Pfaff-Areal in Kaiserslautern

Das fast 20 Hektar große Pfaff-Gelände liegt im Südwesten der Kaiserslauterer Innenstadt. Ursprünglich befand sich dort die Nähmaschinenfabrik des Unternehmens von Georg Michael Pfaff. Heute liegt das Gelände wegen einer Verlagerung des Standorts ins Industriegebiet Nord brach. Das ehemalige Pfaff-Areal wird seit 2016 von der Stadt Kaiserslautern saniert und soll in ein Stadtviertel umgewandelt werden.

Geschichte

Die Nähmaschinenfabrik wurde 1862 von Kommerzienrat Georg Michael Pfaff (1823-1893) aus Kaiserslautern gegründet. Die Nachfrage nach Nähmaschinen war so groß, dass das Unternehmen in kürzester Zeit sehr hohe Gewinne erzielte. Zeugnis des starken Wachstums der Firma Pfaff war der erste Nähmaschinenladen außerhalb des Staatsgebiets von Deutschland, der bereits 1885 in London eröffnet wurde. Als der Firmengründer im Jahr 1893 starb, wurde das Unternehmen von seinem Sohn Georg Pfaff (1853-1917) weitergeführt. Wegen der stetig wachsenden Nachfrage musste das Gelände kontinuierlich erweitert und ausgebaut werden. Zunächst wurde auf dem Gelände in der Mozartstraße produziert. Da die Flächen der ansteigenden Produktion nicht mehr genügten, musste das Firmengelände auf den Galgenberg verlagert werden. Der Betrieb florierte auch nach dem Umzug auf das neue Pfaff-Gelände, was in den 1910er Jahren der Export von Nähmaschinen in 64 Länder bezeugte. Der Exportanteil lag bei 60 Prozent.

Nach dem Tod von Georg Pfaff übernahm im Jahr 1917 seine Schwester Lina Pfaff (1854-1929) das Unternehmen. Während des Ersten und Zweiten Weltkriegs (1914-1918 und 1939-1945) wurde die Firma Pfaff zu einem Rüstungsbetrieb, der beispielsweise Verschlüsse für Maschinengewehre produzierte. Dadurch musste die Nähmaschinenproduktion zurückgefahren werden, welche aber nach dem Ersten Weltkrieg wieder auf den vorherigen Standard angehoben werden konnte. Im Zweiten Weltkrieg wurden 60 Prozent des Betriebsgeländes durch Bombenangriffe zerstört, sodass die Produktion komplett eingestellt werden musste. Nach dem Kriegsende wurde das Werksgelände wieder aufgebaut und die Produktion wieder aufgenommen. Als Lina Pfaffs Adoptivsohn Karl Pfaff (1888-1952), der das Unternehmen im Jahr 1926 übernahm, im Jahr 1952 ohne Erben starb, ging die Unternehmensführung erstmals auf eine Person außerhalb der Familie Pfaff über, nämlich auf Hugo Lind. Dieser veranlasste die Übernahme des ELTE-Werks in Landstuhl (Elektrotechnischen Werke) und der Gritzner-Kayser AG in Karlsruhe (ebenfalls eine Nähmaschinenfabrik). Im Jahr 1960 ging das Unternehmen Pfaff, das zu diesem Zeitpunkt bereits als Aktiengesellschaft eingetragen war, an die Börse. Einem Artikel der pfälzischen Tagesschau zufolge war im Jahr 1961 das Werksgelände in Kaiserslautern 220.000 Quadratmeter groß und die Firma beschäftigte 7.200 Mitarbeiter.

Die G. M. Pfaff AG erreichte im Jahr 1985 ihren Höhepunkt, in dem ein Jahresumsatz von einer Milliarde DM erwirtschaftet werden konnte. In den folgenden Jahren brach der Umsatz jedoch ein. Personal musste abgebaut und die Aktienmehrheit verkauft werden. Grund dafür war die Verlagerung der Produktion der Schuh- und Textilindustrie in den asiatischen Raum. Die Hauptabnehmer der Pfaff-Nähmaschinen bezogen ab diesem Zeitpunkt hauptsächlich Nähmaschinen aus Asien, weshalb die Verkaufszahlen stark abnahmen. Als Folge von Eigentümerwechseln, Managementfehlern und den neuen Gegebenheiten in der Schuh- und Textilindustrie musste die Pfaff AG 1999 erstmals Insolvenz anmelden. Die Haushaltsmaschinensparte wurde an das schwedische Unternehmen Husqvarna verkauft und auch die Industriemaschinensparte wurde in den Folgejahren mehrfach verkauft. Im Jahr 2008 erneut Insolvenz angemeldet werden und der Maschinenbauunternehmer Joachim Richter übernahm die Unternehmensführung der neu gegründeten Aktiengesellschaft. Er verlagerte nach mehr als 100 Jahren den Firmensitz vom Galgenberg ins Industriegebiet Nord, weshalb das Pfaff-Areal seit 2009 brach liegt.

