Amseldelle bei Trippstadt

Alternative Bezeichnungen: Eisenhüttenweg Nr. 6, Amseldell

Die Amseldelle bei Trippstadt liegt etwa in 360 Metern Höhe westlich der Karlstalschlucht. Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die Amseldelle vom Eisenhüttenbesitzer Freiherr Carl Friedrich von Gienanth (1818-1890) eingerichtet. Sie diente vor allem den Arbeitern in den Eisenhüttenwerken, aber auch der ortsansässigen Bevölkerung und mehrfach residierte dort auch königlicher Besuch. Heute ist vom ehemaligen parkähnlichen Zustand des beliebten Ausflugsziels nur noch wenig erhalten.
Die Amseldelle ist die sechste Station des Eisenhüttenwegs.

Historie

Die Geschichte beginnt im Jahr 1842, in dem die Anlage durch den Freiherrn Carl Friedrich von Gienanth errichtet wurde. Er ließ das Waldstück rund um die Amseldelle nach dem Vorbild eines englischen Parks gestalten. Seit 1842 war er alleiniger Besitzer der Hüttenwerke im Karlstal. Der Gedanke dieser Anlage war es, einen Park für seine Arbeiter sowie der ortsansässigen Bevölkerung zu errichten. Außerdem ließ er absichtlich die Anlage weit außerhalb der Gemeinde errichten, um den Besuchern die Natur näher zu bringen. Dafür wurden einige Baumaßnahmen und Umgestaltungen durchgeführt, wobei die Anlage an die umliegende Landschaft angepasst und überwiegend aus den Materialien Sandstein und Holz errichtet wurde.

Es wurde eine Holz- und Steinhütte gebaut, in der Tische und Bänke standen. Sie befand sich rechts neben einer 60 Meter langen überdachten Waldkegelbahn. Zu den Freizeiteinrichtungen an der Amseldelle gehörten außerdem ein gepflanzter Irrgarten mit einem Durchmesser von etwa 30 Metern, ein Schießstand mit zwei Scheiben- und Übungsständen, ein runder Pavillon sowie ein Bewirtschaftungsgebäude mit einer Kochstelle. Dabei diente der Irrgarten vor allem zur Unterhaltung der Kinder. Er bestand früher aus Hainbuchen, die von Gienanths Oberförster Friedel angepflanzt und gepflegt wurden.

Im Jahre 1865 verkaufte die Familie Gienanth einen Großteil ihres Besitzes, wozu auch der gesamte Waldbesitz gehörte. Dieser ging an das Königreich Bayern über, womit auch die Amseldelle ihren Besitzer wechselte. Zwischen den Jahren 1884 und 1892 wurden alle Eisenverhüttungsanlagen im Karlstal wegen der nicht mehr rentablen Produktion geschlossen und nach und nach verkauft. Die Einrichtungen der Amseldelle gingen im Jahr 1890 an den pfälzischen Verschönerungsverein über. Zur damaligen Zeit (Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts) war die Amseldelle und dessen Freizeiteinrichtungen ein sehr attraktives Ausflugs- und Besucherziel. Gegen Anfang der 1930er Jahre endeten die sonntäglichen Vergnügen an der Amseldelle, wobei die Schießanlage noch bis in die 1960er Jahre von Forstbeamten und Jägern genutzt wurde.

Heute ist von der einstigen Anlage nur noch eine kleinere Hütte sowie einzelne Gedenktafeln und Restelemente der ehemaligen Parkanlage erhalten. Einige Hainbuchen des ehemaligen Irrgartens stehen noch im Zentrum der Kegelbahn. Links neben der Kegelbahn schmiegen sich noch heute die ehemaligen Terrassen in den Waldhang. Allgemein ist der heutige Zustand der gesamten Anlage als schlecht zu beurteilen, da sie größtenteils verfallen und teilweise schon zugewuchert ist. Einige Sitzmöglichkeiten bieten für Wanderer die Gelegenheit zur Rast. Die Anlage wird touristisch nicht mehr genutzt und befindet sich sozusagen in einem „Dornröschenschlaf“.

