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Sankt Germanshof in Bobenthal

Alternative Bezeichnungen: Landgasthof St. Germanshof, Altes Zollhaus, Europadenkmal

Der kleine Ortsteil St. Germanshof liegt zwischen der Siedlung Bobenthal und der deutsch-französischen Grenze im Landkreis Südwestpfalz. Hier leben ca. 40 Einwohner im pfälzischen Teil des Wasgaus. Doch trotz seiner Größe befinden sich in der Ortschaft einige bedeutsame Objekte und Gebäude. Die Geschichte der Ortschaft geht ebenfalls einige Jahrhunderte zurück.

Geschichte des Ortes

Sankt Germanshof entstand im Jahr 1055 durch die Abtei Weißenburg. Eine Kapelle bestand hier jedoch bereits seit etwa 150 Jahren. Später wanderte der Besitz an die Herren von Fleckenstein, die es mit anderen Orten 1360 an die Stadt Weißenburg verkauften. Der Ort ging kurze Zeit später ein, nur die Kapelle blieb bestehen. Im 16. Jahrhundert kam es zu mehreren Besitzerwechseln und Verfall. 1675 bestand allerdings ein Gutshof, den eine Familie Vitztum erwarb. 1756 kam St. Germanshof durch einen Gebietstausch an Frankreich, es gehörte bis 1815 zu dem elsässischen Ort Weiler, was heute ein Ortsteil von Wissembourg ist. Im Zuge des Wiener Kongresses wurde der Ort allerdings wieder der bayerischen Pfalz zugeordnet. 11 Jahre später wurde die Ortschaft nach Bobenthal eingemeindet. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde St. Germanshof am 23. April 1949 wieder an Frankreich abgetreten, was jedoch auf stürmische Proteste stieß, weswegen der Ort am 9. September wieder Teil von Bobenthal wurde.

In Sankt Germanshof befindet sich der gleichnamige Landgasthof, ein altes Zollhaus und ein Europadenkmal nahe der deutsch-französischen Grenze.

Landgasthof

Geschichte

Den Landgasthof erwarb Philipp-Theodor Vitzthum von Egersberg (1644-1719) im 17. Jahrhundert. Im 18. Jahrhundert wurde er Besitztum der Wiedertäufer, die eine aus der Schweiz ausgewiesene Glaubensgemeinschaft war mit reformatorischem Gedankengut. 1816 ging der Besitz zurück an die Vitzthum Familie. Nach 1815 diente der Hof als Grenzstation für die drei großen Kriege in den kommenden 75 Jahren. (1870/71, 1914-1918, 1939-1945). Die Besitzerfamilie verkaufte den Hof 1859 an einen Holzhändler, der ein Sägewerk am Hof errichtete und bis 1919 Eigentümer blieb. Die ständigen Grenzverschiebungen um 1900 machten es dem Gasthaus nicht leicht. Abseits des Hofes entstand allerdings ein kleines Dorf und infolge des Grenzverkehrs wurden neue Häuser errichtet. 1901 entstand im Hauptgebäudeteil die erste Posthilfestelle und bereits 1911 wurde ein Wein- und Bierrestaurant betrieben.

Objektbeschreibung

Bei dem Landgasthof handelt es sich um einen Vierseithof. Der Hof besteht aus einem Hauptgebäude und mehreren Nebenanlagen. Der Innenhof ist von jeder Seite mit Gebäuden unterschiedlicher Funktion umgeben. Man findet das Haupthaus, die Ställe und Getreidespeicher.

Die Gebäude sind jeweils zweigeschossig, jedoch fallen die Traufhöhen der einzelnen Gebäudeteile unterschiedlich aus. Die Bauten tragen Krüppelwalmdächer und die Gebäudefassaden sind in weiß gehalten. Der Kern des Hofes ist mittelalterlich, was man unter anderem am romanischen Kellergewölbe, was unterhalb des Südostflügels liegt, erkennen kann. Im Hauptgebäude, das unmittelbar an der Straße liegt, befindet sich eine Gaststätte. Der Hof steht unter Denkmalschutz.

Räumliche Lage und Erreichbarkeit

Der Landgasthof befindet sich am westlichen Rand des Ortsteils. Trotz der eher „abschüssigen“ Lage des Sankt Germanhofes ist er dennoch teil der Ortsgemeinde Bobenthal, was einige Probleme für die Gemeindeverwaltung mit sich brachte. Der Hof war lange Zeit nicht an Strom- und Wasserversorgung der Gemeinde angeschlossen, weswegen eine Investition seitens der Gemeinde getätigt werden musste. Somit konnte der Hof 1936 an die Wasserversorgung und 1958 an die Stromversorgung angeschlossen werden.

