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Barocker Terrassengarten in Kirchheimbolanden

Der Bau des barocken Terrassengartens wurde von Fürst Karl August von Nassau-Weilburg (1685-1753) veranlasst. Der Terrassengarten wurde dann in den letzten zwei Jahrhunderten mehrfach überformt, sodass heute nur noch wenige Elemente des früheren Gartens sichtbar sind. Die Stadt Kirchheimbolanden hat daher die Reaktivierung des, vor rund 250 Jahren zwischen Schloss und Ballhaus gelegenen, barocken Terrassengartens in Angriff genommen.

Geschichte

Schon im 12. Jahrhundert entwickelte sich unter der Herrschaft der Herren von Bolanden die heutige Stadt Kirchheimbolanden. Bereits im Jahr 1368 wurden der Stadt die Stadtrechte zugesprochen und zum Ende des 14. Jahrhunderts fiel die Stadt an das Haus Nassau. Im Jahr 1544 begann die Blütezeit der Stadt, als sie zur Residenz von Adolf zu Nassau-Saarbrücken wurde und erreichte im 18. Jahrhundert ihren Höhepunkt mit dem Bau des Residenzschlosses unter Fürst Karl August von Nassau-Weilburg (1685-1753). Dieser veranlasste dann auch die terrassierte Ausformung des Geländes im Bereich des späteren Terrassengartens durch Obristleutnant Johann Julius Rottweil sowie die Vorbereitungen für die Parterreanlage vor dem Schloss. Im Jahr 1746 holte er dann den in Ungnade gefallenen Hofgärtner Ludwig Wilhelm Koeller zur Anlage des Schlossgartens nach Kirchheimbolanden. Seinen Entwurf für den Garten findet man in der Karte „Carte to pographique de la généralité du ban de Kirchheim“. Dieser Entwurf zeigt einen sehr barocken und streng axial ausgerichteten großzügigen Garten mit einem großen Springbrunnen im Zentrum der Parterrezone. An die Parterrezone schließt seitlich der terrassierte Garten an, der seinen Endpunkt, mit vorgelagertem großen Bassin, vor dem 1752 errichteten Ballhaus findet.

Kurz darauf folgte unterhalb der Schlossgartenmauer der Bau einer Orangerie, und somit ein weiterer geometrisch angelegter Gartenbereich in der Nähe des Schlosses. Im Jahr 1757 folgte der Hofgärtner Koeller dem Ruf nach Schwetzingen und sein Schwager, der Lustgärtner Georg Ludwig Gasqué, trat seine Nachfolge an. Mit der Hilfe des Gärtners J.W. Hilcke wurde die bestehende bis 1778 erweitert und gepflegt, es wurde ein neuer Küchengarten und ein „Lustgarten“ angelegt und eine Schweizerei erbaut.

Im Jahr 1792 musste die fürstliche Familie vor den Franzosen fliegen und das Schloss und der Garten werden zu französischem Nationaleigentum erklärt und versteigert. Der neue Eigentümer lässt einen neuen Gartenplan von Architekt und Ingenieur Kurten im modernen landschaftlichen Stil des frühen Englischen Landschaftsgartens fertigen. Der Entwurf ist sehr naturnah gehalten und markante Alleen untergliedern im unteren Gartenteil eine Seenlandschaft mit Gehölzinseln und großen Rasenflächen. Durch eine zentrale Achse, die noch aus der barocken Anlage stammt, entsteht das Bild von zwei Gartenbereichen auf zwei Terrassen. Der obere Garten präsentiert sich als Landschaftsgarten mit Bächen, Grotten, Tempeln und Brücken. Auch der, zwischen Schloss und Ballhaus liegende, Terrassengarten wurde an das landschaftliche Gestaltungsideal angepasst. Zusätzlich wurde eine Terrasse mit einem in den Hang gebautem Treibhaus mit einem Tempel im Hintergrund aufgewertet.

