Scheidelberger Woog bei Hütschenhausen

Alternative Bezeichnungen: Scheideberger Woog, Scheidenberger Woog

Der Scheidelberger Woog war der größte Woog der Pfalz im Mittelalter und umfasste das Gebiet zwischen Hütschenhausen, Hauptstuhl und Miesau. Um das Jahr 1600 war der Scheidelberger Woog der wichtigste Fischweiher der Umgebung. Im Jahr 1770 wurde er jedoch trockengelegt sowie in verwendbare Wiesen umgewandelt. Heute findet man ein gleichnamiges Naturschutzgebiet auf der ehemaligen Fläche des Scheidelbergerwoogs.

Geschichte

Betrachtet man alte Karten des 17. und 18 Jahrhundert, auf dem das Gebiet der heutigen Pfalz dargestellt wird, erkennt man in dem Gebiet zwischen Zweibrücken und Kaiserslautern eine große Wasserfläche, mit dem Namen Scheidenberger Woog.

Der Scheidelberger Woog, auch Scheidenberger Woog genannt, war der größte Woog der Pfalz im Mittelalter. Sein genaues Ausmaß lässt sich nur erahnen, da die Darstellungen und die genaue Lage des Woogs auf den alten Karten nicht maßstäblich sind. Aber durch die besondere Größe wurde seine Bedeutung in damaliger Zeit betont. Man vermutet aber, dass er etwa 30 Kilometer lang und sieben Kilometer breit war. Das Gebiet des Woogs umfasste die Ebene zwischen Hütschenhausen, Hauptstuhl und Miesau/Schanzermühle, dort wo die Westpfälzische Moorniederung nach dem Glantal hin ihre tiefste Stelle (223 Meter) besitzt. Dort überlagern sich die Glan-Aue und die Moorniederung zu einer ausgedehnten Fläche, nur im Südteil liegt Torf, der bis zu zwei Meter mächtig war.

Es ist jedoch nicht bekannt, wann der Scheidelberger Woog genau angelegt worden ist, weder in Urkunden noch in den Akten des Kreisarchives in Speyer ist er erwähnt. Jedoch wird vermutete, dass er schon im frühen Mittelalter aufgestaut worden ist. Ein großer Weiher wurde im Jahr 1455 zum ersten Mal erwähnt. Bekannt ist jedoch, dass schon früher das Wasser des Glans und seiner Nebenflüsse mittels eines mächtigen Dammes, zwischen der jetzigen Schanzermühle und der ehemaligen Ziegelei westlich von Hütschenhausen aufgestaut worden ist. Sicher ist auch, dass das Gebiet schon immer ein stark versumpftes und fast nicht zugängliches Areal war. Aber auch nach der Anlage des Wooges wurde bewusst zur weiteren Versumpfung beigetragen. So wurde der Damm im Jahre 1540 erhöht und das Wasser so angestaut, dass 500-600 Morgen sickingische Wiesen ertränkt und überschwemmt wurden. Im Jahr 1564 beschreibt der Zweibrücker Geometer Tilemann Stella den „Vom Grundzapfen des Vogelbacher Wooges folgt die Grenze der Eichelscheider Bach oder dem Glan hinunter durch groß Gebrüch und tiefen Sumpf bis zur Einmündung der Fronbach hart über den großen gewaltigen Woog, welchen man den Scheidenberger Woog nennet. Dieser Strich oder Zug hat ungefähr die Länge von 2813 Schritt. Dieser Zug geht durch gar tiefe Wiesen und groß Gebrüch hinunter, darin man viel großer und gar tiefer Löcher findet, die unter das Gestade weit hinein gehen, also dass man sein Ende darin haben kann. Und hat auch dieser Bach viel Fische, welche nicht wohl zu fangen sind, dann sie sich in die tiefsten Löcher verstecken. Es ist unglaublich, dass der Scheideberger Woog, dieweil er so hochgetrieben ist, diese Örter so bruchig und tief macht und so voller Löcher und Hohl“. Eine weitere Beschreibung des Wooges stammt aus dem Jahr 1600 von dem kurfüstlichen Forstmeister Philipp Belmann. „Der Scheidenberger Woog ist der oberst Hauptwoog im ganzen Amt Lautern. Dieser Ramsteiner Bezirk (Gericht Ramstein) begreift diesen hier gemelten Woog nur zum halben Teil. Zu gewissen ist er das 99. Jahr (1599) gefischt worden, wird bis künftig Herbst (1600) wiederum mit 10.000 oder 12.000 Karpfen gesetzt werden“. Um 1600 war der Scheidelberger Woog der Hauptwoog von Kaiserlautern sowie ein wichtiger Fischzuchtweiher. Karpfen züchtete man, mit Hechten und sonstigen Fischen besetzte er sich selbst, durch die Zulaufenden Bäche Mühlbach, Mohrbach und der Miesauer Bau. Als Abläufe des Woogs werden der Glan und der Mühlgraben genannt, von denen letzterer der Elschbacher Mühle Wasser zuführte. Fischzucht galt in dieser Zeit als wichtige Ernährungskomponente und der Woog war daher für die Volksernährung von großer Bedeutung.

