Spinnerei Lampertsmühle in Erfenbach-Lampertsmühle

Die Spinnerei in Kaiserslautern-Erfenbach entwickelte sich von der mechanischen „Baumwollspinnerei und Weberei Lampertsmühle“, gegründet 1854, bis hin zur „Spinnerei Lampertsmühle GmbH“ im Jahre 2020. Heute ist sie einer der Marktführer von Spezialgarnen für den Einsatz bei technischen Textilien.

Unternehmensgeschichte

Im Jahr 1833 erwarb Adrian Pletsch, ein gutsituierter, angesehener Bürger und späterer Bürgermeister von Kaiserslautern, ein ursprüngliches Mühlengut mit dem Namen Lampertsmühle, das zu dem Zeitpunkt wohl eine Ruine war, die er wieder als Gutshof aufbauen ließ. Zwischen 1836 und 1839 errichtete er eine neue Getreidemühle circa 500 Meter in nördlicher Richtung, die er ebenfalls Lampertsmühle nannte. Die ursprüngliche Lampertsmühle wurde in „Lampertshof“ umbenannt, der dann nur noch als Gutshof diente.

Im Jahr 1852 brannte die neu errichtete Getreidemühle ab und Adrian Pletsch verkaufte die Brandruine mitsamt dem Gutshof, einer Ziegelhütte und den zugehörigen Ländereien an die damals neu gegründete Kaiserslauterer „Baumwollspinnerei-Gesellschaft“. Diese ließ in den Jahren 1853/54 auf den Resten der Lampertsmühle eine Spinnerei und Weberei errichten. Als die Firma 1868 in Konkurs ging wurde sie unter dem Namen „Spinnerei und Weberei Kaiserslautern G.F. Grohé-Henrich“ weitergeführt. Im Jahr 1890 taucht erstmals im Adress- und Geschäftshandbuch von Kaiserslautern der Name „Baumwollspinnerei und Weberei Lampertsmühle“ auf.

Die Spinnerei und Weberei war zu dieser Zeit ein Pionierunternehmen in ihrer Branche in der Pfalz und für die damaligen Verhältnisse mit einem modernen Maschinenpark aus mechanischen Spinn- und Webmaschinen ausgestattet. Der Standort auf dem ehemaligen Mühlengelände war auch nicht zufällig gewählt, da man die Wasserkraft der Lauter nutzte, um zum Beispiel Turbinen anzutreiben.

Erster Betriebsleiter war Direktor Wilhelm Sulser aus der Schweiz, der bis 1864 die Fabrik leitete. Da es in der Pfalz keine textile Tradition gab, brachte er einige Fachleute aus der Schweiz und Südbaden mit, wo die Textiltradition schon lange vorher aufgeblüht war. Schweizer und Badische Namen wie Asal, Gäng, Wernli oder Denz(l)er, zeugen heute noch in Erfenbach und Umgebung von der Migrationsbewegung zu Beginn der Pfälzer Textilindustrialisierung.

Im Jahr 1861 drehten sich bereits 11 840 Spindeln bei einer Belegschaft von 236 Arbeitern. Der Konkurs 1868 schadet dem Unternehmen kaum, schon 1870 waren wieder 11 650 Spindeln im Einsatz. Einen weiteren Schub gab es durch den Bau der Lautertalbahn, durch die die Region an das deutsche Eisenbahnnetz angebunden wurde. Im Jahre 1882 bekam die Firma einen eigenen Gleisanschluss.

Der hohe Anteil an Frauen in der Fabrik brachte ein neues Problem mit sich, die Betreuung der Kinder war nicht mehr gewährleistet. Auf Grund dessen richtete man 1887 einen provisorischen Kindergarten in angemieteten Räumen ein. Im Jahr 1892 wurde schließlich mit Unterstützung der Lampertsmühle eine „Kleinkinderschule“ erbaut.

Auch der Brand eines fünfstöckigen Fabrikgebäudes 1883 konnte die Entwicklung der Firma nicht aufhalten, die unter Direktor Krieger weiter vorangetrieben wurde. Um 1894 waren fast 2000 Arbeiterinnen und Arbeiter beschäftigt. Erst eine durch den US-Trust ausgelöste enorme Verteuerung der Baumwolle und die Erhöhung der US Zölle auf den Import von Webwaren im Jahre 1899 brachte die Lampertsmühle in finanzielle Bedrängnis, da in Deutschland nun eine Überproduktion an Webware herrschte. Die Mitarbeiterzahl sank auf 1191. Als Gegenmaßnahme reorganisierte man um 1900 die Firma, erneuerte den Maschinenpark und man richtete die Produktion auch auf Garne und Nessel (ursprünglich Garn aus Brennnessel) aus. Aber auch dies brachte keinen durchschlagenden Erfolg und die Aktienwerte der Fabrik verfielen rapide. Die Mitarbeiterzahl sank auf circa 600.

1909/10 errichtete die Lampertsmühle eine Direktorenvilla auf einem Grundstück gegenüber des Lampertshofes.

Erst mit dem Beginn des Ersten Weltkriegs (1914-1918) änderte sich die Situation wieder zum positiven und die Firma produzierte Ware für den zivilen und militärischen Gebrauch aus Papiergewebe, da Deutschland von den Baumwollmärkten abgeschnitten war.