Im Jahr 1839 fallen Schloss und Garten in den Besitz des königlichen bayrischen Geheimrats und Hofbauintendanten Leo von Klenze in München. Dieser veranlasst eine Katasterfassung des Geländes (Urkataster 1841), die den Garten im Bauzustand nach Architekt Kurten im Jahr 1810 zeigt.

Der Landwirt Friedrich Karl Brunck kauft im Jahr 1844 das Schloss mit Garten und ein ältester Sohn, der Landwirt Ulrich Brunck, übernimmt im Jahr 1863 das Anwesen und entwickelt es zu einem landwirtschaftlichen Gut. Er lässt die Teichlandschaften auffüllen und legt im Jahr 1874 Ackerflächen an, nur der ovale Platz im schlossnahen Bereich beleibt erhalten. Sein jüngeren Bruder Dr. Heinrich Brunck (1847-1911) übernimmt im Jahr 1889 das Anwesen und lässt sich von dem renommierten Gartenkünstler Siesmayer einen Bepflanzungsplan erstellen. Brunck war ein begeisterter Pflanzenliebhaber und Pflanzensammler, der gerne exotische Gehölze in seiner Parklandschaft erleben wollte.

Bis heute sind die wesentlichen Strukturen der Gestaltung der Gartenkünstler Siesmayer erhalten. Von 1980 bis 2006 übernimmt die Dr. Heinrich von Brunck Gedächtnis-Stiftung die Pflege und Rekonstruktion des mittlerweile in die Jahre gekommenen Parks. Im Jahr 2006 verkauft die Stiftung den Park an die Stadt Kirchheimbolanden und seitdem finden in enger Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege, den Archäologen, Gartenhistorikern, Landschaftsarchitekten und dem ortsansässigen Förderverein fortlaufende Instandsetzungsmaßnahmen statt. Während auf Grundlage des Entwurfs nach Siesmayer die Parkanlage im ursprünglichen Sinne restauriert wird, gestaltet sich die Restaurierung der seit 1941 für den Weinbau genutzten Flächen des früheren Terrassengartens schwieriger.

Unter dieser Weinbaufläche liegt unter der Erde sowohl noch die barocke Substanz der Ursprungsanlage als auch noch die Überbauung nach Kurten im Jahr 1810. Daher hat man beschlossen dieses Kulturdenkmal behutsam mit bodenarchäologischer Hilfe freizulegen. Das frühere Treibhaus mit der beidseitigen Treppenanlage sowie Fundamente wurden anschließend auch schon aufgefunden. Auf Grund dieser Funde ist davon auszugehen, dass noch weitere unversehrte Teile der bedeutenden Terrassenanlage des 18. Jahrhundert -ähnlich der Fasanerie in Zweibrücken– unter der Erde liegen. Die weitere Instandsetzung des Terrassengartens wird seitdem von der Stadt Kirchheimbolanden und der Denkmalschutzbehörde vorangetrieben, dass Besucher in einiger Zeit den restaurierten Terrassengarten erleben können.

Objektbeschreibung

Der barocke Terrassengarten wurden in zwei Jahrhunderten mehrfach überformt, sodass heute nur noch wenig von dem ehemals prächtigen Garten zu sehen ist. An der Oberfläche ist nur noch die gestufte Grundstruktur mit der tief im Erdreich verschütteten Stützmauer sichtbar.

Die vorhandenen Pläne mit den schematisch dargestellten Grundrissen und einzelnen Stichworten können jedoch auch nicht die exakten Strukturen des ehemaligen Terrassengartens aufzeigen. Daher bilden die gefundenen Überreste nach und nach die Grundlage für die realitätsgetreue Rekonstruktion des Gartens. Da die Ausdehnung der Gartenterrassen eine flächige Ausgrabung nicht zuließ, entschied man sich dafür die wichtigsten Strukturelemente, wie die Stützmauern, historische Oberflächen und Mauerkronen und Wasser- und Wegebau, freizulegen.

