Landsburg bei Obermoschel

Alternative Bezeichnungen: Moschellandsburg, Schloss in Moschel, Burg Landsberg

Die Burgruine Landsburg in Obermoschel, die auch Moschellandsburg oder im Volksmund nur „Schloss“ genannt wird, ist heute ein beliebtes Ausflugsziel. In alten Beschreibungen kann man nachlesen, dass die Wanderer, die die Burg erstiegen, von der herrlichen Fernsicht, die man von der Burg genießt, begeistert waren. Das ist heute nicht anders. Die Burg wird heute für viele Veranstaltungen, herausragend ist sicherlich der Mittelaltermarkt, der jährlich ein überregionaler Publikumsmagnet mit jeweils mehreren Tausend Besuchern ist, genutzt. Über die Moschellandsburg führt der Geo-Kultur-Pfad genauso wie der Pfälzer Höhenweg oder der Westpfalz-Wanderweg.

Geschichte

Möglicherweise existierte die Landsburg bereits im frühen 12. Jahrhundert und befand sich zwischen 1112 und 1146 im Besitz von Gerlach I. (1112-1146), der sich auch Graf von Veldenz nannte. In einem von Gerlach V. (ca. 1232 – ca. 1260), einem Nachfahren des Grafen von Veldenz, mitbesiegelten Kaufvertrag des Klosters Eberbach wird die Burg erstmals 1255 urkundlich erwähnt. Nur vier Jahre später stellte Bischof Eberhard dem Grafen Gerlach V. die Landsburg als wormsisches Lehen aus. Nach dem Aussterben der Veldenzer-Linie fiel sie 1444 an die Herzöge von Zweibrücken. Unter Herzog Ludwig dem Schwarzen (ca. 1444/59-1489) entwickelte sich die Burg zur bedeutenden Macht. Dies störte Kurfürst Friedrich I., worauf er die Moschellandsburg im Jahr 1461 belagerte, aber ohne Erfolg. Ebenso verlief eine Belagerung zu Beginn des Jahres 1512, als die Burg durch Ruprecht von Randecken besetzt wurde. Vermutlich gaben die Eindringlinge auf, denn die Burg trug dadurch keinen Schaden.

Im Jahr 1620 Begann schließlich auch im Amt Landsberg der Dreißigjährige Krieg (1618-1648). Die Besitzer flohen mit dem im Vorjahr geborenen Sohn, Herzog Friedrich Ludwig (1619-1681), vor den anrückenden spanischen Truppen nach Straßburg. Von dort siedelten sie sieben Jahre später nach Montfort in Burgund über.

Die Spanier zogen im Jahr 1620 mit 2000 Mann und drei Geschützen vor die Landsburg und forderten die Kapitulation der nur 250 Mann starken Burgbesatzung, worauf sich diese kampflos ergaben. Die spanische Garnison wurde 1631 von den Schweden wieder vertrieben. Vier Jahre später wurde die Landsburg von den Kroaten eingenommen, geplündert und angezündet. Nach dem Ende des Krieges baute Herzog Friedrich Ludwig zwischen 1645 und 1657 die Burg als Renaissance-Schloss wieder auf. Doch schon im Jahr 1689 während des Pfälzischen Erbfolgekriegs (1688-1697) wurde das Schloss von den Franzosen wieder gesprengt. Nach dem Abzug der Truppen wurde die alte Ordnung, wie sie unter Herzog Friedrich Ludwig herrschte, wieder hergestellt. So wurde das Amt Landsberg wieder als Privatgut ausgesondert und in die Pfalz-Zweibrücker Ärar integriert. In der französischen Revolutionszeit wurde die Landsburg zum Nationalgut erklärt und Anfang des 19. Jahrhunderts an Private versteigert. Heute ist die Burgruine im Besitz der Stadt Obermoschel.

Funktionen

Bis in das 15. Jahrhundert wurde die Burg nur als Teilresidenz genutzt. Bis zum Beginn des Dreißigjährigen Kriegs (1618-1648), als die Burg zur Garnison umfunktioniert wurde, diente die Burg hauptsächlich als Kellerei, d.h. als Institution zur Beschaffung von Finanzmitteln im Amt Landsberg. Etwa 40 Prozent der Kellereiprodukte resultierten aus Steuern, Zehnten (Abgabe des zehnten Teils des Ertrags) und Zinsen durch die Bewirtschaftung von Grundbesitz. Dementsprechend gingen 60 Prozent aus der Eigenproduktion von Roggen, Hafer, Wein und Schafswolle hervor. Außerdem wurden etwa 40 Rinder, 80 Schweine sowie Arbeits- und Reitpferde und Maultiere gehalten. Die Burg war im 15. und 16. Jahrhundert einer der größten Weinbaubetriebe in der Region. Der früheste Beleg für Weinbau in Obermoschel stammt aus dem Jahr 1339.

