Burg Berwartstein bei Erlenbach

Alternative Bezeichnungen: Bärbelstein, Bärwelstein (pfälzisch)

Die im 12. Jahrhundert erbaute Burg Berwartstein ist eine der beliebtesten und meistbesuchten Burgen der Westpfalz und befindet sich in der Gemeinde Erlenbach im Landkreis Südwestpfalz. Die Burg liegt auf einem 280 Meter hohen Felsklotz in Gipfellage östlich des Dorfes Erlenbach. Angelegt wurde die Burg zur Überwachung der Straße zwischen Fleckenstein und Trifels, aber auch als Konkurrenz zu den Gegnern auf der Burg Dahn.

Geschichte

Die Burg Berwartstein wurde wahrscheinlich zwischen 1125 und 1133 durch Friedrich den Einäugigen von Hohenstaufen in der Funktion des Schirmvogts der Abtei Weißenburg als Reichsburg gebaut. Erstmals urkundlich erwähnt wird Burg Berwartstein 1152, als Friedrich Barbarossa die Burg dem Bischof von Speyer, der auch Abt der Weißenburg war, als Lehen überließ. Zwischen 1152 und 1201 blieb das Hochstift Speyer Eigentümer der Burg.

Im 13. und im frühen 14. Jahrhundert war die Burg Berwartstein Sitz des Rittergeschlechts von Berwartstein. Im Thronfolgestreit zwischen Ludwig dem Bayern und Friedrich von Habsburg, standen die Ritter von Berwartstein mit den Herren von Fleckenstein auf der Seite der Habsburger. Der Streit endete 1314 in einer fünfwöchigen Belagerung der Burg Berwartstein durch die Reichsstädte Straßburg und Hagenau, die sich in einem Bündnis gegen Eberhard von Berwartstein, Hugo von Fleckenstein und Nikolaus von Lützelstein zusammenschlossen. Eventuell wurden Bürger jener Städte von den Rittern beraubt oder gegen Lösegelder gefangen gehalten. Ob die Vorwürfe berechtigt waren oder ob die Städte nur unliebsame Gegner ausschalten wollten bleibt ungeklärt. Die Belagerer ließen sich vermutlich auf dem Nestelberg südlich der Burg nieder, auf dem 200 Jahre später der Turm Kleinfrankreich gebaut wurde. Dort waren sie vor Angriffen aus der Burg sicher, konnten sie aber gut sehen und mit Wurfgeschossen erreichen. Mit Hilfe einer Blide (Katapult) wurden große Gesteinsbrocken auf die Burg Berwartstein geschleudert. Der Beschuss allein reichte aber nicht aus, um die Burg zu zerstören. Man rückte bis an den Halsgraben der Burg vor und begann mit einer Unterminierung (später wurden die Gänge der Unterminierung überbaut). Es wurden steile Schächte durch den Fels hindurch gegraben, um unter die Mauern der Oberburg zu kommen. Oberhalb dieser Schächte wurden starke Feuer entzündet, um den Sandstein porös zu machen und ihn dann leichter abschlagen zu können. Sie kamen etwa einen Meter pro Tag voran. Nach fünf Wochen erreichten die Belagerer ihr Ziel und die Burginsassen ergaben sich, obwohl die Mine noch nicht die Oberburg erreicht hatte. Wahrscheinlich hatte die Besatzung aufgegeben, damit es nicht zum Einsturz der Burg kommt, denn durch den Beschuss wurde die Burg bisher nur beschädigt, aber nicht zerstört.

Ende des Jahres 1319 trafen die Herren von Berwartstein einen Sühnevertrag mit der Stadt Straßburg, um den Streit beizulegen. Die Gefangenen, als auch die Burg wurden freigekauft, was die Familie Berwartstein in den Ruin trieb und sie zum Verkauf der Burg an die Familie Weingarten zwang. Das Rittergeschlecht von Weingarten blieb allerdings nur fünf Jahre Eigentümer der Burg, bis die Burg an die Benediktinerabtei Weißenburg ging und bis in das Jahr 1479 durch die Vögte der Abtei verwaltet wurde.

Seit 1408 gewannen die bayerischen Pfalzgrafen an Macht und erlangten die Landesherrschaft. 1471 gelang es dem Kurpfälzer Friedrich dem Siegreichen die Herrschaft über die Abtei Weißenburg zu übernehmen. 1480 belehnte er seinen Marschall, den Ritter Hans von Drott (im Volksmund Hans Trapp) oder auch Johannes von Trotha genannt, mit der Burg. Dieser verstärkte die Befestigung der Burg, zum Beispiel durch die Modernisierung der Verteidigungsanlage und führte von hier aus seine zahlreichen Kriegszüge, vor allem gegen die Abtei und Stadt Weißenburg. Dadurch erlangte die Burg Berwartstein ihren heutigen Ruhm. 1504 verlor die Abtei alle Rechte an der Burg, die weiterhin in den Händen der Pfalzgrafen blieb. In den Jahren zwischen 1545 und 1637 gelangte die Burg in den Besitz des Rittergeschlechts von Fleckenstein, wobei die Burg Berwartstein im Jahr 1591 durch einen Blitzschlag restlos nieder brannte.

