Römischer Vicus von Eisenberg

Der römische Vicus in Eisenberg lag an der wichtigen Fernstraße zwischen Metz und Worms und wurde unter anderem zu deren Sicherung in frühchristlicher Zeit errichtet. Aufgrund des hohen Eisenerzvorkommens wurde die Siedlung zu einem Zentrum der Eisengewinnung und die Bewohner kamen zu großem Wohlstand. Die ersten Häuser wurden im 1. Jahrhundert nach Christus errichtet. Der Burgus im Westen der Siedlung stammt aus dem 4. Jahrhundert. Ein Jahrhundert später wurde die Siedlung aufgegeben und vermutlich komplett verlassen.

Römische Vorgeschichte

Vor über 2000 Jahren wurde eine Straße zwischen Metz und Worms gebaut, die auch die Westpfalz durchquerte. Heute befindet sich auf fast der gleichen Trasse die Autobahn 6. Zu diesem Zeitpunkt besetzten die Römer die Pfalz und vertrieben somit die Kelten. Als der erste Kaiser Augustus (63 v. Chr. – 14 n. Chr.) regierte, war der Rhein die Grenze des Imperium Romanum, welches militärisch durch eine Heerstraße gesichert werden musste – die heutige B9. Man begann mit einer systematischen Besiedelung des Hinterlands, um eine Versorgung der Soldaten an den Stützpunkten sicherstellen zu können. Somit entstanden kleine städtische Siedlungen, die allgemein auch als Vicus bezeichnet werden. Diese lagen vor allem an wichtigen Verbindungsstraßen und sollten nicht weiter als etwa eine Tagesreise voneinander entfernt sein. Zu diesen Siedlungen zählten Worms, Eisenberg, Kaiserslautern und Landstuhl.

Geschichte des Vicus Eisenberg

Eisenberg lag an der logistisch sehr wichtigen Fernstraße zwischen Metz und Worms. Außerdem gab es hier ein großes Vorkommen an Eisenerz, Klebsand und Ton. Das Eisenerzvorkommen verhalf dem Vicus zu Wohlstand und Reichtum. Den Klebsand verwendete man für den Bau von Häusern und  Alltagsgegenständen ebenso wie für den Bau der Eisenschmelzöfen. Eisenberg war somit ein idealer Standort für die Errichtung eines römischen Vicus. Die Siedlung wurde zu frühchristlicher Zeit auf einer Fläche von etwa 4,6 Hektar errichtet.

Als in der zweiten Hälfte des 3. Jahrhunderts die Germanen einfielen, wurde auch der Vicus in Eisenberg stark getroffen. Man kann noch heute Brandspuren an den Überresten der Häuser erkennen. Die Gebäude des Vicus wurden danach teilweise in größerer Form wieder aufgebaut. Der Vicus erlangte in der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts seine wirtschaftliche Blütezeit.

Mitte des 4. Jahrhunderts kam es erneut zu kriegerischen Auseinandersetzungen. Feldherr Magnentius (303-353 n. Chr.) gelang im Jahr 350 ein Putsch am damaligen Kaiser Constans (320-350 n. Chr.), indem er sich im äußersten Westen des römischen Reiches, in Gallien, als Gegenkaiser ernannte. Magnentius erhielt die Unterstützung des Heeres, weshalb Constans noch im Jahr 350 fiel. Das linksrheinische Gebiet war aufgrund dieser Auseinandersetzung weitestgehend von Truppen befreit, weshalb die Allemannen diese Chance nutzten, das Gebiet besetzten und größtenteils verwüsteten. Auch der Vicus in Eisenberg wurde dabei zerstört. Kaiser Julian (331-363 n. Chr.) konnte die Region zurückgewinnen. Der Vicus wurde nach der Rückeroberung in Teilen wieder aufgebaut. Eine Wiederbesiedelung kann durch Münzen aus dem 4. und 5. Jahrhundert belegt werden.

Im Rahmen des Grenzbefestigungsprogramms unter Kaiser Valentinian I. wurde um 370 n. Chr. der „Burgus“ (kleineres turmartiges Kastell) im Westen des Vicus errichtet. Für die Errichtung nutzte man teilweise die Steine der Wohngebäude, Altäre und Inschriftensteine. Der Burgus diente als Kleinfestung für die Bevölkerung, als Militärstation zur Sicherung der Fernstraße und als Vorratsspeicher.

Im Laufe des 5. Jahrhunderts zerfiel allmählich das Römische Reich im Westen und die kaiserliche Regierung verlor nach und nach die Kontrolle über die westlichen Provinzen. Zwischen 430 und 455 wurde der Burgus in Eisenberg aufgegeben und der Vicus wurde verlassen. Ob ein Teil der Bevölkerung blieb oder ob die Gegend bis zur Besiedelung durch die Franken um die Wende zum 6. Jahrhundert nicht bewohnt war, ist unklar.

Baubeschreibung

Die römische Gesamtsiedlung in Eisenberg war einst rund 4,6 Hektar groß. Das sind mehr als sechs Fußballfelder.