Königlicher Besuch

Die Amseldelle empfing mehrfach hohen königlichen Besuch. So besuchte König Ludwig I. aus Bayern (1786-1868) zweimal die Amseldelle. Er hatte bereits im Jahr 1848 zugunsten seines Sohnes als bayerischer König abgedankt. In den Jahren 1858 und 1862 bereiste er das Karlstal und besuchte auch die Amseldelle. Ein weiterer Grund seines Besuchs bestand darin, dass das königliche Haus die Verbindungen zwischen Bayern und der Pfalz nicht abreißen lassen und somit den Kontakt pflegen wollte. Bei diesem Besuch erhob der Hüttenwerksbesitzer Carl Friedrich von Gienanth König Ludwig I von Bayern in den Freiherrenstand.

Sein zweiter Besuch mit seiner Tochter Mathilde und seinem Schwiegersohn Ludwig III. erfolgte am 9. August 1862, woran eine gusseiserne Widmungstafel erinnert. Diese ist seitlich neben der ehemaligen Kegelbahn in eine Mauer eingelassen. Auf ihr ist folgende Inschrift zu lesen:

„Dem Andenken gewidmet

an den zweiten Besuch des

Carlsthales und der Amseldelle

Seiner Majestät des Koenigs

Ludwig I. von Bayern

Pfalzgrafen bei Rhein,

Seiner Koenigl. Hoheit des Grosherzogs

Ludwig III. von Hessen

und bei Rhein,

Ihrer Kaiserl. Hoheit der Erzherzogin

Hildegarde von Oesterreich

Koenigl. Prinzessin von Bayern, nebst hohem Gefolge

am 9. August 1862″

 

Ein weiterer bekannter Besucher war Prinzregent Luitpold von Bayern (1821-1912), der die Anlage am 12. März 1891 besuchte. Der Prinz feierte in Trippstadt seinen 70. Geburtstag und besichtigte die Amseldelle. Eine weitere gusseiserne Gedenktafel erinnert an diesen Tag und den königlichen Besuch. Sie befindet sich nahe der Amseldellhütte an einem großen Monolith. Die Inschrift lautet:

„Gedenktafel

Zur Erinnerung an den 70. Geburtstag

S.K. Hoheit des Prinzregenten

Luitpold von Bayern

12. März 1891″

Räumliche Lage und Erreichbarkeit

Die Amseldelle liegt westlich der Karlstalschlucht mitten im Wald auf dem Gebiet der Gemeinde Trippstadt. Fußläufig ist sie über Wander- und Forstwege durch die Karlstalschlucht oder vom Oberhammer, der zweiten Station des Eisenhüttenweges, zu erreichen.

Die Markierung gelb-grünes Kreuz startet in der Ortsmitte von Trippstadt, vorbei am Trippstadter Schloss, der Burg Wilenstein bis hinunter ins Tal zur Klug‘schen Mühle. Man überquert die Moosalbe und folgt auf der anderen Seite weiter dem gelb-grünen Kreuz oder Hinweisschild (etwa 400 Meter vor dem Ziel) den Berg hinauf zur Amseldelle. Der Weg aus der Karlstalschlucht ist jedoch relativ beschwerlich und es müssen einige Höhenmeter über alte Sandsteinstufen gemeistert werden. Fußläufig beträgt die Entfernung von der Ortsmitte Trippstadts etwa drei Kilometer.

Literaturverzeichnis

  • Dieter Faas / Helmut Celim (2014). Blätter zur Heimatgeschichte von Trippstadt - Ausgabe 62. Trippstadt.
  • Willi Fallot-Burghardt (2002). Blätter zur Heimatgeschichte von Trippstadt - Ausgabe 27. Trippstadt.
  • Peter Reinartz (2005). Blätter zur Heimatgeschichte von Trippstadt - Ausgabe 35. Trippstadt.
  • Jochen Stadler (1996). Blätter zur Heimatgeschichte von Trippstadt - Ausgabe 7. Trippstadt.
  • Peter Reinartz (1991). Heimatjahrbuch Kaiserslautern.

Quellenangaben

Artikel-Historie

Koordinaten:

49° 20“ 56′ N, 7° 44“ 58′ O

Baustil:

Unbekannt

Datierung:
1842

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