Friedenskapelle in Kaiserslautern

Die Friedenskapelle in Kaiserslautern liegt auf dem ehemaligen Friedhof der Stadt. Die ursprüngliche Nutzung war die einer Leichenhalle. Aufgrund alter Traditionen ist diese Nutzung jedoch auf kaum Akzeptanz gestoßen und das Gebäude blieb lange Zeit leer. Nach wechselhafter Nutzung im Laufe der Jahre ist die Halle heute ein soziokultureller Begegnungsort in Sachen Bildung und Kultur. Das Gebäude ist ein eingetragenes Kulturdenkmal der Stadt Kaiserslautern.

Geschichte

Entlang der Friedenstraße auf Höhe der heutigen Nummer 42 wurde im Jahr 1828 der Bau des alten Friedhofs im Osten der Stadt durch die königlich-bayerische Regierung genehmigt. Dieser zog sich von der Friedensstraße nach Süden hin bis zur Mannheimer Straße. Am nördlichsten Punkt des Areals entlang der Friedenstraße wurde 1832 mit dem Bau eines Leichenhauses begonnen, welches 1835 fertiggestellt werden konnte. Es handelte sich nachweislich um eines der ersten bayerischen Leichenhäuser. In vorheriger Zeit war es in Bayern und in der Pfalz Brauch Verstorbene bis zur Beerdigung im Sterbehaus zu behalten.

Beanstandet wurden Teile der Pläne für das Gebäude von Leo von Klenze (1784-1864), der als Vorsitzender des Baukunstausschusses in München bedeutendster Architekt des Klassizismus war, neben Karl Friedrich Schinkel (1781-1841). Eingereicht wurden die Baupläne von der Königlichen Bauinspektion Kaiserslautern samt damaligem Bezirksinspektor. Diese beschrieben ein Leichenhaus mit einem Saal für Grabreden, welcher im Falle eines Krieges oder einer Seuche als Krankensaal verwendet werden konnte. Außerdem enthielt das Gebäude Aufbewahrungsräume für die Leichen und eine Wohnung für den Leichenwärter.

Von Klenze verpasste dem geplanten Gebäude dann eine neue Fassade nach Münchner Vorbild, wodurch der Grundstein für ein herausragendes Beispiel klassizistischer Architektur in Kaiserslautern gelegt wurde. Die „vom Baukunst-Ausschuss entworfenen und von Seiner Königlichen Majestät genehmigten Pläne“ kamen dann am 10. März 1832 mit der Bestimmung nach Speyer zurück „dass die Ausführung dieses schönen und nicht kostspieligen Projektes keinem Anstande unterliegen werde.“ Der Realisierung des Vorhabens stand also nichts mehr im Weg. Die Baupläne wurden am 5. April 1832 vom Bezirksinspektor an den Bürgermeister übergeben. Der Bezirksinspektor deutete auf die Notwendigkeit „sehr geschickter Steinhauer“ hin und machte auf eine gute Bauaufsicht aufmerksam: „Was bei einem so bedeutenden Bau, welcher der Schönste im ganzen Rheinkreis werden wird, dringend erforderlich ist…“.

Nach öffentlicher Ausschreibung des Projektes wurden die Bauarbeiten einem Maurermeister aus Kaiserslautern übertragen. Erste Schwierigkeiten gab es nach dem Baubeginn mit der Überwachung der Arbeiten. Der Bezirksinspektor übertrug die Bauaufsicht einem Baupraktikanten, für welchen die Stadt Kaiserslautern die Kosten übernehmen sollte. Der Stadtrat weigerte sich jedoch diesen aus finanziellen Gründen zu entlohnen. Daher entschied man sich auch die Bauaufsicht gänzlich dem Maurermeister zu übertragen. Hierfür gab es Warnungen aus Speyer, die jedoch ignoriert wurden. Die Befürchtungen sind dann schließlich eingetroffen: Der Maurermeister nahm nämlich eigenmächtig Änderungen an den Bauplänen vor. Schließlich konnte ein Regierungsentscheid vom 5. September 1832 die planmäßige Ausführung des Objektes sicherstellen. Hiernach wurden dann die Überwachung und die Anfertigung aller weiteren Detailzeichnungen dem ursprünglich geplanten Baupraktikanten zugesprochen. Die Baukosten beriefen sich im Jahr 1835 auf 7000 Gulden.

Der Neue Baukörper wurde zunächst von der Bevölkerung nicht angenommen, daher blieb er nach seiner Vollendung zunächst mehrere Jahre ungenutzt, da die Bewohner ihren alten Traditionen treu blieben. Bis 1838 wurde nur ein „Selbstmörder“ in der Leichenhalle aufbewahrt.

