Unterhammer im Karlstal bei Trippstadt

Alternative Bezeichnungen: Ehemaliges Eisenhammerwerk in Trippstadt, Hackesche Werke, Eisenhüttenweg Nr. 7

Die Eisenwerke im Moosalbtal wurden im 18. und 19. Jahrhundert errichtet. Es bestanden allerdings schon lange Zeit vorher dort Eisenbetriebsstätten, die aber im Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) untergegangen sind.

Ludwig Anton Freiherr von Hacke (1682-1752) ließ 1724 – 1728 den „Unteren Hammer“ erbauen, neben weiteren Eisenschmelzen und Schmieden. Unter den Freiherren von Gienanth, die die Eisenwerke erst pachteten und ab 1804 kauften und weiter ausbauten, erreichte die Produktion einen wirtschaftlichen Höhepunkt. Die Produktion endete nach und nach ab 1863.

Heute stehen am Unterhammer noch das Herrenhaus, ein großes Wirtschafts- und einige Nebengebäude.

Geschichte

Für die Wiedergründung der Eisenproduktion im Moosalbtal hatte Freiherr von Hacke gute Voraussetzungen durch die vorhandene Wasserkraft und die Erzeugung von Holzkohle. Das Eisenerz musste aber von ihm aus eigenen Gruben im Reichswald und bei Elmstein zugefahren werden. Außer dem Unterhammer errichteten die von Hacke’s eine „Eisenschmelz“ sowie Hammerwerke am Ober- und Mittelhammer.

Sein Sohn Karl Josef (1727-1780) übernahm die Hammerwerke und verpachtete sie ab den 1770er Jahren an die Familie Gienanth. Diese war zum damaligen Zeitpunkt bereits Pächter beziehungsweise Käufer von mehreren Hammerwerken und Gruben in der Region. Im Jahr 1804 ersteigerte die Familie Gienanth auch die Hackeschen Werke im Karlstal. So besaßen sie um die Jahrhundertwende eines der größten deutschen Eisenhüttenkonzerne mit drei Hochhöfen. Ihre Werke lagen in Trippstadt, Eisenberg, Hochstein und ab den 1830er Jahren auch in Schönau.

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts kam es zu einem bedeutenden wirtschaftlichen Aufschwung in den Hammerwerken. Man ließ beispielsweise Straßen bauen, die vom Hammertal nach Kaiserslautern führten. Darüber hinaus investierte die Familie stark in das Werk am Unterhammer:

  • 1804: Ludwig von Gienanth (1767-1848) kauft die Werksanlagen (einen Hochofen, drei Großhämmer und zwei Kleinhämmer)
  • 1820/21: Das Herrenhaus mit Wohnungen für Direktor, Verwalter und Verwaltungspersonal sowie mehrere Nebengebäude werden erbaut.
  • 1824/25: Das Blechwalzwerk wird eingeweiht.
  • 1834: Ein neuer Hochofen wird an der Eisenschmelz errichtet.
  • 1856: Carl Freiherr von Gienanth (1818-1890) lässt die „Carls Straße“ erbauen.
  • 1857/58: Am Unterhammer wird ein modernes Gas-Puddelwerk

Die Eisenwerke im Karlstal produzierten Roh- und Gusseisen, aber auch Träger, Säulen und diverse Eisenwaren. Im Jahr 1838 betrug die Gesamt-Eisenproduktion 15.000 Zentner und 1847 waren 328 ständige Arbeitskräfte und ca. 100 Teilzeitbeschäftigte am Werk tätig.

Ab 1863 kam es zu einem starken Preisverfall bei Blechen. Zurückzuführen war dies auf moderne Produktionsmethoden (Dampfmaschine), die im Zuge der Industrialisierung aufkamen. Der Wald und das fließende Wasser waren keine zwingend notwendigen Standortfaktoren mehr. Außerdem fehlte eine Anbindung an das Eisenbahnnetz.

Die Familie Gienanth verkaufte deshalb im Jahr 1865 das Trippstadter Schloss sowie den dazugehörigen Wald. Den Ertrag hiervon investierte man in die Gründung eines Stahlwerks in Kaiserslautern. Die Anlagen in Trippstadt wurden vermutlich stillgelegt und verkauft.

Ab 1870 dienten die umgebauten Gebäude als Beamtenerholungsheim. Im Jahr 1944 wurde auf Initiative des Kaiserslauterer Krankenhauses ein Entbindungsheim eingerichtet. Nach dem Zweiten Weltkrieg (1939-1945) dienten die Gebäude für 15 Jahre der Arbeiterwohlfahrt als Sanatorium. Seit Mitte der 1970er Jahre ist das Anwesen in Privatbesitz. Seit Ende der 1990er Jahre ist dort ein Wellness-, Gesundheits- und Sportzentrum zu finden. Das Herrenhaus und die Stallungen sind seit 2007 Wohngebäude. Außerdem gibt es am Unterhammer ein Café und einen großen Saal für Feste und Feiern sowie eine Brauerei.

