Evangelische Stadtkirche in Landstuhl

Alternative Bezeichnungen: Gustav-Adolf-Kirche

Die evangelische Stadtkirche in Landstuhl wurde zwischen 1862 und 1863 in neugotischem Stile erbaut. Finanziert wurde sie vor allem durch Spenden, die im gesamten Deutschen Reich gesammelt wurden.

Geschichte

Die evangelische Stadtkirche in Landstuhl wurde zwar erst in den 1860er Jahren erbaut; die Geschichte der evangelischen Kirchengemeinde ist aber um einiges älter:

Sie wird als älteste protestantische Kirchengemeinde in der Pfalz deklariert und zählt somit sogar zu den ältesten in ganz Deutschland. Franz von Sickingen (1481-1523) – der damals das Burglehen inne hielt – führte 1518 in Landstuhl den lutherischen Glauben ein. Es wurde in der damaligen St. Andreaskirche (heute: Heilig-Kreuzkapelle) einer der deutschlandweit ersten evangelischen Gottesdienste gefeiert. Die katholischen Pfarrer wurden vertrieben und die damalige St. Andreaskirche wurde protestantisch. Nachdem Franz von Sickingen sowie dessen Sohn und Enkelsohn verstarben, nahmen die Sickinger Herren im Jahr 1627 beziehungsweise im Dreißigjährigen Krieg (1618-1848) wieder den katholischen Glauben an. Die evangelische Pfarrei wurde 1641 aufgehoben und es war den Protestanten untersagt, ihren Glauben frei auszuüben. 1669 wurde aus der früheren St. Andreaskirche eine Simultankirche, in der sowohl Protestanten, als auch Katholiken Gottesdienste feiern durften. Dieses simultane Nutzungsrecht hielt bis 1753 an, als die Sickinger Herren eine katholische Kirche innerhalb der Stadtmauern errichten ließen – die heutige St. Andreaskirche. Grund hierfür waren Streitigkeiten zwischen den Protestanten und dem katholischen Adel sowie ein allmählich baulicher Zerfall der alten St. Andreaskirche. Über die vergangenen Jahrzehnte nahm die Zahl der protestantischen Gläubigen in Landstuhl enorm ab. Insbesondere die französische Belagerung im Pfälzischen Erbfolgekrieg (1688-1697) führte zu einer weiteren Verbreitung des katholischen Glaubens.

Erst im Zuge der Französischen Revolution (1789-1799) wurde unter Napoleon die Gleichstellung der Religionen eingeführt. Ab dem 19. Jahrhundert zogen wieder verstärkt Lutheraner und Reformierte nach Landstuhl. Trotz der Religionsfreiheit besaßen die protestantischen Gläubigen noch keine eigene Kirche, um Gottesdienste feiern zu können. Die Gläubigen mussten etwa eine Stunde nach Spesbach laufen, um dort an der Messe teilnehmen zu können. Ab 1857 engagierte die protestantische Landstuhler Gemeinde auf eigene Kosten einen Vikar und mietete einen Betsaal. Der Wunsch nach einem eigenen Gotteshaus in der Stadt entstand.

1861 wandten sich 40 Familien aus Landstuhl mit ihrem Anliegen an die Glaubensgenossen im gesamten Deutschen Reich. Man bat darum, sich beim Bau einer eigenen Kirche für eine der ältesten reformierten Gemeinden in Deutschland finanziell zu engagieren. Der Aufruf war erfolgreich, denn nur ein Jahr später konnte der Grundstein für die Kirche gelegt werden. Besonderer Dank galt dem Vikar Otto Fleischmann, dem Presbyterium sowie dem Gustav-Adolf-Verein. Ein Jahr darauf (1863) konnte der Sakralbau, der als Dank für die Spenden den Namen „Gustav-Adolf-Kirche“ bekam, bereits eingeweiht werden.

Baubeschreibung

Die evangelische Stadtkirche in Landstuhl wurde entsprechend der calvinistischen Lehre einfach und schlicht gebaut. Der neugotische Sakralbau besteht aus Sandsteinquadern und hat einen 35 Meter hohen Spitzhelmturm. Architekt war der aus Homburg stammende Alexander Müller.

Im Kircheninneren stehen am Ausgang in einem Satz die zwei historischen Besonderheiten der Kirche geschrieben. Es wird Bezug auf die brüderliche Finanzierung der Kirche sowie der Bedeutung und Geschichtsträchtigkeit der protestantischen Kirchengemeinde in Landstuhl genommen:

„Der ältesten evangelischen Gemeinde der Pfalz, im Jahre 1522 unter Ritter Franz von Sickingen gegründet, baut christliche Bruderliebe dieses Gotteshaus 1863“

In der Vorhalle über dem Eingangsportal hängt das Sickinger Wappen. Das in Stein gemeißelte Kunstwerk hing vermutlich ursprünglich über dem Portal auf der Burg Nanstein und ist somit bereits um einiges älter als die Kirche. Es stammt wahrscheinlich aus dem 16. Jahrhundert.

Darüber hinaus ist der Innenraum sehr schlicht und schmucklos gehalten. Im vorderen Kirchenschiff sind in den Kirchenfenstern die Symbole für die vier Evangelisten abgebildet. Im hinteren Bereich des Kirchenschiffes sind in den Fenstern Luther, Calvin, Melanchthon und Franz von Sickingen zu sehen.

Das Objekt „Protestantische Pfarrkirche (Stadtkirche)“ in Landstuhl ist ein eingetragenes Kulturdenkmal.

Räumliche Lage und Erreichbarkeit

Die evangelische Stadtkirche liegt inmitten der Stadt Landstuhl unweit der Heilig-Kreuzkapelle. Über die Autobahn 6 ist Landstuhl mit dem PKW ideal erreichbar. Parkplätze sind in unmittelbarer Lage vorhanden. Der Bahnhof ist in zehn Minuten fußläufig erreichbar.

Literaturverzeichnis

  • Schauder, Karlheinz (1994). Kirchen in Landstuhl. In: Heimatjahrbuch des Landkreises Kaiserslautern 1994, hrsg. von der Kreisverwaltung Kaiserslautern. Verlag Franz Argobast. Kaiserslautern.
  • Matt, Georgia (1991). Kulturdenkmäler im Landkreis Kaiserslautern, hrsg. von der Kreisverwaltung Kaiserslautern. Kaiserslautern.
  • o.A. (1946). Von Landstuhls Pfarrgeschichte, Katholisches Kirchenblatt des Dekanates Landstuhl. 2.1946/47, Nr. 12-13, 15-20. Landstuhl.
  • Dahl, Ludwig (1908). Landstuhl. Seine Vergangenheit und Gegenwart. Landstuhl. Verlag Josef Stützel. Landstuhl.
  • Protestantisches Pfarramt Landstuhl-Stadt (Hg.) (2013). 150 Jahre protestantische Stadtkirche Landstuhl. 1863-2013. Landstuhl.
  • Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (Hrsg.) (2017). Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler. Koblenz.

Quellenangaben

Artikel-Historie

Koordinaten:

49° 24“ 40′ N, 7° 34“ 4′ O

Datierung:
1863

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