Die ersten Häuser des Vicus wurden bereits im 1. Jahrhundert als Fachwerkhäuser errichtet. Im 2. Jahrhundert wurden diese durch Steingebäude oder Häuser in Mischbauweise ersetzt. Bis auf zwei Häuser, werden alle anderen als sogenannte „Streifenhäuser“ bezeichnet. Die Bezeichnung lässt sich auf das Seitenverhältnis der Gebäude zurückführen. Sie besaßen eine Breite von bis zu zwölf Metern und eine Länge von bis zu 30 Metern. Die kürzere Seite war der Straße zugewandt, so dass möglichst viele Einwohner Zugang zur wichtigen Durchgangsstraße hatten. Dieser Gebäudetyp kam vor allem in den nordwestlichen Provinzen des römischen Reichs vor.

Die Gebäude hatten in aller Regel zwei Geschosse: im Erdgeschoss waren Geschäfte untergebracht und im Obergeschoss wurde gewohnt. Den Läden im Erdgeschoss waren Laufgänge aus Holz vorgelagert. Hinter den Ladenräumen waren die Produktionsstätten. Außerdem hatten die Gebäude ein Kellergeschoss. Anhand der Unterkellerung und der hier eingebauten Fußbodenheizung wird der Wohlstand der Bewohner des Eisenberger Vicus deutlich. Die Gebäude standen sehr eng aneinander und wurden nur von einem halbmeterbreiten Gang, dem Reil, voneinander getrennt.

Ein Gebäude sticht aus dieser Bauweise heraus. Es besaß im Westen eine kleine Apsis und im Osten einen 15 x 15 Meter großen Innenhof (Forum), der von hallenartigen Bauten umgeben war. Der Hallenbau im Westen übernahm die Funktion einer Forumsbasilika. Die angegliederte Apsis war vermutlich die Curia, also ein Ratssaal. Der Innenhof war vermutlich ein typischer Forumsplatz, welcher von Säulengängen umgeben war. Dieses öffentliche Gebäude war eine Einrichtung für Verwaltung sowie Rechtsprechung und übernahm die Funktion eines Marktplatzes.

Südlich an dieses Gebäude angrenzend schloss sich ein römischer Platz an. Dieser war etwa 40 Meter breit und 50 Meter lang. An der nördlichen und südlichen Seite des Platzes führten die zwei Ost-West ausgerichteten Straßen entlang. Außerdem stieß an der nordöstlichen Ecke des Platzes eine weitere Straße auf den römischen Platz. Heute ist der Platz durch die Kreisstraße und eine Lagerhalle weitgehend überbaut.

Im 4. Jahrhundert entstand der Burgus im Westen des Vicus. Dieser Burgus war mehrere Geschosse hoch und wurde durch drei Meter dicke und etwa 10 Meter hohe Mauern geschützt. Vermutlich waren dem Burgus an der östlichen Seite drei Wehrtürme vorgelagert, die höher als die Mauer waren. Hinter den Mauern stand das sogenannte Kernwerk des Burgus.

Eisenberger Brotstempel

Im Jahr 1919 grub Friedrich Sprater, der damalige Direktor des „Historischen Museums der Pfalz“ den Eisenberger Brotstempel am Burgus aus. Heute kann dieser in dem soeben genannten Museum in Speyer besichtigt werden.

Der Brotstempel stammt aus dem 4./5. Jahrhundert und belegt aufgrund seiner Aufschrift die Christianisierung des Landes zu frühchristlicher Zeit. Der Stempel ist ein nur 5,2 x 4,2 cm großes Tonplättchen, das zum Prägen des Abendmahlbrotes verwendet wurde. Der Stempel zeigt ein gleichseitiges Kreuz, in wessen Mitte das Christusmonogramm eingraviert ist. Es sind die beiden ersten Buchstaben des Namen Christus auf Griechisch: P und X.

Der Brotstempel aus Eisenberg ist der älteste gefundene christliche Brotstempel Europas.

Räumliche Lage und Erreichbarkeit

Der Vicus Eisenberg befindet sich südlich des heutigen Kerns der Gemeinde Eisenberg (Pfalz) im Donnersbergkreis nordöstlich von Kaiserslautern. Erreichbar ist die ehemalige römische Siedlung über die B47, welche bei Eisenberg auch als Römerstraße bezeichnet wird. Der Bahnhof Eisenberg (Pfalz) befindet sich in fußläufiger Erreichbarkeit.

Vor Ort können die Besucher an Führungen teilnehmen sowie das Römermuseum im Haus Isenburg besuchen.

Literaturverzeichnis

  • Bernhard, Helmut; Braun, Arno; Himmelmann, Ulrich; Kreckel, Thomas; Stickl, Helmut (2007). Der römische Vicus von Eisenberg. Ein Zentrum der Eisengewinnung in der Nordpfalz. Hrsg. von Generaldirektion Kulturelles Erbe, Direktion Archäologie, Außenstelle Speyer. Speyer.
  • Happersberger, Roland (2001). Neues aus Eisenberg römischer Zeit. Landesamt für Denkmalpflege schließt Untersuchungen ab – „Größte derartige Grabung im Land“. In: Die Rheinpfalz vom 13.03.2001. o.O.

Artikel-Historie

Koordinaten:

49° 33“ 18′ N, 8° 4“ 40′ O

Baustil:

Unbekannt

Datierung:
1. Jahrhundert nach Christus

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