Gelände- und Baubeschreibung

Am Unterhammer in Trippstadt steht noch heute ein Ensemble aus fünf Gebäuden. Zu diesem zählen das Herrenhaus, das Wirtschaftshaus (früher Uhrenhaus genannt), die zwei Stallungen (früher Kohlenschuppen) und das Turbinenhaus.

Das zweistöckige Herrenhaus aus Sandstein steht direkt entlang der Straße. Das Gebäude besitzt in der Breite 16 Fenster. Die Gitter vor den Fenstern entstammen aus der eigenen Eisenproduktion. Heute sind in dem Herrenhaus Ferienwohnungen untergebracht. Hinter dem Herrenhaus stehen ehemalige Remisen und Stallungen.

Auf der anderen Seite der Straße befindet sich ein Weiher – die aufgestaute Moosalbe. Von diesem wurde das Wasser durch einen Kanal zu den Wasserrädern geleitet. Diese Wasserräder setzten wiederum die Hämmer und Blasbälge in Bewegung. Über dem Kanal befinden sich auf der Brücke ein altes Fenster und ein altes Wasserrad. Sie sind die einzigen Überreste der frühindustriellen Anlage zur Verarbeitung des Roheisens. Der Weiher beinhaltete eine Betriebsstätte, welcher durch die Grundherren Flörsheimer Grafen und anschließend die Freiherren von Hacke ermöglicht wurde. Sie waren die Privateigentümer des Haderwaldes. Auch die Flörsheimer Bannmühle soll sich nach Philipp Velmanns Beforschungen im Jahr 1600 dort befunden haben. Die Mühle wurde wahrscheinlich im dreißigjährigen Krieg zerstört und nicht wieder aufgebaut.

Das Gebäude mit dem Uhrentürmchen auf dem Dach war das damalige Wirtschaftshaus. In dem zweigeschossigen Gebäude sind heute ein Café und ein Gesundheitszentrum untergebracht. Außerdem ist noch die ehemalige Kohlescheune erhalten, welche heute als medizinisches Fitnessstudio dient.

Am Wirtschaftshaus erstreckt sich ein Park, in welchem die Geschichte vom Unterhammer veranschaulicht wird. Vier Kilometer talabwärts liegt an der Moosalbe eine weitere Eisenschmelze mit Walzwerk. Auch diese gehörte zur Eisenproduktion der Familie Gienanth. Sogar die Verbindungsstraße zwischen diesen beiden Werken wurde von der Familie Gienanth gebaut.

Entlang der heutigen L500 wurden einige Bauwerke abgerissen, da im Tal neue Straßen entstanden sind. Früher war dies ein unbefestigter Weg. So wurde beispielsweise auch eine Brunnenhalbschale entfernt, welche am Straßenrand vor dem Weiher des Unterhammers stand. Die Existenz und Position des Brunnens ist durch historische Bilder belegt, welche im Jahr 1928 entstanden sind. Die Hälfte der Sandsteinschale befindet sich aktuell im Schlosspark in Trippstadt.

Räumliche Lage und Erreichbarkeit

Der Unterhammer liegt unmittelbar an der L 500 im Karlstal westlich von Trippstadt und südlich von Stelzenberg. Er liegt inmitten des Pfälzerwaldes und ist sowohl mit dem PKW, als auch zu Fuß zu erreichen. Trippstadt liegt ungefähr 10 Kilometer südlich der Stadt Kaiserslautern. Von Langensohl führt ein befestigter Waldweg herunter, der die Grenze zu Stelzenberg markiert. Diese Grenze durchquert das Tal und führt am Weiher, dem Trippstadter Haderwald und dem Finsterbrunner Wald entlang. Außerdem bildet der Unterhammer die siebte Station des Eisenhüttenweges im Karlstal.

(Raphaela Maertens, ZukunftsRegion Westpfalz und Dieter Faas, AG Heimatkunde in Trippstadt, 2019)

Literaturverzeichnis

  • Cloer, B. und U. Kaiser-Cloer (1984). Eisengewinnung und Eisenverarbeitung in der Pfalz im 18. und 19. Jahrhundert. In: Mannheimer Geographische Arbeiten, Heft 18. Mannheim.
  • Munzinger, Karl (1996). Die Hammerwerke im Karlstal. In: Blätter zur Heimatgeschichte von Trippstadt, Ausgabe 6. Trippstadt.
  • Koch, Helmut (1971). Das Werden der Eisenindustrie in der Pfalz. In: Kaiserslautern, Stadt und Land. 1971, Nr. 2, S. 13-17. o.O.
  • Kurt Knebel (2000). Blätter zur Heimatgeschichte von Trippstadt - Sonderheft Flurnamen ; Unterhammer. Trippstadt.

Quellenangaben

Artikel-Historie

Koordinaten:

49° 21“ 39′ N, 7° 44“ 24′ O

Baustil:

Unbekannt

Datierung:
1727 bis Anfang der 1860er Jahre

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