Im Jahr 1616 wurde der Scheidelberger Woog abgelassen, damals war er mit 6000 bis 8000 Karpfen besetzt, und die sich daraus entwickelte Wiese für 300 Gulden versteigert. Zu einer Neuaufstauung kam es aber nicht mehr, da der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) die Pfalz verwüstete und alle Kulturtätigkeit verhinderte. Im Jahr 1683 war er nachweislich verwildert, wurde aber im Jahr 1711, durch Andreas Schmitt (welcher auch die Scheidelberger Mühle wiederaufbaute) wieder aufgefüllt und befischt. Dieser wandelte Teile des Woogs in verwendbare Wiesen um. Der Pächter Fleon legte weitere Teile der auf 900 Morgen (46 ha) geschätzten Woogfläche trocken, so dass 1745 die Fläche des zu nutzenden ehemaligen Wooges 475 Morgen betrug. Das restliche Gebiet wurde im Laufe der 1770er Jahre in Wiesen umgewandelt. In dieser Zeit wurden sämtliche Fischteiche, darunter auch der Scheidelberger Woog, entwässert und abgestochen. Zur Entwässerung wurde der Hauptgraben im Spesbacher Bruch, Miesengraben genannt, ausgehoben. Außerdem wurden weitere Entwässerungsgräben, wie der Schwarzbach, der Moorbach, der Hundsbach und der Floßbach, ausgehoben. Der etwa 250 Meter lange, vier Meter hohe und zehn Meter breite Staudamm, über den jetzt die Straße von Hütschenhausen nach Miesau führt, ist nicht mehr vollständig erhalten, sondern wurde Ende des 19. Jahrhunderts zum Teil der Auffüllung der anstoßenden Wiesen verwendet. Heute ist der komplette Woog in Weideland oder Wiesen umgewandelt.

Es existieren zwei Varianten, wie der Scheidenberger- bzw. Scheidelbergerwoog zu seinem Namen kam. Die erste Variante geht davon aus, dass der Woog den Namen Scheidenberg bzw. Scheidelberg vermutlich von der Geländeerhebung zwischen der Schanzermühle und Miesau, die früher den Namen Scheidenberg trug, hat. Jene halbinselartige Bodenschwelle, die zwischen dem Glantal und dem Kohlbachtal in die Bruchniederung vorspringt, schneidet die beiden Täler voneinander ab. Eine zweite Variante lässt auf die Territorialgrenze zwischen dem sickingischen Amt Landstuhl und dem kurpfälzischen Amt Kübelberg schließen. Früher wurde der Begriff Scheid für ein aneinander grenzen zweier oder mehreren Landesgrenzen gebraucht. Gleichsam stießen am Scheidelberger Woog früher der Worms-, Nahe- und Bliesgau zusammen und dessen Woogszapfen (Abfluß) war im Jahre 1600 der Grenzpunkt zwischen dem Amt Kübelberg und dem Gericht Ramstein. Noch heute steht an der Glanbrücke, auf dem alten Woogsdamm ein Stein, wo die Gemarkungen von Hütschenhausen, Elschbach und Miesau zusammenstoßen. Die Besitzverhältnisse des Scheidenberger Wooges waren damals außerdem ziemlich kompliziert. Zur Hälfte gehörte er in das Gericht Ramstein, der südliche Ausläufer fiel in das Amt Landstuhl und war somit sickingisches Gebiet. Im Südwesten stieß er an Pfalz-Zweibrücken, während sein Westufer vom kurpfälzischen Amt Kübelberg begrenzt war. Somit waren auch einige Streitigkeiten um Land die Folge.

