Mikwe in Kaiserslautern

Alternative Bezeichnungen: Jüdisches Ritualbad, Kultbad

Eher zufällig fand man bei Ausgrabungsarbeiten der Kreissparkasse am Altenhof in Kaiserslautern im Jahr 1995 die Mikwe aus dem 14. Jahrhundert. Sie ist das einzige bauliche Zeugnis der jüdischen Geschichte in Kaiserslautern. In der Mikwe wuschen sich Männer und Frauen, um sich im kultischen Sinne zu reinigen.

Was ist eine Mikwe?

Eine Mikwe ist ein jüdisches Ritualbad und besitzt in der jüdischen Kultur eine große Bedeutung. Mikwen haben ihren Ursprung in der Zeit der Propheten. Durch das Baden im Wasser sollen Menschen und teilweise auch Gegenstände im kultischen Sinne gereinigt werden. Männer und Frauen sollen dies insbesondere tun, wenn sie Kontakt zu einem Toten hatten oder von einer bestimmten Krankheit geheilt wurden. Männer wird es nahegelegt sich vor dem Sabbat oder dem Versöhnungstag Jom Kippur zu reinigen. Frauen sollen dies am Abend vor ihrer Hochzeit, nach der Menstruation oder nach der Geburt eines Kindes tun. Erst anschließend ist ein Synagogenbesuch erlaubt. Außerdem können auch Gegenstände gereinigt werden. Dies ist vor allem bei Geschirr vor dem ersten Gebrauch notwendig.

Als Wasser darf nur „lebendiges“ Wasser genutzt werden. Das heißt, dass das Wasser nicht künstlich herangebracht werden darf. In Frage kommt daher nur Quell-, Grund- oder gesammeltes Regenwasser. Die meisten Mikwen aus dem Mittelalter waren sogenannte Grundwassermikwen. Um auf das Grundwasser stoßen zu können, wurde hierfür ein tiefer Schacht aus dem Boden gehoben, der zum Becken führte. Der Schacht besaß teilweise eine Tiefe von 20 Metern oder mehr. Um die Schwankungen des Grundwasserspiegels ausgleichen zu können, gab es im Becken in der Regel eine Treppe. Auch die ehemalige Mikwe in Kaiserslautern war eine Grundwassermikwe.

Für das Waschen gibt es genaue Vorschriften. Man muss vollkommen nackt und komplett unter Wasser tauchen. Der Körper muss frei von jeglichen Schmuckstücken oder Schminke sein.

Juden im Mittelalter in Kaiserslautern

Erstmals urkundlich erwähnt wurden jüdische Bewohner in Kaiserslautern im Jahr 1241. Man geht allerdings davon aus, dass bereits vor diesem Zeitpunkt Juden in Kaiserslautern gelebt haben. Die Juden widmeten sich im Mittelalter dem Großhandel und verkauften insbesondere Gewürze, vor allem Pfeffer, sowie weitere Erzeugnisse aus dem Orient. Wollte man damals diese Produkte erwerben, musste man sich hierfür an die jüdischen Kaufleute wenden. Das Wort „Jude“ war gleichbedeutend mit „Mercator“ oder „Negotiator“, was so viel wie Kaufmann oder Bankier bedeutet. Da der Standort Kaiserslautern für den Handel bereits seit mehreren Jahrhunderten ideale Bedingungen bot und sich der Handel gut entwickeln konnte, bildete sich schon früh eine jüdische Gemeinde. Anfang des 14. Jahrhunderts hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge auf dem Altenhof errichtet und besiedelte somit den Bereich des ältesten Marktes „Am Altenhof“. Vor der Synagoge führte die Judengasse entlang, welche heute unter dem Namen Glaserstraße existiert (Abschnitt von der Biegung in der Glaser- zur Marktstraße).

Schon seit jeher galten Juden im Rest der Bevölkerung als unbeliebt. Zurückzuführen ist dies auf wirtschaftliche Konkurrenzgründe, die auch der Pfalzgraf Rupprecht II. im Jahr 1389 beschrieb. Nachdem Kaiserslautern im Jahr 1388 das Privileg erhielt, keine Juden in der Stadt mehr dulden zu müssen, wurde die jüdische Gemeinde aufgelöst und die Gläubigen vertrieben. Erst seit etwa 1800 waren in Kaiserslautern wieder Juden ansässig.

Baubeschreibung

Die Mikwe ist ein Tauchbad aus dem 14. Jahrhundert. Das Becken ist 2,50 x 2,50 Meter groß und wurde in den Felsen geschrotet. Die Reste der Zugangstreppe ins Becken sind heute noch sichtbar. Nachdem die Juden Ende des 14. Jahrhunderts vertrieben wurden, wurde die Mikwe mit Schutt gefüllt. Lange Zeit ging man davon aus, dass jegliche bauliche Zeugnisse einer jüdischen Gemeinde in Kaiserslautern spätestens seit der Zeit des Nationalsozialismus abgetragen wurden, so fand man im Jahr 1995 das jüdische Kultbad eher zufällig bei Ausbauarbeiten der Kreissparkasse am Altenhof.

Räumliche Lage und Erreichbarkeit

Die Mikwe aus dem 14. Jahrhundert befindet sich unterhalb der Kreissparkasse am Altenhof in Kaiserslautern. Sie kann im Rahmen von Führungen besichtigt werden.

Literaturverzeichnis

  • Friedel, Heinz (1957). Die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Kaiserslautern. Ein Beitrag zur Ortsgeschichte. Kaiserslautern.

Quellenangaben

Artikel-Historie

Koordinaten:

49° 26“ 38′ N, 7° 46“ 4′ O

Baustil:

Unbekannt

Datierung:
14. Jahrhundert

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