Altes Zollhaus

Geschichte

Das Zollhaus an der Grenze diente der Überwachung des Grenzübergangs. Die Einreise von Frankreich nach Deutschland wurde kontrolliert, ebenso wie die Reise von Deutschland nach Frankreich. Das Gebäude war Schauplatz des sogenannten „Studentensturms“ von 1950. An dieses historische Ereignis erinnert heute noch das Europadenkmal schräg gegenüber des Zollhauses.

Objektbeschreibung

Das Gebäude an sich wirkt recht unscheinbar. Es ist ein dreieinhalb geschossiges Gebäude. Das Erdgeschoss besitzt eine Fassade aus gemauertem Sandstein, während die der beiden Obergeschosse verputzt und schlicht in weiß gehalten ist. Das Haus trägt ein Walmdach. Das Erdgeschoss besitzt ebenfalls eine Überdachung, die in Richtung Straße hinausragt, was noch auf die ursprüngliche Funktion des Gebäudes als Zollhaus hinweist. Das herausragende Dach schützte die Zollbeamten sowie reisende Personen vor Regen oder Schnee.

Europadenkmal

Geschichte

Etwas südlich des Sankt Germanshofes gelegen befindet sich das Europadenkmal auf der sogenannten „Europawiese“. Es soll heute an die Aktion von Studenten aus vielen europäischen Ländern im Jahr 1950 erinnern, die den Grundstein der Europäischen Union legte, wie wir sie heute kennen. Am 6. August 1950, nur fünf Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg, stürmten sowohl von deutscher als auch von französischer Seite europäische Studenten in Richtung Grenze. Die Aktion wurde zuvor von Universitätsprofessoren Michel Mouskhély (1903-1964) und Marcel Mille vorbereitet und von überparteilichen Organisationen geleitete, die sich ein vereintes Europa zum Ziel gesetzt hatten.

Ausgangspunkt für die Aktion war ein Studentenzeltlager, wo sich Studenten aus Deutschland, den Niederlanden, Belgien, Skandinavien und England trafen. Am 6. August versammelten sich dann auf beiden Seiten der Grenze gleichviele Studenten, insgesamt ca. 300. Sie fuhren dann mit zahlreichen Fahrzeugen in Richtung der deutsch-französischen Grenze am Sankt Germanshof, angeführt von einer Motorradstafette zum Austausch von Informationen.

Das Ziel des Vorhabens war es eine Grenze niederzureißen und somit ein Zeichen für ein geeintes Europa zu setzen. Der Zug zur Grenze wurde außerdem begleitet von Journalisten und Fotografen. Man traf gestaffelt bei den Zollhäusern an und lenkte zunächst die Zollbeamten ab mithilfe drei junger Damen auf französischer Seite und einem Reporter auf deutscher Seite. Anschließend trafen weitere Personen ein, die vorgaben den Ort fotografieren zu wollen und man verwickelte die Beamten in Gespräche. Daraufhin wurden Werkzeug ausgepackt und man begann mit der Demontage der Schlagbäume am Grenzposten.

Das Material warf man auf die angrenzende Wiese, wo ein Scheiterhaufen errichtet und in Brand gesteckt wurde, während man die Fahnen der Europa Union schwenkte und Transparente mit Forderungen ausrollte.

„Europa ist Gegenwart“ – „Wir fordern ein vereintes Europa“ – „Unsere Zukunft – ein Europa ohne Grenzen“ – „Wir verlangen eine europäische Staatsbürgerschaft“

Die Aktion landete am nächsten Tag weltweit in den Nachrichten und generierte internationale Aufmerksamkeit. Am 09.09.2007 wurde auf der Wiese, wo der Scheiterhaufen brannte, ein Denkmal zur Erinnerung an diesen Tag errichtet.

Objektbeschreibung

Das Denkmal besteht aus zwölf Stelen, die die zwölf Sterne auf der Europaflagge repräsentieren, und einem vierteiligen Feuerrondell. An der Kopfseite befindet sich eine Projektarbeit zweier Berufsschulen aus Frankreich und Deutschland, die sich mit den Themen Europa und Grenzen befasst. Drei Fahnenmaste mit der deutschen, französischen und der europäischen Flagge ragen dahinter in die Höhe. Daneben beschreibt eine Infotafel die Aktion von 1950 Samt Bilder des Geschehens. Der Text ist jeweils auf Deutsch, Englisch und Französisch verfügbar.

Literaturverzeichnis

keine Literaturangaben

Quellenangaben

Artikel-Historie

Koordinaten:

49° 2“ 42′ N, 7° 54“ 14′ O

Baustil:

Unbekannt

Datierung:
1055

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