In den darauf folgenden 300 Jahren wechselten die Besitzer der Ruine Berwartstein immer wieder. Zuletzt ist die Burg im Besitz französischer Familien. Erst 1893 wurde die Burg Berwartstein durch Hauptmann A. D. Theodor Hoffmann, genannt von Baginsky wieder aufgebaut. Nach dem Wiederaufbau ist sie die einzige noch bewohnbare Burg im Wasgau.1922 wurde die Burg von Aksel Faber aus Dänemark erworben. Familie Wadle ist dieser Zeit Burgverwalter und seit 1955 alleiniger Besitzer und Bewohner der Burg Berwartstein.

Baubeschreibung

Burg Berwartstein ist eine auf einem Sandsteinmassiv errichtete Felsenburg, bestehend aus einer Hauptburg auf dem Burgfelsen und einer Vorburg im Norden und Osten. An der Ostseite ist eine Terrasse aufgeschüttet, die als Garten diente und in Kriegszeiten als Kanonenplattform. Südlich der Hauptburg und 370 Meter Luftlinie entfernt, liegt am Nordhang des 402 Meter hohen Nestelbergs die Ruine des Vorwerks Klein-Frankreich.

Vorburg: Die Vorburg wurde im 15. Jahrhundert durch Hans von Trotha und im 16. Jahrhundert durch die Pfalzgrafen angelegt. Von mehreren Flankierungstürmen sind heute noch zwei Türme erhalten. Die Türme und Geschützkammern können durch im Felsen verlaufende Gänge erreicht werden. Nach mehrmaligen Niveauveränderungen wurde der Eingang der Vorburg im späten Mittelalter nach Nordosten verlegt.

Oberburg: Im späten Mittelalter war anstatt eines Bergfrieds ein Wohnturm vorhanden. Erst 1893 erhielt die Hauptburg ihre jetzige Gestalt. Beim Bau wurden alte Mauerteile verwendet, die heute noch an ihrem Buckelquadermauerwerk zu erkennen sind, welche auf eine Zeit nach 1220 hinweisen. Beide Enden der Burg sind als Plattformen ausgebildet, jedoch weisen Maueranschlüsse an die Türme und Balkenspuren auf dem Boden auf eine teilweise Überbauung der Gebäude hin.

Palas: 1485 wurde der im spätgotischen Stil errichtete Palas an den Felsen gelehnt. In ihm befand sich ein großer Rittersaal mit Rippengewölbe, in dem sich die heutige Burgschänke befindet. Zusätzlich wurde eine Küche in den Fels gehauen, in der sich das heutige Tafelmuseum befindet. Die beiden Räume waren durch einen kleinen Aufzug miteinander verbunden, dessen Schacht heute nicht mehr zu erkennen ist.

Felskammern und Brunnen: Die Gänge und Felskammern der Burg haben veränderte Öffnungen und dennoch sind sie dem Mittelalter zuzuordnen. Im späten Mittelalter wurde ein Brunnen im ehemaligen Inneren der Burg bis auf 104 Meter Tiefe mit einem Durchmesser von zwei Metern getrieben.

Die Burg Berwartstein inklusive Vorwerk Kleinfrankreich stehen unter Denkmalschutz (Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz – Kreis Kaiserslautern, S.15).

Räumliche Lage und Erreichbarkeit

Eine gut ausgeschilderte Zufahrt führt zu einem Parkplatz, von dem die Burg in circa drei Minuten leichten Fußwegs leicht erreicht werden kann. Die Burg Berwartstein befindet sich in Privatbesitz und kann deshalb nur mit Führung besichtigt werden.

Mehr Informationen über die Burg Berwartstein finden Sie unter kuladig.de.

Literaturverzeichnis

  • Herrmann, W. (2015). Auf rotem Fels: Ein Führer zu den schönsten Burgen der Pfalz und des elsässischen Wasgau. Karlsruhe.
  • Keddigkeit, J., Ton, A. , Scherer, K. und R. Übel (2003). Pfälzisches Burgenlexikon Kaiserslautern.
  • Zimmermann, R. (2009). Der Berwartstein und seine Herren. Trier.

Quellenangaben

Artikel-Historie

Koordinaten:

49° 6“ 29′ N, 7° 51“ 46′ O

Baustil:

Unbekannt

Datierung:
1152

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