Baubeschreibung

Früher wurde das Pfaff- Gelände zur Entwicklung und Produktion von Nähmaschinen genutzt. Zwei Werkssiedlungen, das eine in der Herzog-von-Weimar-Straße und das andere zwischen Triftstraße, Hohnecker Straße und Bahnlinie, prägten das Stadtbild. Des Weiteren gehörten das Stammhaus der Familie Pfaff, ein Gesellenwohnheim, eine Lehrwerkstatt mit Gemeinschaftshaus und ein Wohnheim für auswärtige Volontäre, Vertreter, Kaufleute und Mechaniker zum Areal der Firma Pfaff. Die wichtigsten Gebäude der Firma waren die Fabrikanlagen.

Das älteste Gebäude des Pfaff-Werks auf dem Galgenberg ist die Gießerei, die im Jahr 1896 erbaut wurde. Charakteristisch für dieses Firmengelände waren die eingeschossigen Hallen und die funktional ausgerichtete Fabrikarchitektur. Infrastrukturell war das Gelände mit einem werkseigenen Gleissystem ausgestattet und die Wittenbacherstraße führte durch das Gelände. Das markanteste Gebäude des Areals vor dem Zweiten Weltkrieg war das sechsstöckige Verwaltungsgebäude, das 1936 entstand. Es wurde als Stahlskelettbau mit klarer Linienführung und ohne Schmuckelemente errichtet. Da das Firmengelände im Zuge des Zweiten Weltkriegs größtenteils zerstört wurde, prägen heute die Bauten des Wiederaufbaus das Erscheinungsbild des Pfaff-Areals. In den 1950er Jahren wurden ein neuer Haupteingang, ein neues Verwaltungsgebäude und ein Neubau, der als Küche, Speisesaal und Mehrzweckhalle benutzt wurde, erbaut. In den 1970er Jahren wurden zusätzlich ein neues Ausbildungszentrum auf dem Werksgelände und ein Hubschrauberlandeplatz eingerichtet.

Folgenutzung

Nach dem Umzug der Pfaff Industriesysteme und Maschinen AG ins Industriegebiet Nord stellte sich die Frage der zukünftigen Nutzung der brach liegenden Fläche. Die Stadt Kaiserslautern sah in der Neugestaltung des Pfaff-Geländes eine einmalige Chance. Im Jahr 2014 wurden 85 Prozent der Fläche zu einem symbolischen Preis von einem Euro an die Stadt verkauft. Diese wird nun die Sanierung des Geländes durchführen lassen. Die größten zeittechnischen und finanziellen Probleme bereiten die Grundwasser- und Bodensanierung. Zur Zeit der industriellen Nutzung des Geländes fehlten Wissen und Bewusstsein über Folgeschäden für die Umwelt. Altlasten, die heute noch im Boden sind, können immer noch durch Sickerwasser ins Grundwasser gelangen. Um eine weitere Grundwasserbelastung langfristig zu verhindern, ist eine Sanierung des Firmengeländes durch Versiegelung von 80 Prozent der Flächen notwendig. Auch viele Gebäude sind von der Schadstoffbelastung betroffen, weshalb sie kostenintensiv saniert und instandgesetzt werden müssen. Trotzdem sollen einige Gebäude wie beispielsweise das Verwaltungsgebäude und der alte Haupteingang erhalten bleiben, um an die Vergangenheit zu erinnern und die Geschichte und Identität Kaiserslauterns zu wahren. Die alten Gebäude sollen mit modernen Ansätzen kombiniert werden. Aus dem ehemaligen Werksgelände soll ein Mischgebiet entstehen. Es soll ein Stadtteil unterschiedlicher Nutzung geschaffen werden, der Wohnen, Arbeiten, Forschen und Dienstleistungen verbindet.

Räumliche Lage und Erreichbarkeit

Das Fabrikgelände des Unternehmens Pfaff liegt südwestlich der Innenstadt von Kaiserslautern. Es ist mit den öffentlichen Verkehrsmitteln gut erreichbar, da es sowohl einen Bahnhof als auch eine Bushaltestelle direkt am Pfaff-Areal gibt. Außerdem gibt es in der Innenstadt von Kaiserslautern ausreichende Parkmöglichkeiten. Der Zugang zum ehemaligen Pfaff-Werk ist derzeit nur nach vorheriger Anmeldung bei der Pfaff-Entwicklungs-Gesellschaft (PEG) möglich.

Literaturverzeichnis

  • Fotografien- Jörg Heieck, Wortbilder- Ina Bartenschlager. (2012). 150 Jahre Pfaff – von Kaiserslautern in die Welt. Kaiserslautern.

Quellenangaben

Artikel-Historie

Koordinaten:

49° 26“ 5′ N, 7° 45“ 9′ O

Datierung:
1862 bis heute

Schlagworte:

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  • Parkplatz

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