Geschichte
Die Außenmauern der ehemaligen „katholischen Kinderschule“ sind Überreste eines Gebäudes aus der Klosterzeit Otterbergs. Vermutlich stammen diese aus der Mitte des 14. Jahrhunderts und gehörten zum ehemaligen Abthaus. Erst nach der Lockerung der Ordensregeln im 14. Jahrhundert wurde es dem Abt des Klosters gestattet ein eigenes Haus zu bewohnen. Dafür wurde wahrscheinlich auch zu dieser Zeit in Otterberg ein Abthaus errichtet. Es befand sich meistens, wie auch hier in Otterberg, südöstlich der Klausurgebäude (Wohnbereich der Ordensmitglieder) und am Ende des Dormitoriums (Schlafsaal des Klosters).
Bis Anfang der 1930er Jahre diente die alte Abtei als Scheune und war im 18. Jahrhundert als wallonische Pfarrscheuer bekannt. Heute beherbergt es das katholische Pfarrheim Otterbergs. Die Räume der alten Abtei können unter anderem für Seminare, Vorträge und Familienfeiern angemietet werden.
Baubeschreibung
In den Jahren 1932/33 begann man mit Umbauten an dem Gebäude. Die Nord- und die Südseite wurden erneuert. Die Westseite wurde umgestaltet, wobei Mauerreste erhalten und zum Teil ergänzt wurden. Vor allem der Westgiebel wurde abgetragen und komplett neu aufgebaut. Im Originalzustand ist lediglich der Ostgiebel erhalten geblieben. Die Fenster und Bögen der Ostseite sind zwar belassen worden, aber wurden verputzt, sodass sie von außen nicht mehr sichtbar sind.
Laut Grundrissplan von 1931 betragen die Innenmaße des Gebäudes von Ost nach West 11,20 Meter und von Süd nach Nord 11,40 Meter. Die Wand des Ostgiebels ist 0,9 Meter stark. Die ehemalige Abtei war vermutlich zweistöckig, was an den Konsolen im Innenbereich erkennbar ist.
Zwischen 2011 und 2013 fand unter dem Motto „Neues Leben in alten Mauern“ die letzte Renovierung der alten Abtei statt. In diesem Zuge wurde moderne Architektur mit den alten Mauern kombiniert. An der Südseite wurde ein moderner Anbau mit Dachterrasse an das bestehende Gebäude ergänzt. Im Inneren des katholischen Pfarrheims wurde ebenfalls ein moderner Ausbau vorgenommen. Die Innenseite der östlichen Außenwand blieb unverputzt, sodass die zugemauerten Spitzbogenfenster zu erkennen blieben sowie die Originalmauern aus Sandsteinquadern. Auf der nördlichen Seite befindet sich angrenzend an die Ostwand ein langes schmales Fenster, das sich über die gesamte Gebäudehöhe erstreckt. So wird die Innenseite der alte Ostmauer belichtet. Zusätzlich wird diese von innen durch entsprechende Beleuchtung inszeniert.
Die westliche Außenwand besteht ebenfalls aus Sandsteinquadern und besitzt drei größere rechteckige Fenster. Weitere kleinere Fensteröffnungen durchbrechen das Mauerwerk. Eine Besonderheit sind die beiden Strebepfeiler, die sich an der Ecke zur Nordwand sowie in der Mitte der Westwand befinden. Der Strebepfeiler an der Nordwestecke besitzt ein Pultdach sowie einen seitlichen Vorbau. Er zeigt eine Ähnlichkeit zu einem Südwestpfeiler der nahe gelegenen Abteikirche. Der Strebepfeiler der alten Abtei ist dabei graziler, was auf eine spätere Bauzeit hinweist. An der gleichen Seite ist ein erkerartiger Vorsprung zu erkennen, der bis zu den Umbauten im Jahr 1933 eine Wendeltreppe besaß. Diese Wendeltreppe diente dem Abt vermutlich als Aussichtsplattform, um die Zufahrt zum Kloster miteinsehen zu können, wie es die Ordensregeln für den Abt vorsahen.
Bei den Umbaumaßnahmen in den 1930er Jahren wurde außerdem ein mit Fischblasenmuster verziertes Maßwerk aus dem 15. Jahrhundert gefunden, ebenso eine Büste. Diese Büste zeigt vermutlich einen Abtskopf sowie ein Wappen mit einem gekreuzten Abtstab und Zisterzienserbalken auf der Unterseite.
Räumliche Lage und Erreichbarkeit
Das katholische Pfarrheim befindet sich im Zentrum von Otterberg und befindet sich südlich der Abteikirche. Parkplätze sind im näheren Umkreis zu finden. Das Pfarrheim grenzt im Norden an die Gerberstraße, im Süden an die Klosterstraße und wenige Zehnermeter westlich verläuft die Lutherstraße.