Ehemalige Schuhfabrik Rheinberger in Pirmasens

Alternative Bezeichnungen: Dynamikum Pirmasens

Die Stadt Pirmasens hat eine lange Tradition als Schuhstadt. Eine dieser vielen Schuhfabriken in Pirmasens wurde im Jahr 1882 von Eduard Rheinberger als „Schuhfabrik Rheinberger“ gegründet. Durch das schnelle Wachstum des Unternehmens baute Rheinberger im Jahr 1905 in der Schachenstraße die größte Schuhfabrik in Pirmasens. Im Jahr 1996 musste die Fabrik auf Grund von Fehlwirtschaft endgültig geschlossen. Heute beherbergt das unter Denkmalschutz stehende Gebäude mehrere Dienstleister und Unternehmen sowie das Mitmachmuseum Dynamikum.

Geschichte

Die Schuhfabrik Rheinberger wurde im Jahr 1882 von Eduard Rheinberger (1856-1918), nach seiner Ausbildung in der der Schuhfabrik Hartneck und der gemeinsamen Leitung des brüderlichen Betriebs, mit zwölf Arbeitern im sogenannten Husarenstall in der Ringstraße in Pirmasens gegründet. Um sein Unternehmen schnell voran zu treiben nahm Rheinberger frühzeitig Kontakt mit Kaufleuten für den Schuhvertrieb auf. Er konnte stetig seinen Umsatz steigern und musste bald seinen Betrieb vergrößern. Nach drei Jahren zog das Unternehmen in ein größeres Fabrikgebäude am Exerzierplatz um. Im Jahr 1886 wurde der erste Gasmotor im Betrieb installiert und im Jahr 1890 folgte eine Kesselanlage mit einer 25 PS Dampfmaschine. Durch diese Anschaffungen ging auch der Übergang von der Manufaktur zur Fabrik einher.

Im Jahr 1905 begann Rheinberger in der Schachenstraße mit dem Bau der größten Schuhfabrik in Pirmasens. Mit diesem Bau begann auch der systematische Aufbau eines Betriebsgeländes, welches im Jahr 1925 durch einen quadratischen Eckbau, besser bekannt als Hans-Sachs-Bau, ergänzt wurde. Zu dieser Zeit waren in dem Unternehmen rund 1.000 Mitarbeiter angestellt und rund zehn Prozent der Produktion gingen in den Export in die Donaumonarchie und nach Persien. Die Söhne von Eduard Rheinberger übernahmen dann das Unternehmen und mussten den Ersten Weltkrieg (1914-1918) und die Inflation überwinden. Im Jahr 1922 erfolgte die Umwandlung des Unternehmens in eine Aktiengesellschaft, deren Anteilseigner ausschließlich Mitglieder der Familie Rheinberger waren. Zu Beginn der 1930er Jahre musste sich die Rheinberger AG immer mehr gegen kostengünstigere Konkurrenz wehren und deshalb wurde die Marke „Rheinberger“ eingeführt. Es wurden neue Maschinen, wie zum Beispiel spezielle Nähmaschinen, angeschafft, um mehr und kostengünstiger produzieren zu können.

Die nationalsozialistische Ideologie beeinflusste die Schuhindustrie und auch die Rheinberger AG konnte durch ein Übereinkommen mit den Nationalsozialisten stetig weiterwachsen. So ließ das Unternehmen ihre Produkte auf einer Schuhprüfstrecke im Konzentrationslager Sachsenhausen testen. Das stärkste wirtschaftliche Wachstum erlebte die Rheinberger AG in den Jahren 1932-1935, auf Grund der frühzeitigen Fertigung von schwerem Schuhwerk, wie es beim Militär nachgefragt wurde. Die Belegschaft stieg von 1.384 auf schließlich 2.089 Beschäftigte an. Der ausbrechende Krieg im Jahr 1939 bereitete dem Unternehmen allerdings Schaden. Während der Evakuierung der Stadt Pirmasens im Jahr 1939 gelang es jedoch das gesamte Unternehmen mit allen Arbeitern in Offenbach kurzzeitig anzusiedeln und sogar dort weiter zu produzieren. Im August 1940 konnte die Produktion in Pirmasens wieder aufgenommen werden, im März 1944 wurden jedoch große Teile des Betriebs durch Brände zerstört. Nach dem Krieg konnte langsam wieder mit der Produktion begonnen werden, sodass wöchentlich 7.000 Paar Schuhe gefertigt werden konnten. Dieses Wachstum der Schuhfabrik hielt nach dem Krieg bis in die 1970er Jahre an, dann musste das Unternehmen auf Grund von spekulativer Fehlwirtschaft verkauft werden. Der neue Besitzer nahm die Schuhproduktion kurzzeitig wieder auf, im Jahr 1996 wurde die Fabrik aber endgültig geschlossen. Eine neue Nutzung konnte jedoch in dem Gebäude etabliert werden.