Spätere Nutzung und besondere Ereignisse

Am 6. Juni 1902 besuchte Prinz Ludwig von Bayern (später König Ludwig III., 1845-1921) die Landsburg. Als Ehrengabe wurde ihm von der Stadt die von Herrn Ludwig Eid geschaffene Festschrift „Wittelsbach auf Landsburg“ überreicht. Eid, der wie kein zweiter die Geschichte der Burg durchforschte und niederschrieb, hatte im Jahr 1905 die Festschrift als Buch herausgebracht.

Im Jahr 1921 fand die erste Freilichtaufführung im Burghof statt. Die „Künstlerische Volksbühne Saarland-Pfalz“ zeigte unter der Regie von Max Gümbel-Sailing die „Hans-Sachs-Spiele“. Der Besucherandrang war so groß, dass man sich nach einem größeren Platz -für Freilichtspiele- umsehen musste. Die neue Freilichtbühne entstand gegenüber dem ehemaligen Bet- und Zechenhaus an der Abraumhalde in Obermoschel.

Ende der 1950iger Jahre drehte Helmut Käutner (1908-1980) mit den bekannten Schauspielern Curd Jürgens (1915-1982) und Maria Schell (1926-2005) in den Hauptrollen Teile des Filmes „Der Schinderhannes“ im Burggelände und der unmittelbaren Umgebung.

Die Schutzgemeinschaft Deutscher Wald veranstaltete 1971 die Landesfeier zum Tag des Baumes im Burghof. Festredner war der damalige Ministerpräsident, Dr. Helmut Kohl (1930-2017). Er pflanzte auch den obligatorischen Baum, der heute mit einer Plakette versehen und auf diesen historisch bedeutsamen Tag hinweist.

Des Weiteren wurde ein Fernsehumsetzer innerhalb der Burganlage installiert und bei der Schaffung des Westpfalzwanderweges eine Schutzhütte verwirklicht. Seit knapp zwei Jahrzehnten ist der Mittelaltermarkt auf der Moschellandsburg ein großer Besuchermagnet.

Baubeschreibung

Die Landsburg liegt auf dem Gipfel des 310 Meter hohen Landsbergs. Dieser fällt zu drei Seiten steil ab und läuft nur im Osten und Südosten flacher aus. Im Laufe der Jahrhunderte erfuhr die Burg mehrfach Überbauung, Umnutzung, Zerstörung und Abbruch, weshalb nur noch relativ wenig Bausubstanz der ehemals großen Anlage erhalten ist. Einst zählte die Anlage zu den größten Burgen der Pfalz. Die Burg lässt sich in zwei Bereiche einteilen: In eine ältere obere Anlage und in eine diese umgebende, mehrfach erweiterte Unterburg.

Die obere Kernanlage wurde mehrfach baulich verändert und ist mit dem Burghof identisch. Im Osten wird der Hof noch teilweise durch eine Schildmauer begrenzt und im Westen durch den hohen Turm, an den eine in Nord-Süd-Richtung verlaufende Mauer anschließt. Die Südmauer der Kernanlage ist mit der Außenmauer des Palas identisch. Der Burghof ist über ein heute weitgehend verfallenes Tor unmittelbar südlich des Turmes zugänglich.

Der Turm in der Mitte der polygonalen, etwa 80 Meter langen und 50 Meter breiten Fläche der Kernanlage ist auf einem separaten Felsklotz errichtet worden. Er hat einen fast quadratischen Grundriss mit den Maßen 11 mal 11 Meter sowie eine Mauerstärke von fast drei Metern. Von diesem fensterlosen Turm sind nur die Nord- und Westseite erhalten. Er erstreckte sich ehemals mindestens über drei Stockwerke von jeweils drei Metern Höhe.

