichtung im sparsamen Stil des beginnenden Industriezeitalters.
Der Eisenständer, der die Glocken trägt, ruht auf einem gemauerten Sockel aus gehauenen Sandsteinen der Gegend. Das kleine Bauwerk weist eine rundbogige Tür und gleichartige Fenster auf. Das Gestänge des Ständers läuft in angedeuteten Spiralen aus, welche die einfache und schlichte Ausstattung eher noch unterstreichen. Die metallene Vorrichtung trägt zwei kleine Glocken, die von einem Wellblechdach überwölbt und so einigermaßen vor Wind und Wetter geschützt sind.
Im Zweiten Weltkrieg (1939-1945) wurden die beiden Glocken des Turmes abgenommen und für Rüstungszwecke eingeschmolzen. 1953 goss die Firma Bachert in Karlsruhe zwei neue Glocken mit einem Gewicht von 85 und 145 Kilogramm, die in den Klangfarben „e“ und „g“ gehalten sind. Das Geläute ist zuständig für die protestantische Gemeinde in Schneckenhausen, Horterhof und Wickelhof. Von den weltlichen Anlässen des früheren Brauchtums hat sich lediglich das werktägliche Läuten um 11 Uhr erhalten, um auf das Mittagessen um 12:00 Uhr vorzubereiten.
Der Glockenturm ist ein eingetragenes Kulturdenkmal in dem nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler – Kreis Kaiserslautern.
Räumliche Lage und Erreichbarkeit
Schneckenhausen ist eine Ortsgemeinde im Landkreis Kaiserslautern, sie gehört der Verbandsgemeinde Otterbach-Otterberg an. Der Glockenturm in Schneckenhausen liegt in den Gartenstraße und ist freistehend.
(Karlheinz Schauder, 2006-2010)