Nach dem Ersten Weltkrieg lief die Produktion von Baumwolle wieder an und die Fabrik blühte unter dem neuen Direktor Carl Jakob ab 1924 wieder auf. Er erneuerte wiederum den Maschinenpark, investierte in neue Produkte und zog qualifizierte junge Leute heran. Selbst die Weltwirtschaftskrise (1929) überstand die Lampertsmühle schadlos und war voll ausgelastet. Als Carl Jakob das Werk 1934 verließ war die Belegschaft wieder auf 1160 Mitarbeiter angewachsen.

Im Jahr 1937 wurde das Unternehmen durch die Brennet AG (damals noch MBB) aus Wehr erworben.

Trotz Vollbeschäftigung bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs (1939-1945) unter den neuen Direktoren Böhm und Gutbrodt, musste nun die Produktion mangels Rohstoffen zurück gefahren werden. Zudem gingen die Aufträge zurück und qualifizierte Arbeiter fehlten. Ganze Bereiche der Fabrik wurden von Fremdfirmen für die Rüstungsproduktion genutzt und von den Kaiserslauterer Pfaffwerken wurden Teile der V2 (Großrakete) bei der Lampertsmühle gefertigt. Diese militärische Nutzung war wohl auch der Grund, dass in der Nacht vom 27. auf den 28. September 1944 bei einem gezielten Bomberangriff auf die Fabrik schwere Schäden im Werk entstanden. Beim Einmarsch der Amerikaner am 19. März 1945 kam es zu Zerstörungen wichtiger Maschinen und Verwüstungen von Räumen. Trotz alle dem ließen sich die Direktoren Böhm und Gutbrodt nicht entmutigen und bauten die Fabrik, überwiegend in Eigenregie und mit Hilfe der Arbeiter der Fabrik, in den folgenden Jahren wieder auf, so dass im Jahre 1950 schon wieder 715 Mitarbeiter beschäftigt waren und 1954 wurde bereits die Mitarbeiterzahl von 1000 übersprungen.

Ende der 1950er, Anfang der 1960er Jahre kam es dank des Wirtschaftswunders zu einem rapiden Aufschwung und das Werk stieß an seine Kapazitätsgrenzen, da es zu einem Arbeitskräftemangel kam. Unter dem neuen Betriebsleiter Gerspacher wurden Gastarbeiter angeworben. Diese kamen aus der Türkei, Italien und Portugal. Dank des Firmenbesitzes von zahlreichen Häuser konnten die Gastarbeiter dort in Werkswohnungen untergebracht werden. Viele der damaligen Gastarbeiter und der Nachkommen sind bis heute noch in Erfenbach und Umgebung ansässig und gut integriert.

Im Jahr 1963 musste die Weberei aufgrund der „Nyltest-Welle“ (Kunststofffaser) geschlossen werden, da Baumwollstoffe nicht mehr gefragt waren. Unter dem neuen Vorstand Jung kam es zu einer Neuausrichtung des Betriebes hin zu einer hoch spezialisierten Spinnerei mit der Produktion von synthetischen Garnen. Durch diese Umstellung ging es wieder bergauf mit der Lamperstmühle. Deren Erfolg beruhte darauf, dass sie Garne nach dem speziellen, individuellen Bedarf der Kunden herstellen konnte und flexibel Lösungen, wie Kleinstmengen, realisieren konnte und bis heute noch kann.

Im Jahr 1966 kam es zur Umfirmierung in „Spinnerei Lampertsmühle AG“.

Im Laufe der weiteren Jahre kam es zu Erweiterungen des Werkes wie, 1971 mit dem Neubau des Bau 12 der Spinnerei und 1989 der Erweiterung der Spinnerei mit dem Neubau des Bau 61. Im Jahr 1986 wurden Klaus Jakob und Hans Denig in den Vorstand berufen. Als Hans Denig 2000 aus Altersgründen aus dem Vorstand ausschied, wurde Thomas Lange sein Nachfolger. Im Jahr 1996 wurde das Produktionsprogramm um die Fertigung und den Verkauf von technischen Garnen erweitert, die sich in Spezialtextilien, wie zum Beispiel in Schutzbekleidung (Feuerwehr, Militär, Polizei, Industrie), Industrie (Filtration, Agrotech, Schweißerschutz), Automobil (Sitzbezüge, Verdecke), Luft- und Raumfahrt oder dem Rennsport, wiederfinden.

2006 wurde das Unternehmen von dem Geschäftsführer Thomas Lange in einem „Management Buy-out“ von der Brennet AG erworben und die Produktionskapazitäten konnten erweitert werden. Heute produziert die Firmengruppe an zwei Produktionsstandorten mit 600 Mitarbeitern und hat Kunden in über 40 verschiedenen Ländern weltweit.

Literaturverzeichnis

  • Ludwig Mahler (1963). Erfenbach einst und jetzt. Kaiserslautern.

Quellenangaben

Artikel-Historie

Koordinaten:

49° 29“ 6′ N, 7° 43“ 18′ O

Baustil:

Unbekannt

Datierung:
1853/54

Schlagworte:

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  • Barrierefreiheit
  • Parkplatz
  • Familiengeeignet

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