1873 eröffnete dann der neue Friedhof weiter östlich in der Stadt, welcher heute der Hauptfriedhof der Stadt Kaiserslautern ist. Mit Eröffnung des neuen Friedhofes wurde der alte so gut wie nicht mehr genutzt, wodurch die Friedhofskapelle somit zunehmend an Bedeutung verlor. Dies führte dazu, dass in den darauffolgenden Jahren die Nutzung des Gebäudes sowie die Benennung mehrfach wechselte. Das Gebäude diente als Allzweckhalle und Geräteschuppen, in den Jahren 1905-1908 war dann die königlich-bayerische bakteriologische Außenstation untergebracht und von 1913-1914 diente es einem Schreinerunternehmen als Sarglager. 1937 gab es dann einen grundlegenden Umbau der Innenräume.

Zur Zeit der Nationalsozialisten wurde in dem Gebäude ein sogenannter Ehrenhain nach einer Wettbewerbsausschreibung eingerichtet. Eingereicht wurden 27 Entwürfe und Gewinner waren zwei Architekten aus Ludwigshafen, nach deren Pläne die Innenräume umgestaltet wurden. Besonderes Highlight hierbei ist die Anbringung eines großen Reichsadlers als Sandsteinrelief durch Bildhauer Sepp Mages (1895-1977).

Am 15. September 1949 wurde die ehemalige Leichenhalle dann schließlich umbenannt zur „Friedenskapelle“ und sie wurde in den folgenden Jahren als protestantische Notkirche genutzt. Ab 2001 stand das Gebäude dann erneut leer, nachdem die evangelisch-freikirchliche Baptistengemeinde, die das Gebäude zwischenzeitlich genutzt hatten, es aufgaben.

Es dauerte 15 Jahre bis 2016, in denen viele Pläne entstanden zur Umnutzung des Gebäudes. Schließlich richtete im September 2016 die Volkshochschule in Zusammenarbeit mit dem Kulturreferat Kaiserslautern und der Zukunftsregion Westpfalz sowie dem Verein für Baukultur und Stadtentwicklung eine soziokulturelle Begegnungsstätte ein. Gleichzeitig begann man mit der Spendensammlung zu Sanierung des Inneren des Gebäudes. Die Renovierungsarbeiten dauerten länger als geplant, konnten jedoch letztlich beendet werden und man konnte im Oktober 2023 die feierliche Wiedereröffnung der Friedenskapelle feiern.

Objektbeschreibung

Die Baupläne wurden am 5. April 1832 vom Bezirksinspektor an den Bürgermeister übergeben. Die Pläne enthielten folgende Beschreibung des Gebäudes:

„Das Leichenhaus enthält einen Saal, in welchem die Grabreden gehalten werden sollen, wenn das Wetter nicht günstig ist, dieselbe am Grabe zu halten und kann im Falle eines Krieges oder einer ansteckenden Krankheit als Krankensaal benützt werden, zu welchem Zwecke eine Kaminröhre angebracht wird, um einen Ofen, welcher im Saal geheizt wird, aufstellen zu können. Zu diesem Saale führen aus dem geräumigen Vorplatz doppelte Flügeltüren, um einem größeren Publikum bei einer Trauerrede bei geöffneten Flügeltüren Raum zu gewähren. Dem Saal gegenüber befindet sich an der vorderen Front die Wohnung des Leichenwärters, bestehend aus einem Wohnzimmer, Schlafzimmer und Küche. Auf der hinteren Seite befinden sich zwei Zimmer zur Aufstellung männlicher und weiblicher Leichen, aus welchen Glastüren in das Wohnzimmer des Leichenwärters führen, ferner ein Zimmer zur Section…“,

Das Gebäude ist ein monumentaler, eingeschossiger Sandsteinquaderbau in klassizistischen Formen mit beidseitigem Säulenportikus. Die Straßen- und Friedhofsseite bilden identische Fassaden. Der Säulenportikus besitzt eine dorische Ordnung: Zwei äußere Pfeiler und zwei eingestellte dorische Säulen, auf denen das verkröpfte Triglyphengebälk sowie ein Dreiecksgiebel liegt. Zu beiden Seiten der Säulenhalle öffnen sich drei geböschte Fenster und Eckpilaster betonen die Gebäudeaußenkanten.

Räumliche Lage und Erreichbarkeit

Die Friedenskapelle befindet sich auf einem ehemaligen Friedhof östlich der Kernstadt von Kaiserslautern. Das Areal liegt zwischen Friedenstraße und Mannheimer Straße und ist mit mehreren Wohngebäuden bebaut. Das Gebäude befindet sich entlang der Friedenstraße am nördlichsten Punkt des ehemaligen Friedhofs. Von der ehemaligen Nutzung als Friedhof zeugt heute die Bushaltestelle direkt vor der Friedenskapelle namens „alter Friedhof“.

Literaturverzeichnis

  • Generaldirektion kulturelles Erbe (2023). Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler Stadt Kaiserslautern Mainz.

Quellenangaben

Artikel-Historie

Koordinaten:

49° 26“ 52′ N, 7° 47“ 2′ O

Datierung:
1832

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