Im Gelände sind vier, von hohen Stützmauern gerahmten, Terrassen erhalten und sichtbar geblieben, diese stimmen auch mit den Grundrissplänen aus der Mitte des 18. Jahrhundert überein. Die Pläne zeigen außerdem, dass die Terrassen früher durch heute nicht mehr sichtbare Treppenanlagen verbunden waren und aufwendig durch Wasserbassins und Pflanzungen gestaltet waren. Die untere Ebene diente als „Lindenallee“ der Zuwegung zur Schlosskirche. Hangaufwärts waren die beiden, über Treppen erschlossenen, Hauptebenen als geschlossener Separatgarten angelegt. Der historische Aufbau, wie die Wege- und Beeteinfassungen, dieser beiden Ebenen wurde jedoch durch die spätere Weinnutzung fast komplett zerstört. Da aber auch darunter keine Pflanzgruben feststellbar waren, liegt die Vermutung nahe, dass die Bäume in mobilen Pfalzkübel untergebracht waren. Gut erhalten sind dahingegen die festgestellten Tonröhrenleitungen der Bewässerungssysteme aus den unterschiedlichen Phasen der Parkanlage.

Den architektonischen Mittelpunkt setzte ein zentral in die mittlere Terrassenmauer eingelassenes „Grottenwerk“, welches von Aufstiegsrampen eingerahmt wurde. Die Untersuchung der Rampen- und Grottenanlage zwischen der mittleren und oberen Terrasse bildet den Schwerpunkt der archäologischen Ausgrabung. Die Freilegung eines barocken Spielbassins auf der oberen Ebene, bewies, dass eine Kaskade das Zentralelement des einstigen „Grottenwerks“ bildete. Zwischen den flankierenden Mauern fiel das Wasser über Stufen in ein längliches Bassin auf die darunter liegenden Ebene, auf der noch Reste der Bodenplatten nachzuweisen waren. Bei der Umgestaltung zum Landschaftspark, hatte man diese Anlage mit einem beheizbaren Gewächshaus überbaut. Nach der Freilegung dieser, sind jetzt die Reste der ehemaligen Kaskade mit der umrahmenden Rampe wieder sichtbar.

Darüber markierte eine tempelartig gestaltete Rotunde den Blickpunkt in der oberen Terrassenmauer. Die Untersuchung dieser stellte einen weiteren Schwerpunkt bei den Grabungen dar. Das gemauerte Halbrund war aus Backsteinen gefertigt und durch Vorlagen plastisch gegliedert. Die dem Garten zugewandte Seite war als offene, von Säulen getragener Rundtempel gestaltet, von dem eine Halbsäule im Boden erhalten blieb. Die untere Zone der Rotunde wird von einem Rundbogen geöffnet, aus dem das Wasser in den Terrassengarten floss. Die oberste Terrasse, die zum Ballhaus hin auslief, war als Baumgarten bepflanzt und diente als Reservoir zur Speisung der Wasserspiele.

Die Mauern des barocken Terrassengartens waren wohl vollflächig verputzt und auch farbig gestrichen. Die historische Oberfläche ist jedoch komplett verwittert. Bedeutend für die Rekonstruktion sind jedoch die in den Mauerflächen gefunden Eisenhaken, die wohl für Aufhängung von Spalieren dienten.

Räumliche Lage und Erreichbarkeit

Der barocke Terrassengarten befindet sich am ehemaligen Schloss (heute Seniorenresidenz) in Kirchheimbolanden. Der Garten liegt im Zentrum von Kirchheimbolanden und kann gut mit dem Auto oder dem Bus erreicht werden. Parkplätze sind auf dem Schlossplatz oder vor dem Schlossgarten auf der Dr.-Edeltraud-Sießl-Allee vorhanden.

Literaturverzeichnis

  • Stadt Kirchheimbolanden (2016). Barocker Terrassengarten Kirchheimbolanden o.O.

Quellenangaben

    Artikel-Historie

    Koordinaten:

    49° 40“ 2′ N, 8° 0“ 37′ O

    Datierung:
    1752

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    • Straße
    • Familiengeeignet

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