Das Naturschutzgebiet „Scheidelbergerwoog“

Scheidelberger Woog ist heute auch der Name eines Naturschutzgebiets im Landkreis Kaiserslautern in Rheinland-Pfalz, welches auf dem gleichen Gebiet wie der ehemalige Scheidelbergerwoog liegt. Das Naturschutzgebiet gehört als Teil der Hütschenhausener Gemarkung zum Zentralbereich der sich von Homburg bis nach Kaiserslautern erstreckenden Westpfälzischen Moorniederung und ist 231 Hektar groß. Es ist die größte zusammenhängende Nasswiesenfläche der Pfalz, welche von der Sickinger Höhe im Süden und vom Nordpfälzer Bergland im Norden begrenzt wird und Teile der Gemarkungen Hütschenhausen, Mühlbach, Hauptstuhl, Niedermiesau umfasst. Durch seine extensive Bewirtschaftung der Grünflächen, bietet das Naturschutzgebiet eine große Artenvielfalt und ist außerdem Rast- und Brutplatz für viele Vögel. Wenige noch vorhandene Moorflächen beherbergen hoch-spezialisierte Arten, die nur noch hier vorkommen. Dabei befinden sich in Richtung Hütschenhausen meistens Mähweiden auf fetteren Standorten, in Richtung Bruchmühlbach nährstoffärmere Magerwiesen. Durch die landwirtschaftliche Wiesenpflege der Bauern wird eine Verbrachung und somit ein Artenrückgang verhindert.Von dem früheren Scheidelbergerwoog bekommt man heute noch eine Vorstellung, wenn nach straken Regenfällen der Glan über seine Ufer tritt und den Bereich des ehemaligen Woogs überflutet.

„Schutzzweck ist die Erhaltung des großen Bruchgebietes der westpfälzischen Moorniederung mit seinen Mooren, Torfstichen, Feucht- und Nasswiesen, Röhrichten, Schilfwiesen, Feldrainen, Erlen und Birkenwäldern, Viehweiden, Großseggenriede, Bächen, Gräben und Uferpartien, Tümpel, Teichen und Weiher als Standorte typischer und seltener wildwachsender Pflanzenarten und als Lebens- und Teillebensräume der typischen sowie seltenen in ihrem Bestandbedrohten Tierarten und der entsprechenden Lebensgemeinschaften.“ –  (Rechtsverordnung über das Naturschutzgebiet “Scheidelberger Woog“ Landkreis Kaiserslautern vom 13. April 1987)

Räumliche Lage und Erreichbarkeit

Der Scheidelberger Woog liegt zwischen Hütschenhausen, Hauptstuhl und Miesau. Das Naturschutzgebiet grenzt direkt an die Bundesautobahn A6 an. Um das Gebiet zu erreichen, kann man auf dem nahe gelegenen Wanderparkplatz am Kranichwoog südlich von Hütschenhausen parken.

Literaturverzeichnis

  • Häberle, Daniel (1914). Scheidenberg, Scheidenberger Woog, Scheidenberger Straße. Ein Beitrag zur historischen Geographie der Westpfalz Kaiserslautern.
  • Steigner, Gerd (2015). Hütschenhausen- Heimat am Moor. Volkskunde, Sagen,Geschichte, Geschichten, Legenden, Aberglaube.Von Leben und Arbeitder Menschen rundum das Bruch erzählt, Hütschenhausen Hütschenhausen.

Artikel-Historie

Koordinaten:

49° 24“ 26′ N, 7° 28“ 18′ O

Baustil:

Unbekannt

Datierung:
Unbekannt

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