Im Osten, auf der Hauptangriffsseite der Burg, sind die Reste einer von Norden nach Süden verlaufenden bereits erwähnten Schildmauer zu sehen. An deren südlichen Ende befindet sich die Ruine eines fensterlosen angelehnten Baus. Daran schließt wiederum ein längliches Gebäude an, das Palas genannt wird. Auf dem Kupferstich von Merian ist zu erkennen, dass der Palas einst auf der äußeren Ringmauer aufsaß und mehrere Maulscharten für Feuerwaffen hatte. Darüber lag ein Stockwerk mit drei Fenstern und zwei Erkern, das mit einem Satteldach gedeckt war und zwei Gaupen besaß. Die baulichen Reste werden heute von einer modernen Dachkonstruktion geschützt. Erhalten sind heute lediglich zwei unterschiedlich große tonnengewölbte Keller und eine spitzbogige Tür. Im Westen schließt ein ehemaliger Verließturm mit einer Grundfläche von sechs mal acht Metern an. Die Grundmauern sind noch fast zwei Meter stark.

Teil der Burg war außerdem eine Burgkapelle, die erst von Herzog Ludwig dem Schwarzen erbaut wurde. Sie war dem heiligen Hubertus geweiht und befand sich wahrscheinlich unmittelbar neben dem Eingangstor. Neben der Kapelle wird im Jahr 1582 eine Hofkapelle erwähnt. Von keiner der Beiden sind heute Überreste zu erkennen.

Folgt man dem Burgweg, so gelangt man zuerst zu einem stichbogigen Tor, das in die westliche Unterburg (15. Jahrhundert) und den Zwinger führt. Dieses wurde Ende des 19. Jahrhunderts renoviert und liegt wenige Meter unterhalb des bereits erwähnten Verließturms. Südlich des Torbogens schließt ein runder Flankierungsturm der äußeren Ringmauer an. Dieser beherbergte einen Brunnen, der allerdings 1819 verfüllt wurde. Vom Flankierungsturm ausgehend, führt eine etwa 40 Meter lange Ringmauer in Richtung Westen. Ehemals traf an diesem Punkt die Mauer auf einen zweiten Flankierungsturm. Am Ende der Mauer und etwas weiter nördlich, ist das „hintere Bollwerk“ oder auch „Rondell“ gut sichtbar. Es hat einen Innendurchmesser von zehn Metern und im erhaltenen Erdgeschoss noch eine Mauerstärke von einem Meter. Geht man nun den Burgweg weiter nach Norden, entlang der Reste der Ringmauer der Oberburg (auf der rechten Seite/östlich des Weges), gelangt man zu einem weiteren Torbau. Dieses Tor war vermutlich Teil eines mehrgeschossigen runden Turms. Auf der westlichen der beiden Eingangsseiten sind ein stichbogiger Durchgang sowie das erste Untergeschoss des Turms erhalten.

Zwischen 1977 und 1983 wurde die Moschellandsburg teilweise wieder Instand gesetzt und umfangreich renoviert. In dieser Zeit wurde auch die Schutzhütte über den Kellergewölben errichtet. Heute steht die Burganlage unter Denkmalschutz.

Räumliche Lage und Erreichbarkeit

Die Burg liegt etwa 200 Meter südöstlich von Obermoschel im Donnersbergkreis. Ein ausgeschilderter Fahrweg führt von Obermoschel bis zur Burg. Die Ruine ist frei zugänglich und bietet vorgelagert einige Parkmöglichkeiten.

(Arno Mohr und Sonja Kasprick, ZukunftsRegion Westpfalz, 2019)

Literaturverzeichnis

  • s. Lippert (1893). Baudenkmäler der Pfalz, Band 2. Ludwigshafen/Rhein.
  • J. Naeher (1893). Die Burgen der rheinischen Pfalz. Kaiserslautern .
  • L. Eid (19o5). Wittelsbach auf Landsburg. Kaiserslautern .
  • W.Hesse (o.J.). Hier Wittelsbach-hier Pfalz. Landau/Pflalz.
  • Pfalzgalerie (o.J.). Burgen der Pfalz. Kaiserslautern .
  • O. Jung (1926). Unser Moschel-Heimattag Pfingsten 1926. Obermoschel .
  • E. Rapp (Heft 7/1967). Die Pfalz am Rhein. Obermoschel .
  • W. Vogt (1968). Burgen. o.O.
  • Keddigkeit, J., Burkhart, U. und R. Übel (Hrsg.) (2005). Pfälzisches Burgenlexikon, Band 3, I-N. Kaiserslautern.

Quellenangaben

    Artikel-Historie

    Koordinaten:

    49° 43“ 30′ N, 7° 46“ 50′ O

    Baustil:

    Unbekannt

    Datierung:
    1255-1689

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