Initiative und Planung
Bereits in napoleonischer Zeit und vor allem in bayerischer Zeit wurden auf Bergen des Pfälzerwaldes Vermessungstürme gebaut, die auch von Wanderern als Aussichtstürme genutzt wurden. Im Laufe der Zeit verfielen diese Türme, was als großer Verlust empfunden wurde. Bauvorhaben auf dem Weißenberg konkretisierte man schon 1850 und in den Folgejahren. Die Pläne scheiterten allerdings immer wieder, weil man die Baukosten nicht aufbringen konnte.
Es wäre wahrscheinlich nie zum Bau eines Aussichtsturms auf dem Weißenberg gekommen, wenn sich nicht Martin Jäger, bekannt unter dem Pseudonym Fritz Claus (1853 – 1923), besonders für die Errichtung des Luitpoldturms eingesetzt hätte. Fritz Claus entwickelte seinen Ehrgeiz aus seiner Leidenschaft für die Pfalz und insbesondere für den Pfälzerwald. Bekannt wurde der Pfarrer als Autor von Geschichten, Gedichten und Liedern über die Pfalz. Zur Anerkennung für seinen Einsatz wurde ihm 1906 bei Leimen ein Denkmal gesetzt.
Die Idee zum Bau des Luitpoldturms lieferte Forstarbeiter Schuppert, der Fritz Claus darauf aufmerksam machte, dass an einer Eiche auf dem Weißenberg eine Leiter gelehnt sei und man von dort eine wunderbare Aussicht hätte. Bei der späteren Einweihung des Turms schilderte er seine Aussicht von dieser Eiche folgendermaßen:
„Und – (freilich mit großer Mühe und Anstrengung) hinauf bin ich geklettert auf der mächtigen Leiter, die da festgelehnt steht an der gewaltigen Eiche. Hinauf mich windend von Sprosse zu Sprosse, und dann von Ast zu Ast, immer höher hinauf, bis fast zum Gipfel. – Da stand ich nun, mich an der Eiche festhaltend, und schaute mit stummem Entzücken festgebannt vor Überraschung über den großartigen, einzig schönen Ausblick, der sich hier dem Auge bietet. Nein, das hätte ich nie und nimmer hier erwartet. […] Überall wurde mein Herz erfreut von unserer schönen Pfälzer Heimat – zumal von der Schönheit unseres Pfälzerwaldes – aber der Ausblich hoch oben von der Eiche auf dem Gipfel des Weißenberges, der Ausblick übertrifft alles an wunderbarem Reiz und Großartigkeit. Hier überschaut man den ganzen Pfälzerwald, die ganze Pfalz von Donnersberg bis zum Rhein. [….] Der größte Reiz dieses Bildes aber ruht in der unmittelbaren Nähe so vieler Burgen und Ruinen, die das Auge schaut, von denen der Gräfenstein tief unten gerade vor dem Auge des Schauenden liegt.“ (Zit. Luitpoldturmverein)
Bauphase
Auf der Generalversammlung des „Gräfensteiner Verschönerungsvereins“ konnte 1895 ein Baubeschluss gefasst werden. Veranschlagt wurden Kosten in Höhe von 10.000 Mark. Fritz Claus wurde damit beauftragt die finanziellen Mittel zu erwerben. Schließlich gelang es ihm den 1902 gegründeten Pfälzerwaldverein (PWV) für den Bau eines Turms auf dem Weißenberg zu begeistern, der im folgenden Jahr die Koordination des Projekts übernahm und die Baukosten vor allem aus Mitgliedsbeiträgen finanzierte. Fritz Claus richtete eigens einen Spendenfond zum Bau des Luitpoldturms ein.
Der Speyerer Architekt Ludwig Ullmann, Schwiegersohn des Vereinsvorsitzenden Karl Albrecht von Ritter, übernahm die Planung des Baus. Am 19. Juli 1908 wurde mit dem Bau des Luitpoldturms begonnen. Die Einweihung fand am 26. September 1909 statt. Die Baukosten betrugen insgesamt 23.000 Mark.
Architektur
Der Luitpoldturm ist ein 35 Meter hoher, viereckiger Sandsteinturm. Über eine Freitreppe mit 165 Stufen, erhellt durch mehrere Fensteröffnungen, erreicht man ein geräumiges Zimmer. Von dort aus gelangt man über eine metallene Wendeltreppe zur 28,5 Meter über dem Boden gelegenen Aussichtsplattform. An der Südseite des Turms sind 2 Wappen angebracht, die Wittelsbacher Raute und der Kurpfälzische Löwe, die auf die bayerische Herrschaft in der Pfalz hinweisen. Unterhalb des Bauwerks befindet sich ein Anbau, der als Rastplatz und Schutzmöglichkeit für Wanderer dient. Darin befindet sich neben Tisch und Sitzbänken eine Gedenktafel mit den wesentlichen Daten zum Turm.
Auf der Aussichtsplattform sind 12 Orientierungsplaketten mit Ziellinien und Angaben zu Entfernungen angebracht, ausgewählt aus über 400 Zielen in Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg, dem Elsass und dem Saarland, die vom Turm aus nachweisbar zu sehen sind.
Namensgebung
Gewidmet wurde der Luitpoldturm dem Prinzregenten Luitpold von Bayern (1821 – 1912), der ein Sohn König Ludwigs I von Bayern war. Der Vorschlag kam von Karl Albrecht von Ritter, der zu dieser Zeit leitender Forstbeamter in der Pfalz und Vorsitzender des PWV war. Gerne gab der volkstümliche Monarch noch zu Lebzeiten seine Zustimmung zur Namensgebung.
Renovierung und Erhaltung
Seit 1993 steht der Luitpoldturm unter Denkmalschutz (Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz – Südwestpfalz, S.32). Ende der 1990er Jahre wurden zahlreiche Mängel am Gebäude festgestellt, sodass eine Schließung des Turms drohte. In den Jahren von 1999 bis 2003 wurde der Turm durch einen Spendenaufruf des Forstmeisters Klaus Albert in Merzalben und Hinterweidenthal restauriert. Zur Verbesserung der Statik wurde in der Aussichtsplattform eine Stahlbetondecke eingezogen. Weitere Maßnahmen waren der Umbau der eisernen Wendeltreppe sowie die Erneuerung des Daches. Die Umbaukosten betrugen etwa 230.000 Euro. Am 28. August 2003 konnte der Luitpoldturm in einem Festakt an die Öffentlichkeit übergeben werden.
Der Luitpoldturm wurde nach seiner Renovierung an die Gemeinde Merzalben verpachtet, die die Aufgabe übernommen hat, den Turm in Stand zu halten. 2007 wurde auf dem Hermersbergerhof der Luitpoldturmverein gegründet, der sich um den baulichen Erhalt des Turms, als einen der schönsten Aussichtstürme der Pfalz kümmert. Ziel ist es jederzeit freien Zugang zum Turm zu gewährleisten, um die Fernsicht genießen zu können.
Räumliche Lage und Erreichbarkeit
Nordöstlich des Turms befindet sich an der Kreisstraße der Wanderparkplatz „Am Holländerklotz“ und südlich des Turms der Parkplatz „Luitpoldstein“. Von diesen Parkplätzen aus ist der Luitpoldturm auf mit blauem Kreuz markierten Waldwegen des PWV und dem Wegelogo des Pfälzer Waldpfades nach wenigen Gehminuten erreichbar. Vom Parkplatz des Hermersbergerhofs sind es etwa 10 bis 20 Gehminuten bis zum Turm.