Geschichte
Es handelt sich keineswegs um ein Bauwerk aus den Zeiten der Römer, sondern um einen Turm mit romanischen Stilelementen, der zu der ehemaligen katholischen Pfarrkirche gehörte. Die Pfarrei bestand schon im frühen Mittelalter, die einstige Kirche wird erstmals in einer Urkunde von 1377 erwähnt. Das Gotteshaus hat während des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) sehr gelitten, sodass nur der Turm stehenblieb, der als das älteste Gebäude von Steinwenden gilt.
Der imposante Rest der ehemaligen Kirche stammt nach seinen stilistischen Merkmalen wohl noch aus dem 12. Jahrhundert. Nach einer Jahreszahl am dritten Geschoß der Westseite scheint er 1502 weitgehend instandgesetzt und spätgotisch verändert worden zu sein. Die letzte Renovierung erfolgte im Jahr 1926.
Baubeschreibung
Der Turm ist unverputzt und aus rohbehauenen Quadern aus Buntsandstein gemauert. Der quadratische Bau hat fünf Geschoße und ein Pyramidendach mit einem Wetterhahn. Die ersten vier Stockwerke sind durch Gesimse leicht voneinander abgesetzt. Das letzte Geschoß ist mit Schiefer verkleidet und stammt wie das Dach aus neuerer Zeit.
Recht aufschlussreich sind die verschiedenen Fenster des Turmes. Im Erdgeschoß befindet sich ein kleines Fenster, das sich nach innen in der Art einer Schießscharte oder eines Lüftungsschlitzes weitet. Auch in dem darüber liegenden Geschoß ist eine solche Öffnung angebracht. Im Glockengeschoß blieb die ursprüngliche Schallöffnung, eine sogenannte Klangarkade, erhalten. Sie besteht aus einem romanischen Doppelfenster mit Rundbögen und einer Mittelsäule. Die weiteren Schallfenster an der Südseite sind spitzbogig und gepaart, zeigen demnach gotisches Maßwerk.
Der Eingang zum Turm liegt an der Südseite. Im Innern trifft man auf einen früher überwölbten Raum; in jedem der Geschoße darüber sind in dem leeren Gebäude die Löcher für die Balken zu erkennen, auf denen in den verschiedenen Stockwerken die Decken ruhten. Sie waren über Leitern zu erreichen, in ähnlicher Weise wie bei einem Wehrturm oder einem Bergfried.
Der Platz um den Turm wurde in den letzten Jahren ansprechend gestaltet. Dabei stellte man gleich daneben zwei Säulenstümpfe auf, die aus einer Villa rustica, einem Landhaus, herrühren, das sich in römischer Zeit in der Nähe des späteren Turmes befand. Möglicherweise ruht der Turm sogar auf antiken Fundamenten, so dass die volkstümliche Bezeichnung „Römerturm“ gar nicht so abwegig ist. Sie hat vielmehr im wahrsten Sinn des Wortes einen tieferen Grund.
Räumliche Lage und Erreichbarkeit
Der Römerturm in Steinwenden befindet sich im Süden des Ortes, direkt neben dem Dorfgemeinschaftshaus in Steinwenden. Parkplätze stehen an der Moorstraße zur Verfügung.
(Karlheinz Schauder, 2006-2010)