Geschichte
Das Gotteshaus in Reichenbach wird erstmals 1291 erwähnt. Die Kirche war in den folgenden Jahrhunderten mit großen Gnaden und Ablässen ausgestattet, die sie zu einem Mittelpunkt des religiösen Lebens der Gegend machten. Von 1532 an hatte der Ort eine lutherische Pfarrei; 1684 wurde das Simultaneum eingeführt, der Gebrauch des Gebäudes durch beide Konfessionen. Seit 1883 ist die Kirche im alleinigen Besitz der Protestanten, nachdem die Katholiken ein eigenes Gotteshaus gebaut hatten.
Baubeschreibung
In der Architektur der Kirche sind deutlich drei Bauepochen zu erkennen. Der älteste Teil ist der Turm mit viereinhalb Geschoßen und Satteldach, der als Wehrturm zu einer mittelalterlichen Befestigungsanlage gehörte. Der zweitälteste Teil des Gebäudes ist der Chorraum mit einem Kreuzrippengewölbe aus dem 13. Jahrhundert (Gotik). Das Kirchenschiff, das lothringische Soldaten 1675 in Brand gesetzt hatten, wurde um 1700 erneuert. Das jetzige Langhaus hat eine Flachdecke und eine barocke Empore.
Die eigentliche Sehenswürdigkeit der Kirche besteht in den Deckenfresken des Chorgewölbes, die das Gotteshaus zu einem bemerkenswerten Kulturdenkmal machen. Die frühgotischen Wandmalereien dürften in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts entstanden sein. Dargestellt ist das Befestigungswerk einer mittelalterlichen Stadt mit Mauern, Türmen und Toren, ein gleichnishaftes Abbild des himmlischen Jerusalem.
Vier bunte Steinrippen teilen das Gewölbe in gleichgroße Felder, wobei jeder der vier Himmelsrichtungen eine besondere Aussage vorbehalten ist. Die Gewölbefelder enthalten jeweils eine lebensgroße, thronende Figur und in den Zwickeln die kleineren Gestalten von Heiligen. Bei den Hauptfiguren handelt es sich um Johannes den Täufer, Maria mit dem Jesuskind, Christus als Weltenrichter und Petrus als Menschenfischer. Die Darstellung des Weltenrichters ist von einer Mandorla umgeben, die von den vier Evangelisten getragen wird. Die Evangelisten sind als Gestalten in langen Gewändern mit symbolischen Köpfen wiedergegeben: Matthäus als Mensch, Markus als Löwe, Lukas als Stier und Johannes als Adler.
Die über hundert Jahre alte Orgel des Gotteshauses ist eine der letzten Arbeiten aus der berühmten Werkstatt der Gebrüder Stumm in Rhaunen-Sulzbach. Auf dem Altar stehen ein eindrucksvolles Bronzekreuz und zwei Kerzenleuchter, die der Bildhauer Hellmut Lange in moderner Weise gestaltete. Die Balken des Kreuzes sind durchbrochen, so dass in den Aussparungen der Körper des Gekreuzigten angedeutet wird.
Räumliche Lage und Erreichbarkeit
Die protestantische Kirche befindet sich inmitten des Ortsteils Reichenbach der Ortsgemeinde Reichenbach-Steegen. Sie liegt im Norden des Landkreises Kaiserslautern.
(Karlheinz Schauder, 2006-2010)