Heute beherbergt der Firmenkomplex das Mitmachmuseum Dynamikum, eine private Montessori-Schule, ein Fitnessstudio, Zeitungsredaktionen, Arztpraxen und weitere Unternehmen. Das Gebäude der ehemaligen Schuhfabrik steht heute zudem unter Denkmalschutz.

Objektbeschreibung

Bei der ehemaligen Schuhfabrik Rheinberger handelt es sich um einen weitläufigen Gebäudekomplex mit mehreren Höfen. Die westliche Hälfte des Gebäudes stammt aus den Jahren 1905/06. Das ehemalige Verwaltungsgebäude weist zudem zwei zusätzliche, gestufte zurückspringende Geschosse auf. Der Einfluss der Moderne und der Reformarchitektur mit klassizisierenden Elementen ist deutlich in dem Gebäude zu erkennen.

Heute beherbergt das sanierte „Rheinberger“ das „Dynamikum“, ein wissenschaftliches Mitmach-Museum für alle Altersklassen sowie zwei Zeitungsredaktionen, Ärzte, einen Friseur und ein Fitnessstudio. An das Gebäude schließt direkt der Strecktalpark an. Bei der Umwandlung der ehemaligen Schuhfabrik in ein Dienstleistungs- und Wirtschaftszentrum war es vor allem wichtig das 24.000 Quadratmeter große Gebäude sinnvoll zu erschließen und in Nutzungseinheiten aufzuteilen, dabei aber den Fabrikcharakter zu erhalten. Um dieses Vorhaben umsetzten zu können wurden Treppen und Aufzüge verlegt sowie Teile des Gebäudes abgerissen, die nicht unter Denkmalschutz standen. Durch diesen Abriss gelang es auch eine Verbindung zwischen dem Gebäude und dem anschließenden Park herzustellen.

Von der ehemaligen Schuhfabrik sind heute noch die Maschinenhalle mit Kesselraum sowie das Pförtnerhäuschen am Eingang, wenn man von der Schachenstraße aus das Atrium betritt, erhalten. Außerdem erkennt man noch die alte Werksuhr und die alte Holztür, gegenüber dem Eingang. Auch ein altes Geländer im Treppenhaus wurde erhalten und neu stabilisiert. Der Rheinberger-Schriftzug ist heute an der Fassade zur Parkseite hin angebracht und die Leuchtbuchstaben der Marke „pudelwohl“ hängen jetzt in der der Cafeteria des Museums. Zusätzlich ist die alte Dampfmaschine, die die Werksanlagen betrieben hat, noch erhalten und im Maschinenhaus nahe dem Eingang des Dynamikum zu sehen.

Die ehemalige Schuhfabrik ist ein eingetragenes Kulturdenkmal im „Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler – Stadt Pirmasens“ der Generaldirektor Kulturelles Erbe.

Räumliche Lage und Erreichbarkeit

Die ehemalige Schuhfabrik Rheinberger liegt mitten in der Innenstadt von Pirmasens, gegenüber vom Strecktalpark und in der Nähe des Exerzierplatzes. Es stehen ein Parkhaus und mehrere Parkplätze zur Verfügung. Das „Dynamikum“ ist außerdem barrierefrei erreichbar.

Literaturverzeichnis

  • Wittmer, Heike und Luis (2019). Pirmasens Einst & Jetzt Pirmasens.
  • RHEINPFALZ Redaktion (2017). Pirmasens: Von der Schuhfabrik zum Symbol der Stadt "Die Rheinpfalz".
  • Generaldirektion Kulturelles Erbe (2017). Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler - Stadt Pirmasens Mainz.

Quellenangaben

Artikel-Historie

Koordinaten:

49° 12“ 7′ N, 7° 35“ 56′ O

Baustil:

Unbekannt

Datierung:
1905

Schlagworte:

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